Die Zeichen stehen auf Sturm, doch Deutschland trotzt im Herbst allen Widrigkeiten. Ungeachtet düsterer Aussichten mit Trumps unkalkulierbarem Zollstreit, dem schier endlosen Brexit-Drama und einer schwächeren Weltwirtschaft fallen die neuesten Daten zur deutschen Wirtschaftsleistung überraschend positiv aus.
Die deutsche Wirtschaft ist entgegen fast aller Erwartungen in den zurückliegenden drei Monaten leicht gewachsen. Im dritten Quartal 2019 legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu, wie das Statistische Bundesamt am Morgen mitteilte.
Damit entgeht Deutschland einer "technischen Rezession". Eine solche Abschwächung der Wirtschaftsleistung definieren Wirtschaftswissenschaftler mit zwei Minusquartalen in Folge. Im zweiten Quartal des laufenden Jahres hatte es nach revidierten Zahlen einen Rückgang um 0,2 Prozent gegeben, nachdem Europas größte Volkswirtschaft zum Jahresauftakt noch neuen Berechnungen zufolge ein Wachstum von 0,5 Prozent verbuchen konnte.
"Der Aufschwung ist beendet"
Das schmale Wachstum im dritten Quartal kommt zwar überraschend, liegt aber nicht weit von den im Vorfeld abgegebenen Prognosen entfernt. Einen dramatischen Absturz der deutschen Wirtschaft hatten die meisten Volkswirte nach mittlerweile gut zehn Jahren Aufschwung ohnehin nicht erwartet.
"Der Aufschwung ist beendet, bislang ist jedoch nicht von einer breiten und tiefgehenden Rezession auszugehen", schrieben etwa die fünf "Wirtschaftsweisen" als Top-Berater der Bundesregierung in ihrem jüngst veröffentlichten Herbstgutachten.
Allerdings erwarten die Bundesregierung sowie führende Wirtschaftsforschungsinstitute für das Gesamtjahr 2019 deutlich weniger Wirtschaftswachstum als im vergangenen Jahr. Die jüngsten Prognosen gehen von 0,5 Prozent aus. 2018 hatte die deutsche Wirtschaftsleistung noch um 1,5 Prozent zugelegt.
Massive Risiken im Außenhandel
Internationale Handelskonflikte und das Drama um den Brexit belasten vor allem die exportorientierte deutsche Industrie schwer. Die Verunsicherung bremst Investitionen. Schlüsselbranchen wie der Auto- und Maschinenbau sowie die Elektro- und Chemieindustrie bekommen das längst zu spüren.
Bei den Exporten konnte der deutsche Außenhandel im September überraschend starke Zahlen verbuchen: In diesem Monat wurden 4,6 Prozent mehr Waren "Made in Germany" ins Ausland verkauft als ein Jahr zuvor. Auf Jahressicht liegen die Ausfuhren mit 997,1 Milliarden Euro noch um knapp ein Prozent im Plus.
Große Hoffnungen liegen nach wie vor auf dem privaten Konsum, der sich mehr und mehr auch in Deutschland zu einer wichtigen Konjunkturstütze entwickelt. Ein Grund für Zuversicht liegt hier in den weiterhin sehr niedrigen Arbeitslosenzahlen. Allerdings dämpft die schwächelnde Konjunktur zunehmend auch die Stimmung der Verbraucher: Die Marktforscher der Nürnberger GfK ermittelten in ihrer monatlichen Konsumklimastudie für November den niedrigsten Wert seit Herbst 2016.
Quelle: n-tv.de
Tags: