Hongkonger Ministerin in London angegriffen

  16 November 2019    Gelesen: 571
Hongkonger Ministerin in London angegriffen

Die Proteste in Hongkong spitzen sich immer weiter zu. Nun stirbt ein zweiter Mann am Rand der zunehmend gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Regierungsbefürwortern. In London wird derweil die Justizministerin attackiert.

Die Proteste gegen die Hongkonger Regierung haben eine neue Eskalationsstufe erreicht. Nach Angaben der Führung in der chinesischen Sonderverwaltungszone wurde Justizministerin Teresa Cheng in London von Demonstranten angegriffen und verletzt. Das wäre die erste direkte Auseinandersetzung zwischen einem Hongkonger Regierungsmitglied und den Demonstranten - noch dazu im Ausland. Cheng war in der britischen Hauptstadt, um für Hongkong unter anderem als Geschäftsmetropole zu werben. China legte offiziell Beschwerde in Großbritannien ein und forderte, dass die mutmaßlichen Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Der Hongkonger Regierung zufolge hat Cheng "schwere körperliche Schäden" erlitten. Die chinesische Botschaft in London teilte mit, Cheng sei zu Boden gedrückt und an der Hand verletzt worden.

In Hongkong selbst hat sich die Lage in den vergangenen Tagen zugespitzt. Am Rande der anhaltenden Anti-Regierungsproteste gab es ein weiteres Todesopfer. Ein 70-jähriger Mann erlag laut Behördenangaben vom Donnerstagabend seiner schweren Verletzung. Lokale Medien hatten zuvor berichtet, dass der Mann am Mittwoch in einer Auseinandersetzung zwischen Anti-Regierungsdemonstranten und Anwohnern von einem Pflasterstein am Kopf getroffen worden war. Der Mann hatte demnach mit anderen versucht, von Demonstranten zur Blockade ausgelegte Steine von der Straße zu räumen. In anderen Berichten hieß es, er habe auch Videos und Fotos gemacht.

Es wird vermutet, dass der Mann während seiner Mittagspause durch einen "harten Gegenstand" starb, der von "Randalierern" geschleudert wurde, hieß es in einer Mitteilung der Hongkonger Behörde für Lebensmittel- und Umwelthygiene, für die das Opfer als Reinigungskraft gearbeitet hatte. Die Polizei stufte die Tat als Mord ein. Auf einem Video von dem Vorfall ist zu erkennen, wie sich schwarz gekleidete Demonstranten und eine andere Gruppe mit Steinen und anderen Objekten bewerfen. Der Mann wird von einem Objekt getroffen und fällt zu Boden.

Die Sonderverwaltungsregion Hongkong sei empört über "die böswillige Tat", hieß es in der Mitteilung der Regierung weiter. Die Polizei werde alle Anstrengungen unternehmen, um den Fall zu untersuchen und die Straftäter vor Gericht zu bringen.

Zustand mehrerer Verletzter kritisch

Die Gewalt in Hongkong eskalierte in den vergangenen Tagen. Vorige Woche hatten die Behörden den Tod eines Studenten bestätigt, der am Rande von Ausschreitungen von einem Parkhaus gestützt war. Am Montag hatte ein Polizist zudem einem jungen Demonstranten in den Bauch geschossen. Sein Zustand hatte sich im Laufe der Woche gebessert. Ebenfalls am Montag zündete ein radikaler Demonstrant einen Sympathisanten der Regierung an. Sein Zustand ist kritisch. Gleiches gilt für einen 15-Jährigen, der laut Berichten von einem Tränengas-Kanister am Kopf getroffen worden war. Den fünften Tag in Folge entflammten auch am Freitag an vielen Orten in der Stadt Proteste. Demonstranten blockierten dabei mehrere Straßen.

Die seit mehr als fünf Monaten anhaltenden Proteste in der chinesischen Sonderverwaltungsregion richten sich gegen die Regierung: Die Demonstranten kritisieren unter anderem den wachsenden Einfluss Chinas auf die ehemalige Kronkolonie. Seit der Rückgabe an China 1997 wird Hongkong nach dem dem Grundsatz "ein Land, zwei Systeme" autonom regiert. Die Demonstranten fordern freie Wahlen, eine unabhängige Untersuchung von Polizeibrutalität sowie Straffreiheit für die bereits weit mehr als 4000 Festgenommenen. Auch der Rücktritt von Regierungschefin Carrie Lam gehört zu ihren Forderungen.

Quelle: n-tv.de


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