Junge Menschen in Deutschland sind politisch interessiert wie lange nicht mehr

  06 Februar 2016    Gelesen: 964
Junge Menschen in Deutschland sind politisch interessiert wie lange nicht mehr
Wir ernähren uns fair und geben besonders Acht auf Tierschutz. Wir engagieren uns bei Naturschutzorganisationen, streiken gegen Rechtsradikalismus und gegen Turbokapitalismus an den Börsen. Wir schreien auf, gegen Sexismus und Hass im Netz, organisieren Flashmobs, engagieren uns in der Flüchtlingshilfe und sammeln Spenden für Hilfsprojekte.
Wir sorgen uns um Flüchtlinge auf dem Mittelmeer, um Krieg im Nahen Osten, Hunger auf der Welt und die Folgen des Klimawandels. Wir sehen in globalen Herausforderungen auch nationale Verpflichtungen. Wir recyceln Lebensmittel und meiden Produzenten, die nicht verkaufte Lebensmittel entsorgen, anstatt sie frei zu geben. Wir wollen die Welt verändern.

Wir sind „Jung&Naiv" und andere Youtuber, die Politik begreifbar machen und dabei auch scharfe Kritik üben. Wir schreiben keine Leserbriefe an Zeitungen, die kaum einer liest, aber wir bloggen und tauschen uns online aus.

Wir sind extrem politisch und wir bringen uns ein

Wir sind extrem politisch und wir bringen uns ein. Nur eben nicht mehr in Parteien. Dies spiegelt sich auch in der Wahlbeteiligung in unserer Gesellschaft wider, nicht nur bei uns jungen Leuten. Parteien verlieren Vertrauen und mit ihnen die parlamentarische Demokratie. Junge Menschen, die im Frankfurter Bankenviertel streiken, glauben genau so wenig daran, dass ihre Stimme zählt, wie Menschen, die bei Pegida mitlaufen.

Parteien auffrischen

Viele von uns fühlen sich von Parteien abgestoßen, weil sie veraltet wirken und ihrer Zeit scheinbar oft hinterherlaufen. Einige von uns werden trotzdem Mitglieder, viele treten später mangels Aktivität oder Ansprechpartnern wieder aus.

Der Altersdurchschnitt in Parteien ist hoch. Laut CDU-Generalsekretär Peter Tauber ist die Anzahl versterbender Mitglieder in der CDU höher, als die Anzahl neu eintretender Mitglieder. Das zeigt die Dringlichkeit, die Parteienlandschaft aufzufrischen, Strukturen anzupassen und mit Gleichgesinnten weitreichend neue Ideen auf den Weg zu bringen.

Belebt die Debattenkultur, fordert Mitsprache ein, diskutiert Vorschläge, stellt Anträge und lasst Euch im besten Fall auch selber für politische Ämter aufstellen. Vor allem für uns Jungen ergibt es Sinn, in Parteien aktiv zu sein. Dass jüngere Menschen neue Ideen und andere Konzepte haben, ist nicht neu. Es war schon immer so, dass jüngere Generationen ihre Ideen mit bestehenden Konzepten vermischen und sich Politik und die Gesellschaft so weiterentwickeln.

Ad hoc-Bündnisse vs. langfristiges Engagement

Die Inhalte von Bürgerbewegungen und aus den neuen Medien müssen ihren Weg in die originäre Politik finden. Dafür mögen kurzfristig ad hoc-Bündnisse wie Bürgerinitiativen sehr attraktiv wirken, sie sind aber eben nur kurzfristig und auf ein einzelnes Projekt ausgelegt. Das Engagement in einer Partei hingegen ist ein gesamtgesellschaftliches, langfristiges Engagement.

Es geht da nicht mehr nur um ein Projekt, sondern um allgemeine gesellschaftliche Belange. Diese gehen junge Menschen in besonderem Maße an und müssen von uns mitgetragen werden. Die Digitalisierung von Arbeit, Politik und weiten Teilen unseres gesellschaftlichen Lebens sollte durch digital natives maßgeblich mitgesteuert werden.

Politik ist auch immer die Frage, in welcher Gesellschaft wir leben wollen. Wer, wenn nicht wir Jungen, soll das beantworten? Es geht um die Gestaltung unserer Gesellschaft, unser Auftreten in der Welt und unseren Einfluss auf globale Herausforderungen. Diese Fragen werden in den nächsten Jahrzehnten keine Generation so fordern wie unsere, deshalb sollten junge Menschen sich aufraffen, parteipolitisch aktiv zu werden und die Zukunft ernsthaft und nachhaltig zu gestalten.



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