Lübcke-Verdächtiger kündigt Geständnis an

  29 November 2019    Gelesen: 575
Lübcke-Verdächtiger kündigt Geständnis an

Nach dem Mord an CDU-Politiker Lübcke gesteht der Verdächtige Stephan E. die Tat erst, widerruft die Aussage dann aber. Nun kündigt er ein neues Geständnis an. In einem schriftlichen Interview spricht er außerdem über den Mitverdächtigen Markus H. Dieser habe "die Waffen ins Spiel" gebracht.

Der Verdächtige im Mordfall des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke will ein neues Geständnis ablegen. Dies sagte dessen Verteidiger Frank Hannig dem ARD-Politikmagazin "Panorama". "Mein Mandant hat mich gebeten, dem Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof mitzuteilen, dass er ein ausführliches Geständnis abgeben möchte und nun endlich die Wahrheit über die Tatnacht ans Tageslicht bringen will", erklärte Hannig. Mit dem Geständnis wolle E. "alle noch offenen Fragen über den Tathergang klären". Bereits vor einer Woche hatte Hanning dem "Spiegel" gesagt, er prüfe Hinweise auf einen möglichen zweiten Mann am Tatort.

Lübcke war in der Nacht zum 2. Juni tot auf der Terrasse seines Wohnhauses im nordhessischen Wolfhagen-Istha gefunden worden. Laut Obduktion wurde der 65-Jährige mit einer Kurzwaffe aus nächster Nähe erschossen. Die Ermittler gehen von einem rechtsextremen Hintergrund der Tat aus. Der Hauptverdächtige Stephan E. hatte die Tat zunächst gestanden und die Ermittler unter anderem zum Versteck der Mordwaffe geführt - sein Geständnis dann allerdings widerrufen.

"Man wird kaum davon ausgehen können, dass Herr E. gar nichts mit der Tat zu tun hat", sagte Hannig nun dem Magazin "Panorama". "Das heißt, die Erwartung, er würde jetzt plötzlich sagen, er war überhaupt nirgendwo dabei, dürfte unrealistisch sein." Offenbar geht der Anwalt jedoch von einem anderen Tatgeschehen aus.

In einem schriftlichen Interview beantwortete der Hauptangeklagte Stephan E. zudem Fragen der "Panorama"-Reporter - weil das Bild über ihn, das in der Öffentlichkeit aufgebaut wurde, "so nicht richtig" sei. In dem Interview beantwortete er zwar keine Fragen zur Tat, bestätigte aber sein Motiv. Ausschlaggebend war demnach die Veranstaltung mit Lübcke im Jahr 2015, bei der der Regierungspräsident Flüchtlingsgegner zurechtwies. "Ich war empört", schreibt E. dazu. "Ich konnte es nicht fassen, dass ein Politiker weiten Teilen der Bevölkerung nahelegt, das Land zu verlassen, weil sie anderer Meinung sind zu dieser Thematik."

"Markus hat sein Umfeld aufgestachelt"


Um wen es sich bei seinem möglichen Mittäter handeln könnte, lässt E. zwar offen - geht aber auf seine Beziehung zu dem Kasseler Neonazi Markus H. ein, der wegen Beihilfe zum Mord in Untersuchungshaft sitzt. "Das war ein entscheidendes Verhängnis", sagte E. demnach über H., der ihm die Mordwaffe vermittelt haben soll. "Er brachte die Waffen ins Spiel, er verknüpfte sie ständig mit politischen Themen. Markus hat sein Umfeld immer aufgestachelt."

Neben Markus H. sitzt auch Elmar J. wegen Beihilfe zum Mord in Untersuchungshaft. Er soll Stephan E. nach der Vermitttlung durch Markus H. die Mordwaffe verkauft haben. Den drei Verdächtigen wird vermutlich gemeinsam der Prozess gemacht, zuständig ist das Oberlandesgericht Frankfurt. Die Anklage soll um den Jahreswechsel herum erhoben werden.


Quelle: n-tv.de


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