Nach Angaben des nordkoreanischen Staatsfernsehens verlief der Abschuss der Rakete nach Plan. Die Trägerrakete habe den "Erdbeobachtungssatelliten Kwangmyong 4 erfolgreich in die Umlaufbahn gebracht", verkündete eine Nachrichtensprecherin. Machthaber Kim Jong Un erteilte demnach persönlich den Befehl zum Abschuss. Nordkorea habe das Recht, das Weltall "friedlich und unabhängig" zu nutzen, sagte die Sprecherin. Der Raketenstart sei aber auch ein "Durchbruch bei der Steigerung der nationalen Verteidigungsfähigkeiten".
Es gab zunächst keine unabhängige Bestätigung dafür, dass die letzte Stufe der Trägerrakete tatsächlich die Erdumlaufbahn erreichte. Ein Vertreter der US-Armee sagte aber, dass die Rakete "anscheinend" das Weltall erreicht habe.
US-Außenminister John Kerry sprach von einer "abscheulichen" Verletzung von UN-Resolutionen. Die Nationale Sicherheitsberaterin der USA, Susan Rice, verurteilte den Raketenstart als "destabilisierend und provokativ". Das nordkoreanische Raketen- und Atomprogramm sei eine "ernsthafte Bedrohung" für die Interessen der USA und einige ihrer engsten Verbündeten. Japans Regierungschef Shinzo Abe nannte das Vorgehen Nordkoreas "absolut inakzeptabel".
Frankreichs Regierung sprach von einer "sinnlosen Provokation" und verlangte eine "schnelle und harte Reaktion" der internationalen Staatengemeinschaft. Auch Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye forderte den UN-Sicherheitsrat auf, "schnell harte Strafmaßnahmen" gegen Nordkorea zu verhängen. Der Raketenstart sei eine große Gefahr für Frieden und Sicherheit in der Welt.
Russland distanzierte sich ebenfalls von Pjöngjang. Der Raketenstart verschärfe die Lage auf der koreanischen Halbinsel und in der gesamten Region, teilte das russische Außenministerium mit. Nordkoreas wichtigster Verbündeter China äußerte lediglich sein "Bedauern" darüber, dass Nordkorea ungeachtet internationaler Proteste darauf bestehe, eine Rakete abzufeuern.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief Pjöngjang dazu auf, seine "provokativen Aktionen" zu beenden. In einer Erklärung bekräftigte Ban aber seine Bereitschaft, "mit allen Seiten zusammenzuarbeiten", um den Konflikt zu entschärfen und eine "nachprüfbare Entnuklearisierung der koreanischen Halbinsel zu erreichen".
In New York will nach Angaben von Diplomaten noch am Sonntag um 11.00 Uhr (Ortszeit, 17.00 Uhr MEZ) der UN-Sicherheitsrat zu einer Sondersitzung zusammenkommen. Seoul und Washington kündigten außerdem an, umgehend Verhandlungen über die Stationierung eines US-Raketenabwehrsystems in Südkorea aufzunehmen.
Nordkorea hatte am 6. Januar die Zündung einer Wasserstoffbombe verkündet und damit weltweit Empörung hervorgerufen. Der vierte Atomwaffentest Nordkoreas seit dem Jahr 2006 wurde vom UN-Sicherheitsrat scharf verurteilt. Atomexperten und die US-Regierung bezweifelten allerdings, dass es sich tatsächlich um eine Wasserstoffbombe handelte. Die Explosion sei dafür nicht stark genug gewesen.
Der jüngste Raketenstart war auch Thema bei der TV-Debatte der republikanischen US-Präsidentschaftsbewerber. "Eine der ersten Sachen, die wir tun sollten, ist, unsere Fähigkeiten zur Raketenabwehr auszuweiten", forderte der erzkonservative Senator Ted Cruz. Der rechtspopulistische Geschäftsmann Donald Trump erklärte, er würde als Staatsoberhaupt den Druck auf China erhöhen, um Pjöngjang in die Schranken zu weisen: Peking habe "enorme Kontrolle" über Nordkorea.
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