Pegida und Anti-Pegida: Teilnehmer-Zahlen bleiben hinter Erwartungen

  07 Februar 2016    Gelesen: 1325
Pegida und Anti-Pegida: Teilnehmer-Zahlen bleiben hinter Erwartungen
In Dresden ist eine gewisse Demo-Müdigkeit zu erkennen. Zur Pegida kamen nur etwa 8.000 Leute. Die Gegen-Demo konnte gar nur 2.000 Demonstranten mobilisieren.
In Dresden sind am Samstag tausende Menschen bei einer Kundgebung der Pegida-Bewegung auf die Straße gegangen. Die Aktion war Teil eines europaweiten Aktionstags.

Die Pegida-Redner kritisierten vor allem die Asylpolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie warnten vor bis zu 8.000 Anhängern vor einer Bedrohung der Freiheit und Sicherheit durch die „weitere Islamisierung“ Deutschlands und Europas. Sowohl die europäischen Außengrenzen als auch die inneren Grenzen müssten „wieder bewacht und kontrolliert werden“, sagte Pegida-Sprecher Siegfried Däbritz. Immer wieder waren Rufe wie „Merkel muss weg“ und „Volksverräter“ zu hören. Die Studenteninitiative „durchgezählt„ schätzte die Zahl der Pegida-Teilnehmer auf 6.000 bis 8.000.

Ein Pegida-Redner aus Nürnberg griff die Kirchen wegen ihrer Haltung in der Flüchtlingskrise scharf an. Sie würden „zu Komplizen des Hochverrats am eigenen Volk und dessen kulturellen Werten“.

Auch in anderen europäischen Städten gingen am Samstag Pegida-Symphatisanten „gegen die Islamisierung Europas“ auf die Straße. Geplant waren Demonstrationen in rund einem Dutzend Ländern. Im nordfranzösischen Calais wurde eine Pegida-Demonstration aufgelöst, nachdem es dort zu Zusammenstößen mit der Polizei gekommen war.

In Dresden war die Polizei mit bis zu 1.100 Kräften im Einsatz, um Auseinandersetzungen zwischen Pegida-Anhängern und Gegendemonstranten zu verhindern (Der Polizei-Chef zur Lage im Video am Anfang des Artikels). Auch Wasserwerfer standen bereit. Bis zum späten Nachmittag blieb die Lage in Dresden weitgehend friedlich. Am Albertplatz kam es nach Rangeleien zu einer Festnahme (siehe Video am Ende des Artikels).

Auf dem Theaterplatz vor der Semperoper, wo sonst montags die Pegida-Demonstrationen stattfinden, versammelten sich mehr als 2.000 Gegendemonstranten. Sie trugen Plakate mit Sprüchen wie „Kein Platz für Nazis„ und „Wir brauchen Fremdenhass, Volksverhetzung, Pegida nicht“. Zu der Gegendemonstration unter dem Motto „Solidarität statt Ausgrenzung“ hatten der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und verschiedene Initiativen aufgerufen. Auch an anderen Orten der Stadt gab es Protestaktionen.

Der sächsische Wirtschaftsminister und SPD-Landeschef Martin Dulig sagte, er sei bei den Gegenprotesten dabei, „um ein Zeichen zu setzen gegen Hass und Gewalt“, sagte er. Der Gedanke von einem großen Europa dürfe nicht denjenigen geopfert werden, „die ein völkisches Europa wollen“. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) schrieb auf Twitter, es sei „ein wichtiges Zeichen, dass so viele gegen Pegida auf die Straße gehen“.

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) forderte erneut ein konsequentes juristisches Vorgehen gegen Pegida. Die Redner der Bewegung nähmen mittlerweile keine Rücksicht mehr und riefen offen zur Gewalt gegen Ausländer oder Politiker auf, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe vom Samstag. Zugleich bezeichnete Tillich es als „Herausforderung“, die Anhänger „im Dialog zurückzuholen“.

Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) griff die Unterstützer von Pegida hart an. „Wer Pegida-Anhänger ist, der ist nur beschäftigt mit der Reproduktion der eigenen Vorurteile, mit dem Herausschreien des Hasses, mit seinem Wohlstandsrassismus, seinem Nationalismus“, sagte er dem Sender NDR Info.

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