Der lange Schatten des Vulkans Erebus

  23 Dezember 2019    Gelesen: 796
Der lange Schatten des Vulkans Erebus

Ein legendärer Vulkan in der Antarktis, teilweise im Schatten der Morgensonne. Der Riese hat das Bild des Südkontinents lange geprägt - weil einst eine Expedition zufällig im richtigen Augenblick vorbeikam.

Die Antarktis, weiß man heute, ist weitgehend eine eisige, platte Wüste. Schnee und Eis bilden eine schier endlose Weite um den Südpol. Der Antarktische Eisschild, die größte Eismasse der Erde, erstreckt sich Millionen Quadratkilometer über das Land.

Dabei war die Vorstellung der Menschen vom Südkontinent lange Zeit eine ganz andere. Das hängt mit einem Ereignis zusammen, das sich vor fast 180 Jahren zugetragen hat. Es sollte das Antarktis-Bild in der Welt lange prägen: Als der berühmte britische Entdecker Sir James Clark Ross im Januar 1841 mit seiner Expedition durch das Südpolarmeer fuhr, entdeckte er auf einer Insel mächtige Vulkane. Der höchste ragte fast 3800 Meter in den Himmel - er ist auf dem Satellitenbild oben zu sehen.

Die Crews von Ross Forschungsschiffen HMS "Erebus" und "HMS Terror" wurden Zeuge eines Ausbruchs des Riesen. Begeistert beschrieben sie die Eruptionen in ihren Notizbüchern. Die Schilderungen in den später veröffentlichten Berichten ließ die Antarktis als Region von Feuer und Eis erscheinen, in der mächtige Vulkan die Landschaft beherrschen. Das Bild hielt sich lange.

Ross benannte zwei der Vulkane sogar nach seinen beiden Schiffen. Der Mount Erebus ist bis heute der südlichste aktive Vulkan der Erde und seit Jahrzehnten ununterbrochen aktiv. In seinem Krater glüht ein Lavasee. Gelegentlich steigen darin Gasblasen auf, der See fängt an zu brodeln. Dabei können geschmolzene Gesteinsbrocken Hunderte Meter in die Höhe geschleudert werden.

Die Aufnahme oben hat der Nasa-Erdbeobachtungssatellit "Terra" gemacht, sie wurde aus 700 Kilometern Höhe gemacht. Die Daten stammen vom "Aster"-Instrument des Satelliten. Es nimmt Bilder in 14 verschiedenen Spektralkanälen auf - vom Bereich des sichtbaren Lichts bis hin zum thermischen Infrarot. Aus den Informationen komponieren die Nasa-Forscher dann ein Bild.

Am Morgen des 19. Oktober, als es aufgenommen wurde, war der Sonnenwinkel noch sehr niedrig und beleuchtete nur die Osthänge des Vulkans. Der warf einen mächtigen Schatten nach Westen.

Trotz seiner abgeschiedenen Lage ganz im Süden untersuchen Forscher regelmäßig die Aktivität des Erebus. In nur 35 Kilometern Entfernung betreiben die Amerikaner die größte Forschungseinrichtung in der Antarktis. Auf der McMurdo-Station leben Dutzende Wissenschaftler bei Jahresdurchschnittstemperaturen von unter minus 15 Grad Celsius in einer der abgelegensten Kleinstädte der Erde.

Der Mount Erebus brachte es zu einiger Bekanntheit, auch weil sich hier 1979 ein tragisches Flugzeugunglück mit vielen Toten ereignete. Bei einem Rundflug prallte eine Maschine von Air New Zealand gegen den Berg, alle 257 Menschen an Bord kamen ums Leben.

Aber der Erebus ist nicht das einzige herausragende Wahrzeichen des Kontinents. Auf der Liste der höchsten Antarktis-Berge liegt er nur auf Platz 18. Der Mount Vinson führt das Ranking an und ist gut 1000 Meter höher. Ganz so flach ist die Antarktis dann doch nicht.

spiegel


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