Forscher verteidigt Klimanotstand

  26 Dezember 2019    Gelesen: 639
Forscher verteidigt Klimanotstand

Wissenschaftler sehen Belege dafür, dass sich die Erde viel schneller und stärker erhitzen könnte als angenommen. Somit sei die Ausrufung eines Klimanotstandes gerechtfertigt und nötig, sagt Klimaforscher Rockström. Er fordert "wirklich große Entscheidungen".

Im Kampf gegen die Klimakrise hält der Co-Chef des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung die Anerkennung eines "Klimanotstands" für angebracht - und fordert politischen Eifer wie in der Finanzkrise. "Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem es aus wissenschaftlicher Sicht so eindeutig ist, dass wir jetzt schnell handeln müssen, dass wir einen Klimanotstand rechtfertigen können", sagte Johan Rockström. "Nicht, weil wir unmittelbar auf eine Katastrophe zusteuern würden, sondern einfach weil die Risiken so groß sind und uns die Zeit ausgeht." Es brauche "wirklich große Entscheidungen" - dabei könne die Anerkennung des Notstands ("emergency") helfen.

"Wenn man einen Notstand anerkennt, dann können wir aus unserer wichtigen, aber alltäglichen Arbeit ausbrechen und Dinge ermöglichen, die notwendig sind, aber die wir bisher vielleicht für nicht realistisch gehalten haben", erklärte Rockström. In der Finanzkrise 2008 seien Finanzminister spätabends und am Wochenende nach Brüssel geflogen, um Probleme zu lösen. "Es war möglich, mit Hunderten Milliarden US-Dollar die Banken zu retten, das hätten wir unmittelbar davor natürlich nicht gemacht."

Nun müsse der weltweite Ausstoß von Kohlendioxid ab 2020 sinken - das sähen alle Szenarien des Weltklimarats vor, in denen das Ziel des Pariser Klimaabkommens - eine Begrenzung der Erderwärmung auf unter zwei Grad - "auf vernünftige Weise" eingehalten werde. "Wir brauchen ein Enddatum für Kohleinvestitionen, ein Enddatum für fossile Verbrennungsmotoren - nicht nur in Deutschland und Europa, sondern auf der ganzen Welt", forderte Rockström.

Der Begriff Notstand ist umstritten, da damit assoziiert wird, dass normale demokratische und parlamentarische Verfahren außer Kraft gesetzt werden. "Climate emergency" wird daher auch mit "Notlage" oder "Notfall" übersetzt. Viele Kommunen weltweit haben einen Klimanotstand ausgerufen, Berlin als erstes deutsches Bundesland eine Klimanotlage. Damit soll in der Regel der dringende Handlungsbedarf beim Einsparen von Treibhausgasen unterstrichen werden.


Quelle: ntv.de


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