Japan will offenbar Interpol nach Frau von Ghosn fahnden lassen

  10 Januar 2020    Gelesen: 939
Japan will offenbar Interpol nach Frau von Ghosn fahnden lassen

Nach der Flucht von Ex-Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosn in den Libanon suchen japanische Ermittler mit einem Haftbefehl auch dessen Frau Carole Ghosn. Nun soll laut einem Medienbericht Interpol helfen.

Japan will laut einem Medienbericht die internationale Polizeibehörde Interpol in die Suche nach Carole Ghosn einschalten. Das Land habe sich mit einem Fahndungsaufruf an Interpol gewandt, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf informierte Kreise. Carole Ghosn ist die Ehefrau des aus Japan in den Libanon geflüchteten Ex-Automanagers Carlos Ghosn. Sie hält sich nach letzten Informationen mit ihrem Mann in Beirut auf.

Der frühere Vorstandschef des französisch-japanischen Autobündnisses Renault-Nissan-Mitsubishi war am 19. November 2018 in Tokio festgenommen und unter anderem wegen Verstoßes gegen Börsenauflagen angeklagt worden. Er beteuert seine Unschuld. Im April 2019 wurde er unter strengen Auflagen auf Kaution aus der Untersuchungshaft entlassen. Ghosn floh Ende Dezember in einem Privatjet nach Beirut, angeblich in einer Kiste versteckt.

Interpol hatte daraufhin einen Fahndungsaufruf gegen Carlos Ghosn herausgegeben. Japan ersuchte zudem, den 65-Jährigen verhaften zu lassen. Der Libanon verhängte eine Ausreisesperre gegen ihn.

Japan wirft Carole Ghosn Falschaussagen vor

Nach seiner Flucht hatte die japanische Staatsanwaltschaft ebenfalls einen Haftbefehl gegen dessen Frau Carole erwirkt. Ihr wird vorgeworfen, im vergangenen April bei einer Befragung durch die Staatsanwaltschaft vor Gericht Falschaussagen gemacht zu haben.

Da es zwischen Japan und dem Libanon kein Auslieferungsabkommen gibt, gilt es als unwahrscheinlich, dass die Ghosns nach Japan zurückkehrt. Carlos Ghosn besitzt neben der libanesischen auch die französische und brasilianische Staatsbürgerschaft.

Der frühere Automanager hatte am Mittwoch in Beirut bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach der Flucht schwere Vorwürfe gegen die japanische Justiz erhoben. Das Verfahren gegen sich bezeichnete er als politisch motiviert. Zudem beklagte er schlechte Haftbedingungen.

spiegel


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