Experte: USA könnten Irak von S-400-Deal mit Russland nicht abhalten

  16 Januar 2020    Gelesen: 850
    Experte:   USA könnten Irak von S-400-Deal mit Russland nicht abhalten

Inmitten der Spannungen mit dem Irak wollen die USA verhindern, dass die Regierung in Bagdad russische Luftabwehrraketensysteme kauft. Obwohl noch nichts Konkretes vereinbart ist, zweifelt ein russischer Experte daran, dass die USA in der Lage wären, den möglichen Deal zu torpedieren.

Ein irakischer Parlamentarier hatte in der vergangenen Woche dem „Wall Street Journal“ mitgeteilt, dass sein Land mit Russland bereits über einen möglichen Kauf von S-400-Systemen verhandle. Daraufhin drohten die USA Bagdad Sanktionen an.

Auch wenn die Amerikaner ihre Sanktionen verschärfen würden, würden sie den Irak nicht von dem Deal abhalten können, sagte der russische Politikwissenschaftler und Militärexperte Iwan Konowalow im Sputnik-Gespräch.

Dinar oder Rubel statt Dollar

Er räumte ein, dass ein Streit um die S-400 die Beziehungen zwischen Washington und Bagdad, die nach der Ermordung des iranischen Top-Generals Qassem Soleimani durch die USA auf irakischem Boden schon angespannt sind, noch mehr belasten würde.

„Die Amerikaner könnten versuchen, den Deal durch die Sperrung irakischer Dollar-Konten zum Scheitern zu bringen, doch das würde ihnen kaum gelingen“, sagte Konowalow.

„Der Irak könnte dann nämlich bei den Zahlungen auf die Nationalwährungen umsteigen, wie dies bereits in Indien und China passiert und in der Türkei geplant ist.“

Sollten die USA schärfere Sanktionen gegen den Irak verhängen, würden sie ihre Truppen aus dem Land abziehen müssen. „Mit einem Rückzug aus dem Irak würden die Amerikaner zugeben, dass ihre Intervention von 2003 umsonst war und ihre Soldaten vergebens gestorben sind.“

Kampf gegen US-Druck

Der irakische Strategieexperte Wasiq al Hashimi sagte im Sputnik-Gespräch, dass der Irak bereits seit längerem Kaufinteresse an russischen Luftabwehrraketen S-300 und S-400 signalisiere. Wegen des amerikanischen Drucks sei der Deal aber nie zustande gekommen.

Um sich diesem Druck künftig zu entziehen, schaue die Regierung in Bagdad jetzt auf weitere Lieferanten. „Sie schließt zahlreiche Deals mit China ab und nimmt die Verhandlungen über S-300 und S-400 mit Russland wieder auf.“

Der Irak besitze eine große Armee, doch die Beschaffung von Waffen sei eine sehr komplizierte Angelegenheit, so der Experte.  

„Wenn die US-Truppen das Land verlassen würden, würde es Probleme mit den amerikanischen F-16-Flugzeugen geben.“

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der die Kaufentscheidungen beeinflusse, sei die Wartung der Kampfflugzeuge. „Bei solchen Fragen braucht es Verhandlungen und Zeit.“

Streit mit der Türkei  

Zuvor hatte die Lieferung des S-400-Systems an die Türkei für Ärger in Washington gesorgt. Die USA stoppten die Auslieferung von F-35-Kampfjets an die Türkei, weil Ankara als erstes Nato-Mitglied russische Militärausrüstung erworben hat. Washington setzt die Türkei nach wie vor unter Druck, um sie zum Verzicht auf den Deal zu zwingen. Die türkische Regierung droht ihrerseits mit der Schließung der Militärstützpunkte Incirlik und Kürecik für das US-Militär als Antwort auf mögliche US-Sanktionen.

S-400 (Nato-Code SA-21 Growler) ist gegen alle Typen von Flugzeugen, Drohnen bis hin zu Marschflugkörpern wirksam und kann auch taktische Raketen abfangen. Selbst Tarnkappenflugzeuge (Stealth) sollen gegen das System chancenlos sein. Jede Einheit kann gleichzeitig 36 Ziele in einer Entfernung von bis zu 400 Kilometern und in bis zu 27 Kilometern Höhe erfassen und bekämpfen.

leo/ip/sna


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