Die Türkei schiebt am Freitag erneut eine Anhängerin der Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) nach Deutschland ab, die sich 2014 aus der Provinz in Rheinland-Pfalz ins Krisengebiet in Syrien aufgemacht hatte.
Nach SPIEGEL-Informationen teilte die Türkei den deutschen Behörden mit, dass Lisa R. aus Rheinland-Pfalz am Freitagabend mit einer Linienmaschine von Istanbul nach Deutschland abgeschoben wird. Die junge Frau hat demnach ein fünfjähriges Kind und zweijährige Zwillinge bei sich, die sie während der Zeit im Krisengebiet Syrien auf die Welt gebracht hatte.
Für die Behörden ist Lisa R. keine Unbekannte. Laut den Erkenntnissen der Ermittler hatte sich die damals 29-jährige Frau im Jahr 2014 gemeinsam mit ihrem Ehemann einer Gruppe von anderen Islamisten aus Rheinland-Pfalz angeschlossen und war hochschwanger nach Syrien gezogen. Im Kriegsgebiet schloss sich die Gruppe dem IS an.
Die Fahnder sind sich sicher, dass Lisa R. nicht nur wegen der Liebe nach Syrien zog. So gibt es Indizien, dass sie sich im Krisengebiet einer Frauenorganisation der Terrorgruppe anschloss, diese kontrollierte die Einhaltung der strengen islamischen Regeln fürs tägliche Leben. Zudem postete Lisa R. in sozialen Netzwerken und Chats Propaganda des IS und warb um neue Mitglieder.
Während der Zeit heiratete Lisa R. zudem mindestens drei Kämpfer der Terrorgruppe, zuletzt war sie mit einem sudanesischen Mann verheiratet. Im vergangenen Jahr wurde Lisa R. zunächst von kurdischen Einheiten gefangen genommen und in ein Lager gesteckt. Von dort wollte sie sich in den Sudan absetzen, da sie ein Terrorverfahren in Deutschland fürchtete.
Die Angst war berechtigt. Nach SPIEGEL-Informationen liegt gegen Lisa R. ein Haftbefehl wegen der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung vor, den die Generalstaatsanwaltschaft in Koblenz beantragt hatte. Beim Flug nach Deutschland wird sie deswegen bereits von Polizeibeamten begleitet und wird noch am Flughafen festgenommen. Die drei Kinder kommen in die Obhut des Jugendamts.
IS-Frauen als Problem für Strafverfolger
Erst am Mittwochabend hatte die Türkei eine deutsche IS-Anhängerin nach Hamburg abgeschoben. Elina F. kam am späten Abend mit einer Linienmaschine in Hamburg an und wurde wegen eines Haftbefehls des Bundesgerichtshofs wegen der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung umgehend festgenommen. Ähnlich wie Lisa R. hatte die junge Frau zwei Kinder dabei - drei und vier Jahre alt -, die der Hamburger Kinder- und Jugendnotdienst in Obhut nahm.
Elina F. soll 2013 über die Türkei nach Syrien ausgereist sein, um sich mit ihrem damaligen Mann dem IS anzuschließen. Nach dessen Tod hat sie nach Erkenntnissen der Ermittler einen weiteren IS-Kämpfer geheiratet. Ende 2017 wurde Elina F. dann offenbar von kurdischen Kräften in Nordsyrien aufgegriffen und in einem Haftlager festgehalten. Nach einer Militäroffensive im Herbst geriet sie schließlich in türkische Gefangenschaft.
Die sogenannten IS-Frauen sind für die Strafverfolger ein Problem. Im Gegensatz zu männlichen IS-Anhängern, denen man oft anhand von Videos oder Zeugenaussagen Straftaten nachweisen kann, verrichteten die Frauen in Syrien oft nur den Haushalt in Lagern der Terrorgruppe oder kümmerten sich um die Kinder von anderen IS-Familien.
In den letzten Monaten aber erhielten die Ermittler immer wieder auch Haftbefehle gegen Frauen, die vom IS eine Art Monatsgehalt bekamen, und in Häusern lebten, deren Bewohner von der Terrorgruppe vertrieben wurden. Einige IS-Anhängerinnen hantierten auch selbst mit Kriegswaffen oder betrieben Terrorpropaganda.
spiegel
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