Peking sagt Neujahrsfeiern ab

  24 Januar 2020    Gelesen: 923
Peking sagt Neujahrsfeiern ab

Wegen des Coronavirus streicht Peking große Feierlichkeiten zum chinesischen Neujahrsfest. Auch weitere Städte ordneten umfassende Schutzmaßnahmen an. Unterdessen gibt es neue Vermutungen über den Ursprung des Virus.

Aufgrund der rasanten Ausbreitung des neuen Coronavirus hat Peking alle größeren Veranstaltungen und Feste rund um das Neujahrsfest abgesagt. Auch einige touristische Attraktionen würden geschlossen, erklärte die Verwaltung der chinesischen Hauptstadt.

Das neue Jahr beginnt in China am Samstag. Die Chinesen feiern das Fest bis zu zwei Wochen lang. Es ist meist mit einer großen Reisewelle verbunden, da Einwohner quer durch das Land reisen, um Familien und Angehörige zu besuchen.

Doch die Zahl der Fälle des Coronavirus steigt täglich an: Das chinesische Staatsfernsehen meldete, die Infektionen seien von knapp 570 auf 620 angestiegen. 17 Menschen kamen bislang ums Leben. Dabei handelte es sich meist um ältere Menschen oder Infizierte mit Vorerkrankungen.

Weitere Städte ordnen Quarantäne an
Wegen der schnellen Verbreitung des Virus 2019-nCoV wurde nach der Metropole Wuhan nun eine zweite chinesische Stadt unter Quarantäne gestellt. In Huanggang, das etwa 70 Kilometer von Wuhan entfernt liegt, leben etwa 7,5 Millionen Menschen.

Die Stadtverwaltung in Huanggang kündigte an, dass ab Mitternacht Ortszeit (17 Uhr Mitteleuropäischer Zeit) der Betrieb des Bahnverkehrs und öffentliche Verkehrsverbindungen ausgesetzt werden sollen. Kinos, Internetcafés und der zentrale Markt der Stadt würden geschlossen. Auch die Stadt Ezhou teilte mit, dass der Hauptbahnhof vorerst geschlossen worden sei. Damit sind mittlerweile rund 20 Millionen Menschen in den drei Städten von Einschränkungen durch die Quarantäne betroffen.

Kliniken in Wuhan sind überlastet
In Wuhan, wo der Ursprung des Virus vermutet wird, gelten bereits seit Mittwoch umfassende Schutzregelungen. Die Stadt ist quasi abgeriegelt worden: Weder Züge noch Fähren oder Fernbusse fahren. Flugzeuge dürfen nicht starten und Ausfahrtsstraßen wurden blockiert. Die Bevölkerung ist aufgerufen, wenn möglich zu Hause zu bleiben. In der Öffentlichkeit muss ein Mundschutz getragen werden, andernfalls droht eine Strafe.

Ärzte und Krankenhäuser der Stadt sind vollkommen überlastet. Es gebe einen regelrechten Ansturm von Patienten mit Fieber und Atemwegserkrankungen, berichtete die Nachrichtenagentur dpa. Teilweise müssten die Kliniken Leute wieder nach Hause schicken, weil es nicht genug Betten gebe. In Wuhan arbeitende Ärzte äußerten in dem Magazin "Caixin" die Befürchtung, die Zahl der Infizierten könne auf mehr als 6000 ansteigen.

Schutzmaßnahmen in "einmaligem" Ausmaß
Vorsichtsmaßnahmen, wie sie derzeit in China ergriffen werden, seien "einmalig in der neueren Geschichte", sagte Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg.

Auch der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist eigenen Angaben zufolge kein vergleichbarer Fall bekannt. Die Quarantäne sei zwar ohne Rücksprache mit der WHO angeordnet worden, trotzdem begrüßte der Direktor der Organisation, Tedros Adhanom Ghebreyesus, die Schritte. Die WHO berät seit Mittwoch in einer Krisensitzung über den neuen Virus. Bislang sah sie jedoch davon ab, den internationalen Gesundheitsnotstand auszurufen. Ghebreyesus kündigte dafür klare Reisehinweise an, die die WHO noch im Laufe des Tages bekanntgeben wolle.

Doch nicht nur in China werden aus Sorge vor dem Coronavirus Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. In Thailand, Japan, Südkorea, Taiwan und den USA wurden bereits Fälle gemeldet. Auf dem italienischen Flughafen Fiumicino wurden sämtliche 202 Passagiere eines Direktfluges aus Wuhan nach der Landung in einem gesonderten Bereich auf mögliche Symptome einer Ansteckung kontrolliert. Unter anderem wurde per Fieberscanner eine erhöhte Temperatur geprüft. Nach Angaben des Flughafens wurden jedoch bei keinem der Reisenden Anzeichen einer Erkrankung festgestellt.

Forscher tippen bei Wirten auf Schlangen oder Fledermäuse
Der Ursprung des neuen Virus konnte bisher nicht klar identifiziert werden. Es wird vermutet, dass es auf einem Markt in Wuhan zu ersten Ansteckungen gekommen war, auf dem auch Wildtiere verkauft worden waren. In dem Fachmagazin "Journal of Medical Virology" erschien nun ein Artikel, in dem Wissenschaftler Schlangen als wahrscheinlichsten Träger des Virus vermuten. Das hätte ein Vergleich des 2019-nCoV mit anderen Virentypen ergeben. Die These müsse aber noch durch weitere experimentelle Studien überprüft werden.

Autoren von verschiedenen chinesischen Forschungsinstituten tippen dagegen auf Fledermäuse als natürlichen Wirt des neuen Virus. Diese Vermutung veröffentlichten sie in dem Magazin "Science China Life Sciences". 2019-nCoV weise eine große Ähnlichkeit mit einem Erreger auf, der bei den Tieren vorkommt. Es sei aber nicht auszuschließen, dass es noch einen oder mehrere Zwischenwirte im Verlauf der Virenübertragung gebe.

tagesschau


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