Sputnik hat mit dem Finanzchef von BASF in Russland und GUS, Denis Mustajbasic, über die Besonderheiten der Arbeit auf dem russischen Markt, Russland als Geschäftspartner, die Jugendförderung und die Zutaten des Business-Erfolgsrezepts gesprochen.
Guten Tag, Herr Mustajbasic. Meine erste Frage: BASF ist eines der größten deutschen Chemieunternehmen in der Welt, und Russland wurde als Region für die Erweiterung des Unternehmens gewählt. Wie ist es zu erklären?
- Unsere Investition in Russland war eigentlich die erste Auslandsinvestition überhaupt. Und warum wir hier in Russland expandieren? Ganz einfach: weil wir hier über 140 Jahre lang erfolgreich sind. Für mittel- und langfristige Prognosen erwarten wir immer noch, dass Russlands Chemieproduktion doppelt so schnell wächst wie die von Westeuropa und weiterhin auch unter den Top-5-Regionen bleibt.
- Welche Themen finden Sie im deutsch-russischen Business-Dialog heute am wichtigsten?
- Wir haben zwei ganz wichtige Themen. Einmal eine einheitliche Regulierung und einmal Importsubstitution. Was die einheitliche Regulierung anbelangt, so müssen wir vermeiden, Hürden dort aufzubauen, wo Hürden keinen Sinn machen. Damit schaffen wir unnötige Komplexität, die wiederum sich negativ auf die Attraktivität einer Region auswirken kann. Was die Importsubstitution anbelangt, kann sie sowohl Vorteile als auch Nachteile schaffen. Deshalb ist es sehr, sehr wichtig, dass wir die kurzfristigen und positiven Auswirkungen mit den langfristigen Auswirkungen vergleichen. Und langfristig positive Auswirkungen haben Sie nur dann, wenn Sie wettbewerbsfähig sind. Und das wiederum bedeutet, innovativ zu sein. Wenn man innovativ ist, dann profitieren Kunden und Regionen in jeder Hinsicht.
- Was sind Ihrer Meinung nach die Besonderheiten der Arbeit auf dem russischen Markt? Was charakterisiert die russischen Kunden?
- Ich glaube, der russische Markt ist volatiler. Und damit haben Sie weniger Planungssicherheit verglichen mit einigen westeuropäischen Märkten. Allerdings Volatilität impliziert nicht unbedingt eine Negativität. Man kann durchaus in einem volatilen Markt erfolgreich sein, sehr erfolgreich sogar.
- Was sind Ihrer Meinung nach die Zutaten des Erfolgsrezepts von BASF in Russland? Welchen Rat würden Sie den Deutschen geben, die Geschäft in Russland machen wollen?
- Ich glaube, erstens, sie brauchen ein starkes Commitment zu dem russischen Markt. Und zweitens, man sollte sich längerfristig orientieren. Dann kann man kurzfristige Volatilitäten viel professioneller managen, und aus Risiken werden dann Chancen.
- Was sind die wichtigsten Herausforderungen, die heute vor dem Unternehmen stehen? Welche Maßnahmen werden getroffen, um sie zu überwinden?
- Wir haben einige, z. B. Sanktionen, Währungsrisiken und Kreditrisiken. Sanktionen sind manchmal nicht voraussagbar und können auch manchmal unberechenbare Auswirkungen haben. Das können wir nicht planen und das können wir auch nicht beeinflussen. Bei Währungsrisiken haben wir verschiedene Hedging-Instrumente implementiert, um negativen Wechselkurseffekten entgegenzuwirken. Und Kreditrisiken möchten wir balanciert managen. Es ist unrealistisch, über einen längeren Zeitraum überhaupt keine Kreditrisiken zu haben, und deshalb haben wir bei uns ein internes Kreditrisikomanagement aufgebaut. Da versuchen wir, Risiken kalkuliert und bewusst einzugehen und nicht zu eliminieren. Weil eine Eliminierung bedeuten würde, dass wir sehr viele Opportunitäten an uns vorbeifliegen lassen, und das möchten wir natürlich nicht.
- Jugendförderung ist eine Priorität des Unternehmens. Zum Beispiel, das Projekt BASF Kids‘ Lab funktioniert heute in mehr als zwanzig Ländern. Warum ist es für das Unternehmen wichtig?
- Für uns ist soziales Engagement selbstverständlich und ist auch ein Teil unserer Unternehmenskultur. Und wir möchten der Jugendförderung ein eigenes Gewicht geben, deshalb haben wir ein professionell geleitetes Angebot aufgebaut, wo man beim Experimentieren die Leidenschaft für Naturwissenschaften wecken und das Nützliche mit dem Interessanten verbinden kann.
- BASF arbeitet mit vielen russischen Unternehmen zusammen. Fallen Ihnen irgendwelche Mentalitätsunterschiede bei der Kommunikation mit Ihren russischen Arbeitskollegen und Partnern auf? Finden Sie auch im Geschäftsfeld Ausdruck?
- Ja und nein. Sicherlich gibt es Differenzen, und die gibt es nicht nur in Russland, sondern in jedem Land. Manche Differenzen nehmen wir überhaupt nicht wahr. Wenn wir sie aber wahrnehmen, muss es nicht unbedingt etwas Negatives bedeuten. Im Gegenteil, wir brauchen Differenzen, um mit- und voneinander zu lernen. Es heißt so schön: Die Synthese von Einheit und Verschiedenheit erzeugt eine Befindlichkeit der Ausgeglichenheit in der Vielfalt des Ganzen.
- Und jetzt eine letzte Frage: Wie würden Sie Russland als Geschäftspartner mit drei Worten beschreiben?
- Herausfordernd, aber belohnend.
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