Der "Islamische Staat" kehrt zurück

  03 Februar 2020    Gelesen: 1152
  Der   "Islamische Staat"   kehrt zurück

Erst verlor der IS sein Territorium, dann seinen Anführer Abu Bakr al-Baghdadi. Nun arbeiten die Dschihadisten einem Uno-Bericht zufolge in Syrien und im Irak an ihrer Rückkehr.

Auf dem Höhepunkt seiner Macht herrschte der "Islamische Staat" (IS) über mehr als acht Millionen Menschen und weite Teile Syriens und des Iraks. Inzwischen hat die Terrormiliz ihr "Kalifat" verloren, gilt als militärisch besiegt. Vernichtet ist sie aber nicht.

Einem Uno-Bericht zufolge fasst sie in ihrem Kerngebiet vielmehr wieder Fuß. Nach dem Verlust ihres Territoriums hätten die Dschihadisten begonnen, sich in Syrien wie im Irak "wieder Geltung zu verschaffen", heißt es in dem Report, der jüngst dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen vorgelegt wurde und sich auf neuere Erkenntnisse von Sicherheitsbehörden verschiedener Mitgliedstaaten stützt.

Die Terrormiliz führt demnach wieder "zunehmend gewagte Guerilla-Attacken" durch. Außerdem rufe sie ihre Kämpfer zum Ausbruch aus Gefangenenlagern auf und plane auf solche Ausbrüche hin. Die Gruppe nutze ferner die Schwächen örtlicher Sicherheitskräfte aus.

"Von der Verantwortung befreit, ein Territorium verteidigen zu müssen"
Der IS hatte 2014 weite Teile Syriens und des Iraks unter Kontrolle gebracht. In den vergangenen Jahren musste die Terrormiliz aber eine Reihe militärischer Niederlagen hinnehmen:

  • Im Sommer 2017 verlor sie ihre irakische Hochburg Mossul,
  • drei Monate später die syrische Stadt Rakka.
  • Im vergangenen Frühjahr befreiten dann die Syrischen Demokratisch Kräfte Baghus, die letzte Bastion der Dschihadisten in dem Land.
  • Im Oktober schließlich nahm sich Abu Bakr al-Baghdadi, der Anführer der Miliz, bei einem Einsatz von US-Spezialkräften in aussichtsloser Lage das Leben.

Allerdings konstituierte sich die Gruppe nach dem Verlust ihres Territoriums laut dem Uno-Bericht als im Verborgenen agierendes Netzwerk wieder, zunächst im Irak, dann - insbesondere zwischen Juli und September 2019 - in Syrien. Von der "Verantwortung befreit, ein Territorium verteidigen zu müssen", führte die Gruppe demnach Attacken in den Gebieten durch, die vom Assad-Regime gehalten wird.

Des Weiteren präsentierte die Gruppe einen Nachfolger für Baghdadi: Abu Ibrahim al-Haschimi al-Quraischi. Hinter dem Pseudonym soll Amir Mohammed Said Abdul Rahman al-Mawli al-Salbi stehen - zu dieser Schlussfolgerungen kommen laut dem Uno-Bericht mehrere Mitgliedstaaten, auch wenn eine endgültige Bestätigung bisher ausstehe. Es soll sich um einen Theologen aus der Stadt Tall Afar westlich von Mossul und den ranghöchsten Iraker in der Terrormiliz handeln. Anders als Baghdadi ist al-Salbi demnach kein Araber, sondern Turkmene. Manche Mitgliedstaaten seien deshalb zu der Einschätzung gekommen, dass er "nur eine Übergangslösung sein könnte, bis die Gruppe einen legitimeren 'Emir' gefunden habe", heißt es in dem Bericht. Eine strategische Neuausrichtung sei nach dem Wechsel an der Spitze aber nicht zu erwarten.

Spiegel


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