London ging immer auf Distanz: Lawrow zu Brexit-Konsequenzen für EU

  10 Februar 2020    Gelesen: 784
    London ging immer auf Distanz:   Lawrow zu Brexit-Konsequenzen für EU

Der russische Außenminister Sergej Lawrow ist in einem Interview mit der Zeitung „Rossijskaja Gaseta“ auf die Auswirkungen für die Europäische Union eingegangen, die Großbritanniens Ausstieg aus dem Bündnis mit sich bringt.

Lawrow verwies unter anderem auf den Sonderstatus, den Großbritannien in der EU genossen hatte.

„Die Briten waren in der EU immer Außenseiter und haben immer versucht, ihr eigenes Süppchen zu kochen“, sagte er.

„Zwar bekamen sie wirtschaftliche und Handelsvorteile, in politischer Hinsicht gingen sie jedoch immer wieder auf Distanz und versuchten, ihre Interessen - aber auch Washingtons Interessen (da gibt es nichts zu verheimlichen) - in der Europäischen Union durchzusetzen“. Großbritannien habe sich nicht zufällig an vielen Prozessen der EU nicht beteiligt, betonte Lawrow.

„Dieser besondere Weg war auffallend, auch als Großbritannien noch EU-Mitglied war. Deshalb glaube ich nicht, dass die EU einen sehr großen Schaden vom Brexit nehmen muss“, fuhr der russische Außenminister fort.
Sollten die Integrität, Unabhängigkeit und Selbständigkeit der EU zukünftig zunehmen, und sollte dies nicht auf Grund von Russophobie passieren, so würde Moskau diesen Trend nur begrüßen, sagte Lawrow. London habe jedoch eine nicht geringere Rolle dabei gespielt, dass die Geschlossenheit der Europäischen Union gerade auf einer russophoben Grundlage aufgebaut werde.

Großbritannien nach Brexit in Übergangsphase
Großbritannien war in der Nacht zum 1. Februar aus der EU ausgetreten. Das Vereinigte Königreich bleibt aber noch bis zum Jahresende in der Übergangsphase. Im Laufe dieser Zeit sollen London und die EU ein Handelsabkommen und weitere Vereinbarungen aushandeln.

Fall Skripal belastet russisch-britisches Verhältnis
Die Beziehungen zwischen Moskau und London haben sich wegen des sogenannten Falls Skripal wesentlich verschlechtert.

Am 4. März 2018 waren der frühere russisch-britische Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter Julia in der britischen Stadt Salisbury in einem Park bewusstlos aufgefunden worden. Sie waren nach Darstellung der britischen Regierung mit dem tödlichen Giftstoff A234, im Westen unter dem russischen Namen Nowitschok bekannt, vergiftet worden. Ihre damalige schnelle Genesung halten Experten jedoch für überraschend.

Die britische Regierung machte umgehend Russland für das mutmaßliche Attentat verantwortlich. Moskau wies diesen Vorwurf zurück und forderte eine unabhängige Aufklärung. Die damalige britische Premierministerin, Theresa May, ließ als Reaktion auf den Nervengift-Anschlag 23 russische Diplomaten ausweisen. Aus „Solidarität“ mit London wiesen auch die USA, Deutschland und viele weitere EU-Staaten Dutzenden russischen Diplomaten die Tür.

Bereits im Mai 2018 äußerte der russische Außenminister, Sergej Lawrow, der Fall Skripal zerfalle wegen der fehlenden Beweise, die die Schuld Russlands belegen könnten. London legte keine Dokumente vor, die über die Ermittlung informieren würden, und verwehrte den russischen Behörden jegliche Kontakte zu den Skripals.

sputniknews


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