Die Koffer packen – und ab nach Russland?

  13 Februar 2016    Gelesen: 715
Die Koffer packen – und ab nach Russland?
Wegen des wachsenden Antisemitismus in Europa sind die Juden und ihre Familien gezwungen, ihre Heimatländer zu verlassen. Angesichts der besorgniserregenden Situation hat Präsident Wladimir Putin den europäischen Juden angeboten, nach Russland umzuziehen.
Mit dem Zerfall der Sowjetunion im Jahr 1991 waren es Russland, Israel und die USA, in die viele Juden aus den ehemaligen sowjetischen Republiken einwanderten. Da Russlands wirtschaftliche Attraktivität sich zunehmend verbesserte, wählten viele Juden aus den postsowjetischen Republiken Russland als Bleibe und brachten es zu etwas im Leben, schreibt die „Nesawissimaja Gaseta“ am Mittwoch.
Nach Russland zogen hauptsächlich sowjetische Bürger, die Russisch sprachen. Jetzt öffnen sich formell die Türen des Landes für die Juden der europäischen Länder.
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Das jüdische Volk in Europa fühlt sich vom Islamismus bedroht. Aber nicht nur das. In Ländern wie Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Schweden, Norwegen, Ungarn und Griechenland erleben die Rechts- und Linksextremen einen Aufschwung. Die meisten Juden gehen nach Israel, wo es ein Aufnahme- und Einbürgerungssystem für die Neuankömmlinge gibt. Aus verschiedenen Gründen ziehen jedoch nicht alle in den jüdischen Staat um. Einige wandern nach Kanada, in die USA, nach Australien und in andere europäische Länder aus.

Bis vor kurzem zogen die Juden auch nach Deutschland, das in der Nachkriegszeit eine große Arbeit zur Entnazifizierung geleistet hatte. Nichtsdestoweniger verschwand die Judenphobie, die in der Alten Welt tiefe Wurzeln hat, nicht vollständig. Darüber hinaus gab der israelisch-palästinensische Konflikt den Judenhassern die Möglichkeit, ihren Hass unter einem tollwütigen nazi-ähnlichen Antiisraelismus zu verstecken, bei dem das Recht auf die Existenz des jüdischen Staates und Volkes abgestritten wird. Dieser seiner Botschaft nach ungeheuerliche Zynismus wird aktiv von den europäischen Medien propagiert, indem im Bewusstsein der Europäer Juden zu alten, neuen Feinden und Hauptschuldigen an der Instabilität in der Welt gemacht werden.
In Europa ist die Situation der Juden und ihrer Familien, die als Zuwanderer kamen, schlechter, als die der Migranten anderer ethnischer Gruppen. Erstens bekommen die Juden keinen Flüchtlingsstatus, weil sie formell keine Länder verlassen haben, in denen Kriege geführt werden. Zweitens finden die gegenwärtigen Migranten, also diejenigen, die vor den blutigen Konflikten im Mittleren Osten und in Afrika flüchten, keine Sympathie bei denen, die die Behörden offiziell als Flüchtlinge anerkennen. Die antisemitischen Übergriffe gehen gerade von dieser Bevölkerungsgruppe, den gegenwärtigen Migranten aus.

Deshalb braucht man sich nicht zu wundern, dass die antisemitischen Zwischenfälle in Großbritannien massiv zugenommen haben: von 95 im Jahr 2013 auf 141 im Jahr 2014 und 473 im Jahr 2015! Der absolute und schändlichste „Rekord“ unter allen europäischen Ländern!
Auch in Frankreich, in dem seit Jahrzehnten kaum Verbrechen gegen Juden registriert worden waren, gibt es Übergriffe: 2015 wurden „nur“ 160 Verbrechen gegen Juden begangen, die jedoch grausamer waren, als in Großbritannien.
Nicht viel besser ist die Situation in Deutschland. Ende November vorigen Jahres äußerte der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, seine Besorgnis über die Tatsache, dass viele, die Zuflucht in Deutschland suchen, aus Ländern kommen, die feindselige Beziehungen nicht nur zu Israel, sondern auch insgesamt zur zivilisierten Welt pflegen. Gerade sie tragen den antisemitischen Bazillus. In Deutschland nahmen die antisemitischen Zwischenfälle 2015 um das Doppelte zu – von 76 im Jahr davor auf 163.

Die Zunahme der antijüdischen Übergriffe in Italien ist auf den ersten Blick überraschend — 23 im Jahr 2014 gegenüber 31 im Jahr 2015. Da die Italiener in der Nachkriegszeit ihre antijüdischen Stimmungen nicht aktiv zeigten. Der Aufschwung des dortigen Antisemitismus hängt sowohl mit dem Auftauchen der Islamisten, die sich als Migranten ausgeben, als auch mit den Versuchen bestimmter Kreise, die faschistisch-nazistischen Stimmungen wiederzubeleben, zusammen.
So sagte der ehemalige Chef der jüdischen Gemeinde in Italien, Amos Luzzatto, in einem Fernsehinterview, dass er im Olympiastadion in Rom gegen israelische Sportler gerichtete Botschaften gesehen habe: „Ihre Heimat ist Ausschwitz, Ihr Zuhause ist der Ofen”.

Nicht verwunderlich, dass unter den Teilnehmern der antiisraelischen Umzüge in den deutschen Städten die Neonazigruppierung „Nationale Sozialisten Rhein-Main“ und die linke studentische Organisation „Die Linke-SDS“ eine aktive Rolle spielen. Es gibt keinen Zweifel daran, dass die Pogromhelden, die Synagogen, jüdische Schulen und Zentren angreifen, sich hinter der antiisraelischen Demagogie verstecken. Im Grunde importieren sie den Nahost- Konflikt nach Europa zur Rechtfertigung der Ermordung von friedlichen Bürgern.

Laut Angaben der Statistikbehörden der Niederlande nimmt die Zahl der registrierten nationalistisch motivierten Zwischenfälle jährlich um Dutzende Prozent zu. Der Chef des niederländischen Zentrums für Information und Dokumentation zu Israel sagt, dass einige nationalistisch motivierte Zwischenfälle von der Polizei einfach nicht gemeldet werden.
Nicht besser ist die Situation im benachbarten Dänemark. Im Dezember 2013 empfahl der israelische Botschafter in Kopenhagen, Arthur Avon, den dort lebenden Juden, keine Kippa und Davidsterne zu tragen, um Gewalt zu vermeiden. Es muss angemerkt werden, dass bereits im Jahr 2003 der Oberrabbiner Frankreichs, Joseph Sitruk, den gläubigen Juden empfahl, einen Hut statt einer Kippa zu tragen, um Angriffe an öffentlichen Orten zu vermeiden.

Laut einer von der Europäischen Agentur für Grundrechte durchgeführten Umfrage in Frankreich, Belgien, Ungarn, Dänemark, Italien, Schweden und Großbritannien vermeiden 20 Prozent der europäischen Juden, Sachen zu tragen, die ihre Nationalität verraten können. Die meisten Juden, die ihre Nationalität nicht offenbaren, sind in Schweden zu finden: 34 Prozent. Besonders oft ereignen sich antisemitische Zwischenfälle in Malmö, wo etwa zehn Prozent der jüdischen Gemeinde und 30 Prozent der Muslime in unmittelbarer Nachbarschaft leben. Dabei sind die Positionen der Islamisten gerade in dieser Stadt besonders stark.

Außerhalb des europäischen Kontinents ist die Situation in der Beziehung zu den Juden auch ungünstig. 75 Prozent der jüdischen Studenten in den USA berichten über antisemitische Zwischenfälle auf dem Campus der Universitäten und Colleges. Unter Studenten in Australien war auch eine Zunahme ähnlicher Zwischenfälle zu verzeichnen.
Die jüdischen Oberhäupter befürchten, dass der Antisemitismus ins Bewusstsein der Massen in einigen Ländern eindringt, so wie es in Hitlerdeutschland und seinen Satelliten-Ländern geschehen war. „Die Anti-Defamation League der USA", die das Ausmaß des Antisemitismus in der Welt untersucht, stellt seine Zunahme in Europa, im Mittleren Osten und in Lateinamerika fest. Dabei sinkt der Index des Antisemitismus in Russland. Vor einigen Jahren waren es 32 Verbrechen, jetzt nur 24.
Die Regierungen des zivilisierten Europas zeigen volle Hilflosigkeit im Widerstand gegen die Judenphobie. Und die europäischen Intellektuellen reagieren sehr kraftlos auf die Angriffe auf die Juden in ihren Ländern. Vor diesem Hintergrund kann die von Präsident Wladimir Putin geäußerte Bereitschaft des größten Landes der Welt, die europäischen Juden unabhängig von ihrer Herkunft aufzunehmen, als Herausforderung an die Antisemiten aller Färbungen und in allen Ländern, als Demonstration der Treue Russlands zu den Werten des Humanismus bezeichnet werden. In diesem Zusammenhang muss daran erinnert werden, dass Hitler beim Versuch „der Endlösung der Judenfrage“ Stalin vorgeschlagen hatte, „die Juden des Reiches“ in der Sowjetunion unterzubringen, aber eine Absage bekam. Andere europäische Länder, die USA und Kanada nahmen auch keine flüchtenden Juden auf.

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