Wehe, wenn Herrmann das Schießen gelingt

  13 Februar 2020    Gelesen: 725
  Wehe, wenn Herrmann das Schießen gelingt

Erst vor vier Jahren wechselt Denise Herrmann vom Langlauf zum Biathlon. Nun gilt sie als Nachfolgerin von Überfliegerin Laura Dahlmeier und ist die neue Frontfrau des deutschen Teams. Um den Nachholbedarf beim Schießen aufzuholen, übt sie auf eine ganz spezielle Art und Weise.

Rechnet man in Erfahrung, ist Denise Herrmann gerade einmal im Kindesdalter. Denn erst seit vier Jahren ist die 31-Jährige Biathletin. Seit 2016 trainiert die frühere Langläuferin neben dem Laufen auch das Schießen. Dennoch gilt sie seit dem Abgang von Laura Dahlmeier als neue Frontfrau im deutschen Team. Eine große Ehre - aber auch eine große Bürde.

Herrmanns Ausbeute ist dabei mehr als bemerkenswert: Bei der Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr im schwedischen Östersund gewann sie Gold in der Verfolgung, Silber in der Mixed-Staffel und Bronze im Massenstart. Doch dass sie nun bei der WM im italienischen Antholz (bis 23. Februar, alle Rennen im sport.de-Liveticker) genauso abräumt, wagt sie selbst zu bezweifeln: "Wenn ich bei der WM ganz vorne mitmischen will, muss ich noch mal eine Schippe drauflegen können."

Der Hauptgrund: Eben jenes Schießen. "Ich weiß, dass ich mir am Schießstand oft noch bessere Ergebnisse verbaue", so Herrmann selbstkritisch. Kein Wunder: Die meisten Athleten in Deutschland trainieren schon als Kind mit der Waffe. Und selbst da sieht Ex-Biathlet Michael Rösch noch Hürden in Deutschland. "Wir sind durch das Waffengesetz einfach limitiert. In Deutschland darf man im Alter von unter 15 Jahren kein Kleinkaliber schießen, sondern nur Luftgewehr", sagte er Sport1. Das sei in etwa in Norwegen anders, wo schon die Zehnjährigen mit dem Kleinkaliber schießen. Umso bemerkenswerter, dass die überragende Läuferin Herrmann es des Öfteren schafft, die Konkurrenz in Schach zu halten.

"Absolutes Schießtalent"

So auch bei der WM-Generalprobe im slowenischen Pokljuka: Ende Januar konnte sie das Rennen über 15 Kilometer gewinnen. Sie blieb dabei zum ersten Mal in allen vier Schießeinlagen ohne Fehler - und präsentierte sich bestens gerüstet für den Titelkampf. Ex-Biathletin Uschi Disl attestiert ihr via "t-online.de" nicht nur deshalb "absolutes Schießtalent", das "in der Berichterstattung manchmal anders" dargestellt werde. Dennoch stapelt Herrmann tief: "Das ist Biathlon. Da muss man konstant zeigen, dass man sowohl im Laufen als auch im Schießen immer vorne dabei ist." Unterstützung bekommt sie von Disl: Einige Beobachter würden "regelrechte Wunderdinge" erwarten. "Aber wir sollten nicht zu viel Druck aufbauen."

Das klappt vor einer Weltmeisterschaft natürlich nicht. Der Wunsch nach einer Vorläuferin für den Deutschen Skiverband ist groß. Und auch Ex-Biathlet Michael Greis setzt auf die Erzgebirglerin. "Die Denise ist gerade das heißeste Eisen", sagte er dem "Focus". "Sie hat bei jedem Rennen die Möglichkeit top abzuschließen." Die erste Chance bietet sich gleich am ersten WM-Tag, wenn die Mixed-Staffel auf dem Programm steht (14.45 Uhr). Gemeinsam mit Franziska Preuss, Arnd Peiffer und Benedikt Doll hofft sie "direkt in einen Flow" zu kommen.

Training in der heimischen Küche

Zur Geschichte Herrmanns zählen aber auch herbe Enttäuschungen. Dann, wenn das mit dem neuen Schießen eben nicht so laufen wollte wie geplant. Dann, wenn deswegen die negativen Berichte auf sie einprasselten. Auch, wenn sie sich von denen eigener Aussage zufolge nicht beeinflussen lässt. Sie selbst ist ihre größte Kritikerin - und verbeißt sich manchmal zu sehr in den Misserfolg. Ein Grund, warum sie seit knapp einem Jahr mit einem Mentaltrainer zusammenarbeitet.


Nicht nur Körper und Geist trainiert sie hart, auch aus ihrem Equipment möchte sie alles herausholen. Denn bei ihr dreht sich nun mal hauptsächlich alles ums Schießen. So ließ sie sich im Sommer einen neuen Schaft für ihre Waffe anfertigen. Das richtige Anlegen übt sie auch schon mal in der heimischen Küche - mit aufgemalten Scheiben an den Schränken, wie das ZDF berichtet. Um mit den besten Konkurrentinnen trainieren zu können, pendelt sie zwischen Ruhpolding und Oberhof, wo sie unter anderem mit Schießcoach Gerald Hönig arbeitet. Dort gebe es "eine ganz gute Gruppendynamik", so Herrmann. "Da bin ich schon immer die, die am langsamsten ist."

Eine Feststellung, die die 31-Jährige bei der WM nicht treffen will. Nicht zum Auftakt in der Mixed-Staffel, aber auch nicht in den sechs weiteren Rennen, die sie womöglich absolvieren darf bis zum 23. Februar. Denn mindestens einmal Gold, Silber oder Bronze soll es doch bitte sein: "Klar, ich will schon um Medaillen mitkämpfen. Gerade in den Teamwettkämpfen weiß ich, dass wir eine starke Mannschaft haben und immer um das Podium mitlaufen können." Und dafür sei der Druck, die Frontfrau zu sein, auch gut.

Quelle: ntv.de


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