Normalerweise stürzen sie sich mit bis zu 150 Stundenkilometern den Eiskanal hinab. Tragen dabei nur einen dünnen Anzug und einen Helm, sind auf ihren Schlitten nicht angeschnallt. Rennrodler sind Extremsituationen gewöhnt, die untrainierte Menschen niemals aushalten würden. Umso bemerkenswerter ist nun der Boykott der deutschen Doppelsitzer - und zwar ausgerechnet zum Heimweltcup im sauerländischen Winterberg. Die drei Teams Tobias Wendl und Tobias Arlt, die Weltmeister Sascha Eggert und Toni Benecken sowie Robin Geueke und David Gamm erklären kurz vor dem Weltcup-Wochenende ihren Startverzicht.
Das Rennen, das am Sonntag stattfinden soll, sei einfach zu gefährlich, betonen die drei Teams. "In den beiden letzten Trainingstagen haben wir viele Stürze und Verletzungen unserer Sportskameraden miterlebt", schreiben Geueke/Gamm bei Instagram. So war etwa der Einzel-Weltmeister Roman Repilow im Training gestürzt. Der Russe klagt nun bei Instagram die Verantwortlichen des Weltcups an, sie hätten nicht auf die Wetterbedingungen in Winterberg reagiert.
"Wir lieben das Adrenalin"
Der Sturm der vergangenen Woche sowie die ungewöhnlich warmen Temperaturen haben der Bahn stark zugesetzt. "Der Eisausbau der Bahn machte es für uns trotz mehrfachen Versuchens zu gefährlich, um zu trainieren", so Geueke/Gamm. Ihre Kollegen, die WM-Dritten Wendl/Arlt, begründen die Entscheidung damit, dass die Doppelsitzer aufgrund ihres anderen Schwerpunkts auf der Bahn besonders gefährdet sind: "Grund für diese Entscheidung ist der schlechte Eisausbau der Kunsteisbahn, was gerade für Doppelpiloten ein extrem hohes und somit unkalkulierbares Risiko birgt, welchem wir uns nicht aussetzten möchten." Ihnen zufolge seien Stürze "vorprogrammiert". Eggert/Benecken zufolge birge die Fahrt ein Risiko, das "weit über das Normalmaß" hinaus erhöht ist.
Die deutschen Teams betonen, wie sehr sie der Verzicht schmerzt, gerade, weil sie sich auf die vielen Fans an der Bahn gefreut hätten. Eggert/Benecken waren im vergangenen Jahr sogar Weltmeister in Winterberg geworden. "Wir sind Rennfahrer und unser Herz schlägt für diesen Sport. Wir lieben das Adrenalin und den Nervenkitzel und wir lieben es um den Sieg zu fighten", schreiben die beiden. " Gewinnen - dass ist es, was wir wollen. Aber nicht um jeden Preis!"
Der internationale Rodel-Verband Fil hat noch nicht öffentlich auf die Vorwürfe sowie den Startverzicht reagiert. Unklar ist bislang auch, ob und wenn ja wie viele weitere Teams nicht an den Start gehen werden. Der Verzicht der Deutschen beeinflusst nicht nur den Doppelsitzer-Wettbewerb, sondern auch die Teamstaffel. Dort werde der Gesamtstand erheblich beeinflusst, bekennen Eggert/Benecken. Sie hoffen nun darauf, dass der kommende Weltcup am Königssee besser verlaufen wird und es dort zum "großen Showdown" kommt.
Quelle: ntv.de, ara
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