Hunderttausend Wiesn-Gäste bleiben aus – jetzt ist klar, warum

  05 Oktober 2015    Gelesen: 678
Hunderttausend Wiesn-Gäste bleiben aus – jetzt ist klar, warum
Die Wiesn hatten in diesem Jahr mit vielen Problemen zu kämpfen. Das macht sich bemerkbar: Etwa sechs Prozent weniger Besucher kamen 2015 zum größte Volksfest der Welt. Das merken auch die Wirte und Schausteller.
Grenzkontrollen wegen Flüchtlingsströmen, gekappte Zugverbindungen und kaltes Wetter: Das Oktoberfest hatte es 2015 nicht gerade leicht. Für den Hackerzelt-Wirt Toni Roiderer war es trotzdem „eine super Wiesn“. Der Sprecher der Wirte zieht sein Fazit: „Die Klassiker gehen immer: Hendl, Kalbshaxn und Ochsen laufen gut“, sagt er gegenüber FOCUS Online. Natürlich hätte er gern mehr Hendl verkauft, doch auch er merke, dass weniger Leute auf die Wiesn kamen.

Roiderer vermutet, dass die vielen Grenzkontrollen zahlreiche Gäste aus dem Ausland abschreckten. Zudem ist die Bahnverbindung Salzburg – München gestrichen, so dass einige Österreicher wohl zu Hause blieben.

Die Wiesn-Besucher verzehrten in diesem Jahr 114 Ochsen und 50 Kälber und damit etwa gleich viel wie im Jahr zuvor. Die Festwirte schenkten insgesamt 7,3 Millionen Maß aus. Das sind rund fünf Prozent weniger.

Münchner kommen wieder auf „ihre“ Wiesn

Festleiter Josef Schmid schätzt, dass in diesem Jahr etwa 5,9 Millionen Besucher aus aller Welt auf die Wiesn kamen. Das ist ein Rückgang von etwa 400.000 Gästen. So wenig war seit 2009 nicht mehr los. Dafür macht Schmid zahlreiche Gründe verantwortlich, vor allem das kühle Wetter und den allgemeinen Rückgang ausländischer Besucher.

„Insgesamt ist es aber eine ruhige Herbstwiesn auf hohem Niveau“, zeigt sich der Festleiter zufrieden. Der Samstag sei ein besonders guter Tag gewesen, die Wiesn musste vorübergehend sogar für weitere Oktoberfest-Besucher gesperrt werden.

„Der Plan einer münchnerischen Wiesn ist voll aufgegangen“, freut sich Schmid. Wenn die Besucher aus dem Ausland ausbleiben, würden dafür die Münchner auf die Wiesn kommen.

Polizeisprecher Wolfgang Wenger spricht von einer „normalen Wiesn“. Mit rund 2000 Einsätzen musste die Polizei in diesem Jahr nicht ganz so häufig ausrücken, auch Festnahmen und Strafanzeigen gab es weniger als im Vorjahr. „Wir haben während der ganzen Wiesn Präsenz gezeigt“, begründet Wenger den Rückgang der Delikte. Auch Taschendiebstähle gab es weniger, was Wenger auf den erfolgreichen Einsatz der Fahnder zurückführt.

Etwa 10 bis 15 Prozent häufiger als im Jahr zuvor rückten die Beamten dagegen wegen des Verdachts auf Betäubungsmittel aus. Dies sei jedoch „ganz normal“ und halte sich im Rahmen, so der Polizeisprecher gegenüber FOCUS Online. Mehr Razzien in den Zelten als früher habe es aber nicht gegeben, betont Wenger und dementiert die jüngsten Berichte, dass Drogenrazzien in bestimmten Wiesn-Zelten fast schon Dauerzustand seien.

Komasäufer mit 14 Jahren oder jünger

Auch das Bayerische Rote Kreuz zieht eine zufriedenstellende Bilanz und spricht von einer „normalen Wiesn“. Durch den Besucher-Rückgang seien auch die Anzahl leicht verletzter Personen zurückgegangen, Schwerverletzte gab es dagegen etwa so viele wie im Vorjahr.
Komasaufen ist auch unter den Jüngsten noch immer ein Problem: 16 Jugendliche im Alter von 14 Jahren oder jünger erlitten eine Alkoholvergiftung und mussten von den Sanitätern versorgt werden.

Halbnackt über die Wiesn

Im Wiesn-Fundbüro sind auch in diesem Jahr einige Kuriositäten aufgetaucht: Frauen haben ihre Dirndl verloren, Männer ihre Lederhosen. Auch ein Hund und drei Eheringe wurden abgegeben, sowie ein Kfz-Kennzeichen. Gebisse und Gehhilfen sind für die Mitarbeiter im Fundbüro übrigens längst nichts Neues mehr.

Selbst Rollstühle werden in manchen Jahren abgegeben. So auch dieses Jahr – doch das größte Rätsel: Tagelang hat keiner den Rollstuhl abgeholt. „Das hatte ich auch noch nicht“, so Martin Messinger vom Fundbüro zu FOCUS Online. Inzwischen ist aber klar: Der Rollstuhl gehört einem Ehepaar aus der Schweiz. Wieso der Rollstuhl aber plötzlich nicht mehr benötigt wurde und herrenlos Riesenrad fuhr, ist noch immer nicht bekannt.

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