Seehofer hofft auf Impfstoff bis Jahresende

  01 März 2020    Gelesen: 628
  Seehofer hofft auf Impfstoff bis Jahresende

Es gibt eine Reihe neuer bestätigter Coronavirus-Fälle in Deutschland. Fast alle verlaufen derzeit glimpflich. Die Auswirkungen der beginnenden Epidemie auf den Alltag nehmen aber zu. Fehlende Schutzausrüstung für medizinisches Personal könnte zum Problem werden.

In zahlreichen Bundesländern sind am Samstag weitere Coronavirus-Fälle bestätigt worden. Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2 gibt es nun in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz. Im Saarland und in den neuen Bundesländern sind bislang noch keine Coronavirus-Infektionen nachgewiesen worden.

Die Auswirkung der Ausbreitung des Virus auf den Alltag nimmt derweil nun auch in Deutschland zu. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn betonte erneut, dass nach derzeitiger Erkenntnis vier von fünf Coronavirus-Infektionen milde oder sogar ganz symptomfrei verliefen. Je größer die Zahl der Ansteckungen, desto höher sei aber auch die Wahrscheinlichkeit, dass es zu schweren Verläufen, zu Lungenentzündungen oder zu Todesfällen komme, sagte Spahn.

Für ganz Deutschland zählte das Robert Koch-Institut bis Samstagvormittag 66 nachgewiesene Infektionen. Eine Reihe zusätzlicher Fälle wurde im Laufe des Tages in mehreren Bundesländern registriert. Bundesinnenminister Horst Seehofer geht nicht von einem schnellen Ende des Kampfes gegen das neuartige Coronavirus aus. "Ich rechne damit, dass wir zum Jahreswechsel einen entsprechenden Impfstoff zur Verfügung haben", sagte er der "Bild am Sonntag". Bis dahin müsse man das Virus "mit den klassischen Mitteln des Seuchenschutzes bekämpfen. Wir müssen die Infektionsketten konsequent unterbrechen." Auch die Absperrung von Regionen oder Städten schloss Seehofer nicht völlig aus. "Dieses Szenario wäre das letzte Mittel", sagte der CSU-Politiker.

Bundesfinanzminister Olaf Scholz sieht ausreichend Mittel vorhanden, um negativen Folgen der Ausbreitung des Virus für die Wirtschaft entgegen zu steuern. "Wenn die Lage es erforderte, dass ein solcher Impuls nötig wird, haben wir auch die Mittel, ein Konjunkturprogramm aufzulegen", sagte Scholz der "Welt am Sonntag". Deutschland sei für den Kampf gegen den Erreger gewappnet, so der SPD-Minister. Medizinische Nothilfe könne aus dem laufenden Etat bestritten werden.

Dax rutscht um fünf Prozent ab

"Sollte es darüber hinaus zu schweren Verwerfungen in der Weltwirtschaft kommen, etwa weil weltweit Märkte und Produktionsstätten beeinträchtigt werden, haben wir alle Kraft, um darauf schnell, entschieden und stark zu reagieren", sagte Scholz der Zeitung. Zuvor hatte bereits Wirtschaftsminister Peter Altmaier im Falle einer noch massiveren Auswirkung des Coronavirus auf die Wirtschaft ein Gegensteuern der Regierung in Aussicht gestellt, von Konjunkturprogrammen hatte er allerdings nicht gesprochen.

Der deutsche Leitindex Dax war am Freitag aus Sorge vor einer Coronavirus-Pandemie zeitweise mehr als fünf Prozent abgerutscht. Der Handelstag schloss die schwärzeste Woche seit dem Börsencrash im August 2011 ab - damals mitten in der Euro-Schuldenkrise.

In einigen deutschen Supermärkten kam es unterdessen zu Hamsterkäufen - auch in Bundesländern, in denen noch keine Infektion bestätigt wurde. Kunden griffen vermehrt zu langlebigen Lebensmitteln und Getränken. Auch Regale mit Reinigungstüchern oder Desinfektionsmitteln sind vielerorts leer. Nach Einschätzung des Handels drohen aber keine Engpässe.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bezeichnete allerdings nicht mehr verfügbare Schutzausrüstung zum Beispiel für Ärzte als "großes Thema" - weil Länder, Krankenhäuser und auch Privatpersonen auf der ganzen Welt auf Vorrat kauften, sagte der CDU-Politiker der "Welt am Sonntag". Auch Hersteller in Deutschland seien oft selbst auf Vorprodukte aus China angewiesen. "Wir sollten bei Arzneimitteln oder Schutzausrüstungen nicht in diesem Umfang von anderen Regionen der Welt abhängig sein."

Quelle: ntv.de, ino/dpa


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