Mit Biden ist doch noch zu rechnen

  01 März 2020    Gelesen: 610
  Mit Biden ist doch noch zu rechnen

Ex-Vizepräsident Biden war bei den Vorwahlen der Demokraten fast abgeschrieben, seine weitere Kandidatur stand bereits auf der Kippe. Nun feiert er ein Comeback in South Carolina. Das Feld der Bewerber dünnt sich unterdessen aus.

Nach drei Niederlagen im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten hat Ex-Vizepräsident Joe Biden erstmals eine Vorwahl gewonnen - und das mit einem Kantersieg. Biden erklärte sich zum Sieger der wichtigen Vorwahl im Bundesstaat South Carolina. "Wir haben gerade gewonnen, und wir haben wegen Euch deutlich gewonnen", sagte der 77-Jährige vor jubelnden Anhängern in South Carolinas Hauptstadt Columbia. Der ehemalige Vizepräsident gehört zum moderaten Flügel der Demokraten. Nach Auszählung von mehr als 90 Prozent der Wahlbezirke in South Carolina gewann Biden vorläufigen Angaben der Wahlkommission zufolge fast 50 Prozent der Stimmen. Bernie Sanders lag demnach bei knapp 20 Prozent. In landesweiten Umfragen führt der 78-Jährige das Feld der Bewerber um die Kandidatur der Demokraten weiterhin an. Sanders - der sich selber als demokratischen Sozialisten bezeichnet - hat bislang zwei Vorwahlen gewonnen. South Carolina war die vierte Vorwahl.

Die Vorwahl in South Carolina war die letzte vor dem "Super Tuesday" am kommenden Dienstag. Dann wird in mehr als einem Dutzend Bundesstaaten gewählt. Dabei werden mehr als ein Drittel aller Delegierten vergeben, die im Sommer den Kandidaten der Demokraten bestimmen. Dieser Kandidat wird am 3. November gegen den republikanischen Amtsinhaber Donald Trump in die Wahl ziehen. Trump selbst hat keine ernstzunehmende parteiinterne Konkurrenz. Die Republikaner haben daher ihre Vorwahlen in South Carolina und in mehreren anderen Bundesstaaten abgesagt.

In South Carolina konnten deutlich mehr schwarze Wähler abstimmen als bei den bisherigen Vorwahlen in den Bundesstaaten Iowa, New Hampshire und Nevada. Biden baute darauf, bei dieser Wählergruppe punkten zu können. Diese Hoffnung erfüllte sich. Im Fall einer Niederlage Bidens in South Carolina war über ein Ende seines Wahlkampfs spekuliert worden. Biden bedankte sich bei den Wählern in South Carolina. "Vor wenigen Tagen haben die Presse und Experten diese Kandidatur für tot erklärt", fügte der Ex-Vizepräsident hinzu. "Wir sind sehr lebendig."

Bei den bisherigen Vorwahlen war Biden weit unter den Erwartungen geblieben. In Iowa war er nur auf den vierten Platz gekommen, in New Hampshire sogar nur auf Rang fünf. Neben Biden und Sanders sind nach der Vorwahl in South Carolina noch fünf weitere Bewerber im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten: Der frühere New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg, der Ex-Bürgermeister von South Bend/Indiana, Pete Buttigieg, die Senatorin Amy Klobuchar, die Senatorin Elizabeth Warren und die Kongressabgeordnete Tulsi Gabbard. Der Milliardär und frühere Hedgefonds-Manager Tom Steyer zog seine Bewerbung nach einem erneuten enttäuschenden Ergebnis in South Carolina zurück.

Bloomberg trat in South Carolina - wie bei den anderen bisherigen Vorwahlen - nicht an. Der Multimilliardär ist erst spät ins Rennen eingestiegen und steht erstmals am "Super Tuesday" auf den Wahlzetteln. Präsident Trump reagierte auf Twitter gewohnt gehässig: Der Sieg des "schläfrigen" Joe Biden in South Carolina solle das Ende des "Witzes eines Wahlkampfs" von "Mini Mike Bloomberg" sein.

Buttigieg hatte sich bei der ersten Vorwahl in Iowa Anfang Februar ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Sanders geliefert, war am Ende aber auf etwas mehr Delegierte gekommen. Bei der Vorwahl in New Hampshire konnte sich Sanders knapp gegen Buttigieg durchsetzen. Nevada gewann Sanders dagegen mit deutlichem Vorsprung vor Biden und Buttigieg.

Biden hatte bei einer TV-Debatte der demokratischen Kandidaten in Charleston in South Carolina am Dienstag gesagt: "Ich habe wie der Teufel dafür gearbeitet, die Stimmen der schwarzen Amerikaner zu gewinnen, nicht nur hier, sondern überall im Land." Auf die Frage, ob er seine Kandidatur auch im Fall einer Niederlage in South Carolina fortführen wolle, antwortete er: "Ich werde South Carolina gewinnen."

Die Vorwahlen ziehen sich bis Juni hin. Auf Nominierungsparteitagen küren Demokraten und Republikaner danach endgültig ihre Präsidentschaftskandidaten - die Demokraten im Juli in Milwaukee/Wisconsin, die Republikaner im August in Charlotte/North Carolina.

Quelle: ntv.de, ino/dpa


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