Franziskus bittet Indios um Verzeihung

  16 Februar 2016    Gelesen: 1106
Franziskus bittet Indios um Verzeihung
Mit den christlichen Kolonialherren kam für indigenen Völker Mexikos einst das Unheil in ihr Land. Nun entschuldigt sich der Papst bei seinem Besuch für die Ungerechtigkeiten, die einst im Namen der Kirche begangen wurden.
Papst Franziskus hat während seines Mexiko-Besuchs die indianische Urbevölkerung des Landes um Verzeihung für das ihr angetane Leid gebeten. "Mehrfach und in systematischer und organisierter Weise ist Euer Volk missverstanden und von der Gesellschaft ausgeschlossen worden", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche in San Cristóbal de las Casas. An der Messe unter offenem Himmel im südlichen Bundesstaat Chiapas nahmen zehntausende Menschen teil.

Der argentinische Papst sprach einen kurzen Satz in einer indianischen Sprache - Ausdruck seiner Bemühungen, die indigene Bevölkerung im ärmsten und am wenigsten katholischen Bundesstaat Mexikos zu erreichen. "Manche haben Eure Werte, Kultur und Traditionen als minderwertig herabgewürdigt. Andere, berauscht von Macht, Geld und Markttrends, haben Eure Ländereien gestohlen oder sie verschmutzt", sagte der Papst und fügte hinzu: "Wie traurig das ist!"

Lernen von indigenen Völkern

Der Pontifex maximus erließ ein Dekret, demzufolge katholische Messen in indigenen Sprachen abgehalten werden dürfen. Mehr als ein Viertel der Bevölkerung in Chiapas spricht eine indianische Sprache. Mexiko verfügt nach Brasilien über die zweitgrößte katholische Gemeinde der Welt. 82 Prozent der 122 Millionen Einwohner Mexikos identifizieren sich mit der katholischen Religion. Im Gegensatz dazu fühlen sich in Chiapas nur 58 Prozent der Menschen loyal gegenüber dem Vatikan.

Vergangene Woche hatten etwa hundert Ureinwohner vor der Kathedrale von San Cristóbal de las Casas für mehr soziale Gerechtigkeit demonstriert. Auf die Mauern des Gotteshauses sprühten sie: "Wir wollen nicht den Papst, wir wollen Gerechtigkeit!" Doch über das Wochenende verstreuten sich die Demonstranten, und die Parole wurde schnell übertüncht.

Franziskus nutzte die Messe auch zu einer Warnung: Die Erde sei mit "einer der größten Umweltkrisen in der Weltgeschichte" konfrontiert, sagte er. Gerade von indigenen Menschen könne der "harmonische Umgang mit der Natur" gelernt werden.

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