Ärzte ohne Grenzen sehen Kriegsverbrechen

  05 Oktober 2015    Gelesen: 635
Ärzte ohne Grenzen sehen Kriegsverbrechen
Nach dem US-Bombenangriff auf eine Klinik in Kundus fordert die Linke den sofortigen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan. "Frieden lässt sich nicht herbeibomben", heißt es. Die Organisation Ärzte ohne Grenzen spricht von einem Kriegsverbrechen.
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen fordert eine unabhängige Untersuchung des US-Luftangriffs auf ihre Klinik im afghanischen Kundus. Nach jüngsten Angaben kamen in der Nacht auf Samstag 22 Menschen ums Leben. Die Gruppe gehe ganz klar davon aus, dass ein Kriegsverbrechen begangen worden sei, erklärte ihr Generaldirektor Christopher Stokes. Die Untersuchung müsse auf internationaler Ebene erfolgen, da es nicht ausreiche, sich allein auf die Erkenntnisse einer Konfliktpartei zu verlassen.
Nach Einschätzung von Ärzte ohne Grenzen deutet alles darauf hin, dass das Bombardement auf die von den USA geführte Militärallianz zurückgeht. US-Verteidigungsminister Ash Carter sicherte eine vollständige und transparente Untersuchung des Vorfalls zu. Die Lage sei aber "durcheinander und kompliziert", sagte er. "Es wird also etwas dauern, an die Fakten zu gelangen."

Er wisse, dass amerikanische Lufteinheiten in der Umgebung von Kundus im Einsatz gewesen seien. Und er wisse, dass das Gebäude, das man in den Nachrichten sehe, zerstört worden sei. "Ich kann ihnen derzeit nur nicht sagen, welcher Zusammenhang besteht." US-Präsident Barack Obama sprach den Angehörigen der Opfer des "tragischen Zwischenfalls" sein Beileid aus. Auch er forderte eine "gründliche und unabhängige Untersuchung", um festzustellen, wer verantwortlich sei.

Linke: Bomben sind die falschen Waffen

Die Linke forderte derweil den sofortigen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan. "Frieden lässt sich nicht herbeibomben. Jede Forderung der Regierungsparteien oder des Militärs, den Bundeswehreinsatz in Afghanistan zu verlängern oder auszuweiten, ist unverantwortlich", sagte Linke-Chef Bernd Riexinger. "Bildung, Konfliktprävention und Diplomatie sind die Wurzeln, aus denen demokratische Strukturen wachsen - Bomben und Granaten sind hierfür im wahrsten Sinne des Wortes die falschen `Waffen`.

Rund um Kundus toben derweil Kämpfe. Die von den USA unterstützten afghanischen Regierungstruppen versuchen weiterhin, die radikal-islamischen Taliban aus der Stadt zu vertreiben, die sie vor etwa einer Woche eingenommen hatten. Auf den Straßen lagen verwesende Leichen. Bewohner klagen über knapp werdende Lebensmittel.

Am Donnerstag wollen die Nato-Verteidigungsminister in Brüssel über die Lage beraten. In der Bundesregierung gibt es Überlegungen, den eigentlich bis Ende 2016 geplanten Ausbildungseinsatz der Nato zu verlängern. Der Kampfeinsatz lief offiziell Ende 2014 aus.

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