Ihm war in beiden Südstaaten ein starkes Ergebnis vorhergesagt worden - und wie es aussieht, hat US-Präsidentschaftsbewerber Joe Biden die Vorwahlen der oppositionellen Demokraten in den Bundesstaaten Mississippi und Missouri tatsächlich gewonnen. Mehrere US-Sender berichteten, der frühere Vizepräsident habe sich laut Prognosen gegen den linksgerichteten Senator Bernie Sanders durchgesetzt.
Kurz danach meldeten die Sender Fox News und MSNBC übereinstimmend, dass Biden auch in Michigan vorn liegt. Dort werden an diesem kleinen "Super Tuesday" die meisten Delegiertenstimmen (125) vergeben, der Staat gilt daher an diesem Wahldienstag als am wichtigsten.
"Heute Abend sind wir einen Schritt weiter, Anstand, Würde und Ehre im Weißen Haus wiederherzustellen", sagte Biden bei einem kurzen Auftritt in Philadelphia. Es sehe nach einer "weiteren guten Nacht" aus. Einige hätten seine Wahlkampagne noch vor Kurzem totgesagt, sagte Biden. "Nun sind wir sehr lebendig."
Für Sanders bedeuten die Prognosen einen heftigen Rückschlag. Er hatte seinen Wahlkampf in den vergangenen Tagen sehr auf Michigan fokussiert, wo er bei den Vorwahlen 2016 gewonnen hatte. Der Staat im Mittleren Westen sei für das Rennen "sehr, sehr bedeutend", hatte Sanders noch am Wochenende eingeräumt, zugleich aber betont, er werde im Fall einer Niederlage in Michigan auf keinen Fall aufgeben.
Am Dienstag wird in insgesamt sechs Bundesstaaten gewählt. Es folgen noch Idaho, North Dakota sowie Washington an der Nordwestküste. In Letzterem zeichnet sich derzeit ein sehr enges Rennen ab. Insgesamt werden dabei 352 der 3979 Delegierten bestimmt, die im Juli bei einem Parteitag den Herausforderer von Präsident Donald Trump nominieren werden. Für eine Nominierung sind 1991 Stimmen nötig.
Noch am Wahlabend wandte sich Biden zudem an Sanders und dessen Unterstützer: "Wir haben ein gemeinsames Ziel. Zusammen werden wir Donald Trump besiegen", sagte er. "Wir werden diese Nation zusammenbringen." Er wolle Sanders und seinen Anhängern für ihre "unermüdliche Energie und Leidenschaft" danken.
Andrew Yang unterstützt Biden
Biden ist seit seinem Erfolg vor einer Woche beim äußerst wichtigen Wahltag "Super Tuesday" Favorit für die Präsidentschaftskandidatur. Der 77-jährige Mitte-Politiker könnte seinen Vorsprung auf Sanders nun möglicherweise entscheidend ausbauen. Im Verlauf des Wahlabends erhielt Biden zudem Unterstützung von einem ehemaligen Konkurrenten.
Andrew Yang war im Februar aus dem Wettbewerb der Demokraten ausgestiegen. Nun erklärte der Tech-Unternehmer, dass er eine Nominierung Bidens unterstützen wird. Zuvor hatten sich bereits unter anderem die Ex-Mitbewerber Pete Buttigieg und Amy Klobuchar für den ehemaligen Vizepräsidenten ausgesprochen.
Missouri und Mississippi sind südliche Bundesstaaten mit einem verhältnismäßig großen Anteil an schwarzen Wählern, von denen viele Biden unterstützen - er war Vizepräsident unter dem ersten schwarzen US-Präsidenten Barack Obama, der von 2009 bis 2017 im Amt war. Das hat ihm einen gewissen Vertrauensvorschuss in der afroamerikanischen Wählerschaft eingebracht.
Auch in anderen südlichen Bundesstaaten hat Biden in den bisherigen Vorwahlen teils deutliche Siege eingefahren. Noch vor eineinhalb Wochen war sein Wahlkampf fast schon totgesagt worden. Die Wende brachte dann ein spektakulärer Erfolg bei der Vorwahl im südlichen Bundesstaat South Carolina Ende vergangenen Monats.
Auch bei den Republikanern fanden an diesem Dienstag Vorwahlen statt. Überraschungen blieben dabei aus. Amtsinhaber Trump setzte sich in Mississippi, Missouri, Michigan und Idaho klar durch. In Washington State und North Dakota gab es keine republikanischen Gegenkandidaten.
spiegel
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