Im Kampf gegen die Coronavirus-Epidemie hat Berlin am Samstagabend den großen Teil des Hauptstadt-Nachtlebens für die nächsten fünf Wochen beendet. In den Abendstunden fuhr die Polizei die Kneipen ab und ließ sie schließen. Restaurants durften geöffnet bleiben. Trotzdem lagen ganze Straßenzüge etwa in den beliebten Ausgeh-Stadtteilen Neukölln, Kreuzberg und Friedrichshain weitgehend im Dunkeln.
Im Zuge der drastischen Maßnahmen mussten auch alle Kinos dicht machen. Ebenso Fitnessstudios und Sportstätten. Die meisten Clubs hatten schon ab Freitag nicht mehr geöffnet. Einige U-Bahnlinien, die in normalen Samstagnächten gut frequentiert sind, waren auffallend leer. Private Feiern sind nur noch mit maximal 50 Teilnehmern erlaubt und sind mit Bürokratie verbunden: Namen und Kontaktdaten der Besucher müssen die Gastgeber festhalten und aufbewahren.
Der Senat hatte am Freitag zunächst angekündigt, Kneipen, Bars und Clubs ab Dienstag zu schließen. Dieses Wochenende wäre für Amüsierwillige folglich die letzte Gelegenheit zum Ausgehen gewesen. Das zögerliche Vorgehen sorgte für viel Kritik. Am Samstag wurde dann plötzlich eine Verordnung beschlossen und veröffentlicht, die eine sofortige Schließung verlangte. Wörtlich hieß es dort unter anderem, zu schließen seien "Tanzlustbarkeiten, Messen, Ausstellungen, Spezialmärkte, Spielhallen, Spielbanken, Wettannahmestellen" sowie Prostitutionsstätten, also Bordelle.
Vor den Spätis drängt es sich
Am Abend teilte die Senatsgesundheitsverwaltung teilte mit, dass die Zahl der bestätigten Corona-Fälle auf 263 gestiegen sei. Davon seien 42 auf einen Club zurückzuführen. Alle Veranstaltungen würden daher verboten. "Es ist einfach nicht die Zeit für Partys."
Auch bei der Berliner Feuerwehr gibt es inzwischen einen Corona-Fall. "Quarantäne für ihn und 24 weitere Kollegen", twitterte die Feuerwehr. Die Polizei ging am Samstagabend in vielen Stadtteilen von Kneipe zu Kneipe und Bar zu Bar und wies die Kellner an, alle Gäste hinauszubitten. In Wedding wurden Eckkneipen geschlossen, deren Gäste völlig überrascht waren. In manchen Restaurants setzte die Polizei durch, dass die Tische auf einen Abstand von 1,50 Meter umgestellt wurden. Vor Spätis saßen hingegen noch in der Nacht Menschen mit Bierflaschen dicht gedrängt.
Über Twitter teilte die Polizei mit, dass es in fast allen Fällen keine Probleme gegeben habe. "Unsere Kolleg. melden gerade aus ihrem Einsatz, dass Sie alle volles Verständnis für die Verordnung und die Umsetzung haben. Vielen Dank für Ihre Unterstützung, denn nur gemeinsam wir können #Covid19 eindämmen." Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) appellierte am Samstag erneut an die Bürger: "Wir alle sollten in diesen kommenden Wochen oder auch Monaten solidarisch miteinander sein, uns gegenseitig unterstützen, helfen, wo Hilfe benötigt wird. Besonders die älteren Mitmenschen unter uns brauchen unsere Unterstützung, weil sie zur größten Risikogruppe zählen, wie die Wissenschaftler uns bestätigen."
In der kommenden Woche schließen dann auch noch alle Schulen und Kitas. In den Krankenhäusern und Altenheimen ist Besuch nur noch sehr eingeschränkt und kurz erlaubt. Die Regeln gelten zunächst bis einschließlich 19. April.
Quelle: ntv.de, ino/dpa
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