Die EU-Staats- und Regierungschefs beraten am Dienstag erneut per Videoschaltung über die Krise. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) warb bei den Bürgern um Verständnis über die in Deutschland nochmals verschärften Restriktionen des öffentlichen Lebens.
"Alle Reisen zwischen nicht-europäischen Ländern und der Europäischen Union werden für 30 Tage ausgesetzt", sagte Macron am Montagabend in einer Fernsehansprache. Auch der Schengenraum - zu dem mehrere Nicht-EU-Staaten gehören - werde seine Außengrenzen schließen.
Die EU-Staats- und Regierungschefs beraten zwar erst am Dienstagnachmittag über weitere Maßnahmen gegen die Pandemie - nach Darstellung Macrons ist der Einreisestopp aber bereits ausgemacht und soll schon einige Stunden vor dem "virtuellen" Corona-Gipfel in Kraft treten. Der Gipfel findet wie schon vor einer Woche in Form einer Videokonferenz statt.
Laut einem Vorschlag von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sollen alle "nicht notwendigen Reisen" in die EU zunächst für 30 Tage verboten sein. Ihr Konzept sieht aber Ausnahmen für bestimmte Gruppen vor. Dazu gehören Ausländer, die schon lange in der EU leben und ausländische Familienmitglieder von EU-Bürgern. Zudem soll das Verbot nicht für das Transportgewerbe sowie Berufe gelten, die mit dem Kampf gegen die Pandemie befasst sind.
Diverse einzelne europäische Länder haben bereits Einreisebeschränkungen und andere Restriktionen eingeführt. In Deutschland hatte die Bundespolizei zu Wochenbeginn mit Kontrollen der Grenzen zu den fünf Nachbarländern Österreich, Schweiz, Frankreich, Luxemburg und Dänemark begonnen. Ausländer dürfen nur mit "triftigem Grund" über diese Grenzen einreisen.
Auch innerhalb Deutschlands wurden die Restriktionen ausgeweitet. Nach Schulen und Kitas müssen auch zahlreiche andere Einrichtungen sowie Geschäfte ihre Türen schließen, wie Merkel am Montag nach Beratungen mit den Bundesländern ankündigte. Ausgenommen sind unter anderem Lebensmittelgeschäfte, Apotheken und Drogerien sowie Tankstellen, Banken, Poststellen und der Großhandel. Restaurants und Speisegaststätten dürfen frühestens ab 06.00 Uhr aufmachen und müssen spätestens um 18.00 Uhr schließen.
"Wir brauchen einschneidende Maßnahmen, um das Infektionsgeschehen zu verlangsamen", warb Merkel um Verständnis. Nach den jüngsten Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) vom Montagabend gibt es hierzulande inzwischen 6012 bestätigte Corona-Infektionen. 13 der Infizierten starben.
Die deutschen Krankenhäuser erwarten, dass die Zahl ihrer Corona-Patienten sich bis Ende der Woche verdreifacht. Sollte es bis dahin 20.000 bestätigte Infektionsfälle in Deutschland geben, sei damit zu rechnen, dass davon bis zu 1500 Patienten in den Krankenhäusern behandelt werden müssten, sagte der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, den Funke-Zeitungen. Die Krankenhäuser seien aber auf einen solchen Anstieg vorbereitet, versicherte er. "Das würde sie nicht überfordern."
Gaß forderte allerdings noch in dieser Woche einen finanziellen "Schutzschirm für alle Krankenhäuser", damit Kliniken in der Corona-Krise nicht pleite gingen. "Ohne außergewöhnliche Finanzierungsmaßnahmen werden wir die Epidemie nicht bewältigen", warnte er in der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Auch andere europäische Länder weiteten ihre Maßnahmen gegen die Corona-Krise nochmals aus. Frankreich verhängte eine 14-tägige Ausgangssperre für seine Bürger, die ab Dienstagmittag gilt. Die Menschen sollten nur in dringenden Fällen das Haus verlassen, sagte Macron. Zulässig seien nur Einkäufe, Gesundheitsversorgung und der Weg zur Arbeit, wenn keine Heimarbeit möglich sei.
Griechenland ordnete eine obligatorische 14-tägige Quarantäne für alle ins Land einreisenden Menschen an. In der Ukraine bleiben Restaurants, Bars und Einkaufszentren geschlossen. Die Regierung untersagte zudem alle Versammlungen von mehr als zehn Menschen.
AFP.com
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