Das Papier des österreichischen Sensor-Spezialisten sank am Montag unter dem Eindruck der Coronavirus-Krise an der Schweizer Börse um 18 Prozent auf 9,54 Franken. Zeitweise fiel es sogar unter die 9,20 Franken, für die AMS die neuen Aktien verkaufen will. Damit fehlt den Osram-Anteilseignern derzeit jeder Anreiz, die bis zu 190 Millionen Aktien zu zeichnen. Die Bezugsrechte, von denen vier zum Kauf einer neuen Aktie berechtigen, brachen um mehr als drei Viertel auf 1,31 Franken ein. AMS will mit den 1,65 Milliarden Euro, die die Kapitalerhöhung einbringen soll, den Kauf des Münchner Lichtkonzerns Osram zum Teil finanzieren.
Als AMS die Bezugsrechtsemission vor einer Woche angekündigt hatte, lagen die Aktien noch bei mehr als 25 Euro. Die Banken um die Konsortialführer HSBC und UBS haben die gesamte Kapitalerhöhung garantiert, müssten die Papiere also auf das eigene Buch nehmen, wenn sie sie nicht an die AMS-Aktionäre oder an andere Investoren verkaufen können. Im Emissionsprospekt findet sich allerdings ein Schlupfloch: Die Kapitalerhöhung kann abgeblasen werden, wenn “eine Änderung an den Finanzmärkten, ein Unglück oder eine Krise” zu einer Änderung der wirtschaftlichen oder politischen Rahmenbedingungen führe.
An der Transaktion beteiligte Personen sagten Reuters, es werde herausfordernd, die Investoren zu überzeugen, solange die AMS-Aktien auf diesem Niveau lägen. Die Zeichnungsfrist läuft noch bis Ende der kommenden Woche. “Es wird schwer, Käufer zu finden”, sagte einer der Insider. “Dann müssen die Banken die Aktien womöglich auf die eigenen Bücher nehmen oder eine andere Lösung suchen. Wir sind in unbekannten Gewässern.” Die Banker hoffen aber, dass sich das Umfeld bis Ende März noch bessert. “Die Rückmeldungen der Investoren waren bisher gut, und es ist noch lange hin”, sagte ein Insider.
HSBC und UBS wollten sich nicht dazu äußern, AMS war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Für die Österreicher ist die Kapitalerhöhung ein wichtiger Baustein zur Finanzierung der Übernahme von Osram. Ein Brückenkredit über 4,4 Milliarden Euro von HSBC, UBS und der Bank of America läuft nur so lange, bis die Übernahme unter Dach und Fach ist. Bei den Osram-Aktionären bröckelte am Montag die Zuversicht, dass die Übernahme klappt: Die Aktie schloss mit 38,75 Euro deutlich unter den 41 Euro, die AMS bietet. Das Unternehmen aus Premstätten bei Graz hat bereits mehr als 63 Prozent an Osram sicher und will die nötigen Kartell-Genehmigungen bis Mai bekommen.
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