Will Apple den Computer abschaffen?

  20 März 2020    Gelesen: 856
Will Apple den Computer abschaffen?

Das neue iPad Pro wird ein heißer Rivale des Notebook. Die neuen Modelle bieten nicht nur mehr Tempo mit superschnellen Prozessoren. Erstmals erhalten sie auch ein Trackpad zur Maus-Steuerung. Auch das Macbook Air wird überarbeitet.

Ist das noch ein Tablet oder ist es ein Notebook? Diese Frage konnte man bereits zur letzten Generation der iPad Pro aus dem Hause Apple stellen. Denn diese Flachrechner waren schon 2018 ungemein schnell und boten mehr Tempo als mancher Notebook. Nun wird mit dem neuen iPad Pro des Jahres 2020 noch einmal alles anders: Ist die Tastatur ans Tablet angedockt, denkt man beim Blick von der Seite an Studiorechner mit scheinbar schwebendem Display. Und dann hat eine iPad-Tastatur, das ist die größere Zäsur, erstmals ein Touchpad, wie man es sonst nur vom Notebook kennt.

Nun rücken also immer mehr Elemente des Notebook auf das Tablet. Zudem wird jetzt dieses neue iPad Pro flinker denn je sein, „schneller und leistungsfähiger als die meisten PC Laptops mit Windows“, so der Hersteller. Das ist eine Ansage.

In Zeiten der Corona-Krise stellte Apple seine Neuheiten ohne Event, ohne große Bühne für Tim Cook und Mitarbeiter und ohne „Hands on“ vor. Das neue iPad Pro gleicht optisch seinem Vorgänger, orientiert sich am Design der Macbook-Pro-Notebooks und zieht das Display dicht bis an den Rand. Wie gehabt kommt auch das neue Tablet mit zwei Bildschirmdiagonalen: Das 11-Zoll-Gerät in der eher klassischen Tablet-Bauform und das 12,9-Zoll iPad Pro in den Maßen eines kleinen Notebook. Der Prozessor ist kurioserweise nicht der vom iPhone 11 bekannte A13, sondern ein aufgebohrter A12, den Apple mit dem Namenszusatz Bionic Chip versieht. Der Grafikprozessor arbeitet mit acht Kernen.

Die Bildschirmauflösung von 2388 x 1668 Pixel beim kleinen und 2732 x 2048 Pixel beim großen Modell bleibt gleich. Apple spricht von einem Liquid-Retina-Display, das den P3-Farbraum abdeckt und mit 600 Nits ungewöhnlich hell ist. Die Bildwiederholrate liegt bei 120 Hertz. Das Gewicht der beiden beträgt 470 und 640 Gramm ohne angesteckte Tastatur. Das kleine iPad Pro in der Hand ist also gut geeignet als elektronisches Buch oder Youtube-Station. Das schwerere große wird man nicht stundenlang in der Hand halten wollen.

Innovativ soll neben dem schnelleren Prozessor die Kamera auf der Rückseite sein. Sie löst mit 12 Megapixel auf, bringt eine 10-Megapixel-Ultraweitwinkel-Optik mit und kann Videos in 4k aufzeichnen. Das wichtigste Merkmal der neuen Kameraeinheit ist indes der Lidar-Scanner. Einen Lidar kennt man bislang aus autonom fahrenden Autos, es ist eine dem Radar verwandte Methode zur optischen Abstands- und Geschwindigkeitsmessung. Im iPad Pro soll nun der Lidar den Abstand zu Objekten auf bis zu fünf Meter Entfernung messen, und zwar im Raketentempo. Der Sinn des Ganzen: Anwendungen für Erweiterte Realität, Augmented Reality, sollen dank verbesserter Bewegungserfassung davon profitieren.

Die neue Tastatur, Apple nennt sie Magic Keyboard, hat nicht nur erstmals ein Trackpad, sondern lässt sich auch hintergrundbeleuchten. Sie hält das iPad Pro freischwebend magnetisch und hat einen eigenen USB-Typ-C-Anschluss zum Laden des Tablet. Der USB-Typ-C-Anschluss des iPad Pro kann derweil für externe Medien oder einen externen Monitor genutzt werden. Erstmals lässt sich der Betrachtungswinkel stufenlos einstellen. Die meisten Apps von Drittanbietern sollen die Trackpad-Funktionalität bereits unterstützen. Nutzt man das Trackpad, ändert sich die Darstellung des Cursors automatisch, je nach Kontext. Es werden sogar Mehrfinger-Gesten unterstützt.

Die neuen iPad Pro sind mit Speichergrößen von 128 Gigabyte bis ein Terabyte vom 25. März an erhältlich. In der kleinsten Ausstattung kostet das iPad Pro 11 ohne Mobilfunk 879 Euro, das größere Modell startet bei 1100 Euro. Die Tastatur ist teuer wie nie, sie kostet 339 oder 400 Euro, je nach Größe des iPad Pro. Der Stift, Apple Pencil, steht mit weiteren 135 Euro in der Preisliste.

Auch sein Einsteiger-Notebook wertet Apple in diesem Jahr auf. Der neue Macbook Air bekommt einen schnelleren Prozessor der aktuellen, zehnten Generation und mehr SSD-Speicherplatz bereits in der Basisversion, nämlich zeitgemäße 256 Gigabyte. Die überarbeitete Tastatur mit Scherenmechanismus ist eine Antwort auf die Kritik an dem bisherigen Butterfly-Keyboard. Kunden hatten über die Zuverlässigkeit und mechanische Probleme geklagt. Die Pfeiltasten wurden neu angeordnet, und es gibt nun auch Touch ID, also einen biometrischen Fingerabdruckscanner. Mit drei Mikrofonen sollen Facetime-Telefonate gut klingen.

Das Display des Macbook Air löst mit 2560 x 1600 Pixel über einer Diagonale von 13,3 Zoll auf. Mit einem Gewicht von 1,3 Kilogramm gehört der neue kleine Notebook allerdings nicht zu den leichtesten seiner Art. In der günstigsten Modellvariante kostet das Notebook 1200 Euro, zum Einsatz kommen dann der Core-i3, acht Gigabyte RAM und eine 256 Gigabyte SSD. Mit Core-i5-Prozessor und einer 512 Gigabyte SSD liegt man bei 1500 Euro. Ein Core-i7-Prozessor ist gegen Aufpreis erhältlich, ebenso lässt sich der Arbeitsspeicher bis 16 Gigabyte aufrüsten. Erstmals ist ein Macbook Air mit bis zu zwei Terabyte SSD-Speicher erhältlich, erstmals lassen sich über die beiden Thunderbolt-3-Anschlüsse sogar 6k-Monitore anschließen. 

faz.net


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