Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) sagte, dass der konkrete Termin für die auf 2021 verlegten Spiele noch offen sei. „Den Zeitrahmen haben wir noch nicht diskutiert. Das werden die Koordinierungskommission und das Organisationskomitee machen“, sagte Bach.
In einer Telefonkonferenz hatten das IOC und die japanischen Gastgeber den längst unausweichlichen Beschluss gefasst, die Tokio-Spiele ins nächste Jahr zu verlegen.
Wenig Platz im Kalender
„Nach 2020“, spätestens aber im Sommer 2021 sollen die Spiele stattfinden, teilte das IOC mit. Nun lautet die Frage, wo im engen Kalender Platz für die Spiele wäre. Für das IOC gibt es viele Veranstaltungen zu beachten, von denen einige im Umkehrschluss aber auch Platz für die Spiele machen könnten. Die wichtigsten Faktoren bei der Suche:
- Mehrere olympische Kernsportarten richten 2021 Weltmeisterschaften aus. Die Turn-WM (18. bis 24. Oktober), die Schwimm-WM (16. Juli bis 1. August) und vor allem die Leichtathletik-WM (6. bis 15. August) stehen im Sommer nach bisheriger Planung an. Der wahrscheinlichste Fall ist wohl, dass es hier zu Verlegungen kommt, um ein Zeitfenster zu schaffen.
- Der Fernsehmarkt in den USA ist der wohl wichtigste für das IOC. Im Mai und Juni stehen die Playoffs zur Meisterschaftsentscheidung in der NBA und der NHL an, was den Olympischen Spielen Aufmerksamkeit entziehen könnte.
- Die Fußball-EM der Männer ist ebenfalls auf 2021 verlegt worden, sie soll vom 11. Juni bis 11. Juli stattfinden. Dieses Turnier wird weltweit beachtet, das IOC wird diesen Zeitraum also wohl meiden.
- Die Fußball-EM der Frauen ist derzeit noch für die Zeit zwischen dem 7. Juli und dem 1. August angesetzt, wird aber wohl auch verlegt, um dem Männerturnier aus dem Weg zu gehen. Das ist wichtig, weil bei den Frauen im Gegensatz zu den Männern die besten Spielerinnen bei Olympia teilnehmen.
Eine Verlegung auf 2022 wäre problematisch gewesen, da im Februar des Jahres die Olympischen Winterspiele in Peking stattfinden sollen und in den Wochen vor Weihnachten die Fußball-WM 2022 in Katar ausgetragen wird.
„Es kommen 11.000 Athleten aus 206 Ländern zusammen, die Fans, die Sponsoren, die Verbände und so weiter. Es gibt so viele Puzzlestücke. Das braucht Zeit“, sagte Bach zur Suche nach einem neuen Termin. Er sei zuversichtlich, dass ein gutes Ergebnis gefunden werde.
IOC versuchte lange, eine Verschiebung zu verhindern
Bach hatte sich lange gegen eine Verlegung gewehrt. Noch am Wochenende hatte Bach im ARD-Hörfunk gesagt, dass man Olmypia nicht „wie ein Fußballspiel am nächsten Samstag verschieben kann“. Eine solche Entscheidung sei sehr komplex. Noch am Sonntag hatte das IOC angekündigt, sich vier Wochen für eine Entscheidung über die Verschiebung der Tokio-Spiele nehmen zu wollen.
Doch der Druck der Athletinnen und Athleten wurde immer größer. Eine Rolle spielte die unvollständige und derzeit ausgesetzte Qualifikation. Die Aktiven protestierten aber vor allem gegen das gesundheitliche Risiko. Athletensprecher Max Hartung hatte bereits angekündigt, auf eine Teilnahme im Säbelfechten in Tokio zu verzichten – obwohl er die Qualifikation geschafft hatte.
Da Kanada, Norwegen und Australien mitgeteilt hatten, in diesem Jahr wegen der unkalkulierbaren gesundheitlichen Risiken nicht teilnehmen zu wollen, wurde der Druck für das IOC noch größer. Bach sagte nun: „Es geht um den Schutz des menschlichen Lebens. Finanzen hatten jetzt keine Priorität.“ Durch die Verlegung könnten auf das IOC und Gastgeber Japan zusätzliche Kosten in Milliardenhöhe zukommen.
Trotz der Olympia-Verschiebung auf das nächste Jahr bleibt es übrigens bei dem Namen „Tokio 2020“. Außerdem vereinbarten Abe und Bach, „dass die Olympische Flamme in Japan bleibt“.
Paralympics auch verschoben
Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) bestätigte die Verschiebung der Paralympics. „Die Spiele zu verschieben, ist das absolut Richtige“, sagte IPC-Präsident Andrew Parsons: „Es ist einfach nicht möglich, irgendein Sportereignis während dieser Pandemie auszutragen.“ Der Deutsche Behindertensportverband (DBS) begrüßte die Entscheidung. „Wir halten die Entscheidung für richtig, denn sie orientiert sich am wichtigsten Gut: der Gesundheit der Menschen“, sagte DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher.
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