Frankreich bittet Bundeswehr um Hilfe

  26 März 2020    Gelesen: 572
  Frankreich bittet Bundeswehr um Hilfe

Wegen der Ausbreitung des Coronavirus kommt das französische Gesundheitssystem an seine Grenzen. Nach SPIEGEL-Informationen wünscht sich Paris schnelle Hilfe von der Bundeswehr.

Die französische Regierung erbittet wegen der Coronakrise Unterstützung von der Bundeswehr. Nach SPIEGEL-Informationen fragte Paris in den vergangenen Tagen über militärische und diplomatische Kontakte, ob die deutschen Streitkräfte wegen der Notlage im Nachbarland schnell aushelfen könnten.

Dringend benötigt werden demnach Helikopter zur Verlegung von Corona-Patienten aus besonders betroffenen Regionen in andere Landesteile sowie Unterstützung bei der Versorgung von erkrankten Patienten, die derzeit das Gesundheitssystem an seine Kapazitätsgrenzen bringen.

Paris schwebt in der Krise neben der Amtshilfe durch fliegendes Gerät der Bundeswehr wohl auch der Einsatz der deutsch-französischen Brigade vor, heißt es in einem internen Bundeswehr-Vermerk. Wozu die Soldaten eingesetzt werden sollen, ist noch offen. Bei der Bundeswehr wird geprüft, ob und wie man helfen kann.

Bisher sind die Anfragen aus Frankreich auf Arbeitsebene gestellt worden, eine offizielle Bitte ging in Berlin noch nicht ein. Im Verteidigungsressort rechnet man aber damit, dass sich die Pariser Amtskollegin von Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer schon bald mit einer formalen Anfrage melden könnte.

Grundsätzlich wäre eine Amtshilfe der Bundeswehr im Nachbarland denkbar, die Militärs beider Länder arbeiten auf vielen Ebenen eng zusammen. Der Einsatz der deutsch-französischen Brigade zu exekutiven Aufgaben wie der Bewachung von Kasernen oder gar der Durchsetzung der Ausgangsregeln indes wäre wohl kaum möglich.

Auf ziviler Ebene nimmt Deutschland bereits Patienten aus Frankreich auf. Hessen kündigte am Donnerstag an, 14 schwerkranke Corona-Patienten aus Frankreich und Italien zu behandeln. Der Staatskanzlei in Wiesbaden zufolge stammen zehn von ihnen aus der Emilia-Romagna in Italien und vier aus der französischen Region Grand-Est.

Mehr als 2800 Covid-19-Patienten in Frankreich auf der Intensivstation
Sie gilt mittlerweile als eines der Zentren der Coronakrise. Nach Angaben der regionalen Gesundheitsbehörde waren bis Mittwoch 3068 Menschen mit einer Infektion in Kliniken untergebracht, fast 651 davon auf Intensivstationen. Seit Beginn der Pandemie wurden in der gesamten Region mehr als 500 Todesfälle verzeichnet. Ähnlich stark ist auch der Großraum Paris betroffen.

Bereits Anfang der Woche hatte Spanien die Nato um Hilfe gebeten. Per Anfrage an das "Euro-Atlantic Desaster Response Coordination Centre" suchte Madrid um Hilfe bei der medizinischen Versorgung nach.

Die Lage in Frankreich hat sich in den vergangenen Tagen verschärft. In dem Land gibt es mehr als 25.000 infizierten Personen und mehr als 1300 Todesfälle. Das französische Gesundheitssystem ist mit der Krise massiv überlastet. Dem Gesundheitsministerium zufolge werden 11.500 Corona-Patienten landesweit in Krankenhäusern behandelt, gut 2800 davon auf Intensivstationen.

Die Regierung von Präsident Emmanuel Macron rief die Franzosen erneut eindringlich auf, zu Hause zu bleiben. Im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus hatte Frankreich vor mehr als einer Woche strikte Ausgangsbeschränkungen verhängt, die polizeilich überwacht werden.

Macron gab sich in den vergangenen Tagen sehr offensiv. Schon vor 14 Tagen hatte er martialisch von einem "Krieg" gegen das Virus gesprochen. Am Mittwochabend trat er erneut im Fernsehen auf. Aus einem Feldlazarett in Mulhouse sprach er zu seinem Volk und kündigte den verstärkten Einsatz des Militärs an.

spiegel


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