"Die Welt danach wird eine andere sein"

  12 April 2020    Gelesen: 528
"Die Welt danach wird eine andere sein"

"Explodierende Kreativität und Hilfsbereitschaft": In seiner Osteransprache feiert Frank-Walter Steinmeier die Krisenfähigkeit der Bürger - und stimmt sie auf weitere Solidarität ein.

"Wir stehen jetzt an einer Wegscheide": Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat in seiner Fernsehansprache zu Ostern die Bürgerinnen und Bürger angesichts der Corona-Pandemie um Geduld, Disziplin und Solidarität gebeten. "Schon in der Krise zeigen sich die beiden Richtungen, die wir nehmen können. Entweder jeder für sich, Ellbogen raus, hamstern und die eigenen Schäfchen ins Trockene bringen? Oder bleibt das neu erwachte Engagement für den anderen und für die Gesellschaft? Bleibt die geradezu explodierende Kreativität und Hilfsbereitschaft?"

Der Appell an die Solidarität durchzog die gesamte Rede, die am Samstag im Schloss Bellevue aufgezeichnet wurde und um 19.20 Uhr in voller Länge im ZDF und im Ersten zu sehen sein wird.

Wann und wie die Einschränkungen wegen der Coronakrise gelockert werden könnten, so Steinmeier weiter, entschieden nicht allein Politiker und Experten. "Sondern wir alle haben das in der Hand." Er nannte die Pandemie "eine Prüfung unserer Menschlichkeit".

"So viele von Ihnen wachsen jetzt über sich selbst hinaus", sagte Steinmeier laut dem vorab veröffentlichten Redetext. Er wisse natürlich auch, dass sich alle nach Normalität sehnten. Das heiße aber nicht, möglichst schnell "zurück in den alten Trott, zu alten Gewohnheiten" zu kehren. "Die Welt danach wird eine andere sein", sagte der Bundespräsident.

Hilfe für jene, "die besonders hart gefallen sind"
Es gehe auch darum, ob wir uns nach der Krise noch daran erinnerten, "was unverzichtbare Arbeit - in der Pflege, in der Versorgung, in sozialen Berufen, in Kitas und Schulen - uns wirklich wert sein muss", sagte Steinmeier. Auch stelle sich die Frage, ob die, "die es wirtschaftlich gut durch die Krise schaffen", denen wieder auf die Beine helfen, "die besonders hart gefallen sind".

Immer wieder mahnte der Bundespräsident zu inneren Einkehr, um Lehren aus den Ereignissen der vergangenen Wochen zu ziehen. "Die Pandemie zeigt uns: Ja, wir sind verwundbar. Vielleicht haben wir zu lange geglaubt, dass wir unverwundbar sind, dass es immer nur schneller, höher, weiter geht. Das war ein Irrtum."

Die Krise zeige aber auch, "wie stark wir sind" und "worauf wir bauen können". Er sei "tief beeindruckt von dem Kraftakt, den unser Land in den vergangenen Wochen vollbracht hat". Noch sei die Gefahr aber nicht gebannt.

"Vieles wird in der kommenden Zeit sicher nicht einfacher", sagte Steinmeier zum Abschluss seiner Ansprache. "Aber wir Deutsche machen es uns sonst ja auch nicht immer einfach. Wir verlangen uns selbst viel ab und trauen einander viel zu." Er betonte: "Wir können und wir werden auch in dieser Lage wachsen."

spiegel


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