Polizei soll Leiche von Kurden geschändet haben

  05 Oktober 2015    Gelesen: 820
Polizei soll Leiche von Kurden geschändet haben
Die Videoaufnahmen lösten bei den Kurden heftige Proteste aus. Das türkische Innenministerium rechtfertigt das Verhalten der Polizisten.

In der Türkei sorgen Berichte, wonach Polizisten die Leiche eines bei Gefechten getöteten Kurden geschändet haben sollen, für Empörung. Ein solches Verhalten sei nicht hinnehmbar, betonte Ministerpräsident Ahmet Davutoglu laut Presseberichten vom Montag. Juristische und dienstrechtliche Ermittlungen seien eingeleitet worden. Am Wochenende waren Foto- und Videoaufnahmen aufgetaucht, die angeblich zeigen, wie ein Fahrzeug der Polizei im südostanatolischen Sirnak die Leiche eines getöteten Kurden durch die Straßen der Stadt schleift.
Die Aufnahmen lösten bei den Kurden in der Türkei große Empörung aus. Der Vorsitzende der legalen Kurdenpartei HDP, Selahattin Demirtas, verbreitete ein Foto der Leichenschändung über den Kurzbotschaftendienst Twitter und schrieb, niemand solle das Foto vergessen, "weil wir es nicht vergessen werden". Polizisten in dem Fahrzeug sollen den Getöteten während der Fahrt verhöhnt und verflucht haben.

Offizielle Stellen verweisen auf mögliche Sprengfalle
Bei dem Toten handelte es sich laut Presseberichten um den Schwager einer HDP-Parlamentsabgeordneten. Das türkische Kurdengebiet wird seit Juli von Gefechten zwischen türkischen Sicherheitskräften und der verbotenen Rebellengruppe Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) erschüttert. Mehrere hundert Menschen kamen bisher in dem Konflikt ums Leben.
Kurdenvertreter werfen Polizei und Armee vor, beim Kampf gegen die PKK schwere Menschenrechtsverletzungen zu begehen. Dagegen betont die Regierung, das Vorgehen gelte lediglich der PKK, nicht aber kurdischen Zivilisten, und werde unter strikter Beachtung rechtsstaatlicher Regeln geführt. Laut der Zeitung "Hürriyet" erklärte das Innenministerium, nach ersten Angaben sei die Leiche vorübergehend hinter dem Fahrzeug hergeschleift worden, weil der Verdacht bestanden habe, dass sie mit einer Sprengfalle versehen war.

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