Grevenbroich hebt Quarantäne für abgeriegeltes Hochhaus auf

  29 April 2020    Gelesen: 649
Grevenbroich hebt Quarantäne für abgeriegeltes Hochhaus auf

450 Menschen waren von der Quarantäne ihrer Wohnungen betroffen, die meisten dürfen nun wieder vor die Tür. Auch in Siegen gab es eine große Testaktion in einem Studierendenwohnheim.

Die Stadt Grevenbroich hat am Dienstagabend die Quarantäne für den vorübergehend abgeriegelten Hochhauskomplex mit 450 Bewohnern aufgehoben. Bei dem Massentest auf das Coronavirus wurden fünf infizierte Bewohner gezählt. "Alle anderen Testergebnisse sind negativ", teilte der Rhein-Kreis Neuss mit. Insgesamt waren am Sonntag 377 Bewohner der Wohnanlage in Grevenbroich getestet worden. Die Aktion war nötig geworden, weil zwei Familien mit acht infizierten Mitgliedern sich nicht an die Quarantänebestimmungen gehalten und weiter Kontakt mit den Nachbarn hatten.

Bei den fünf positiv Getesteten handelt es sich nach Angaben des Kreises um eine Einzelperson sowie um vier weitere Infizierte aus drei Familien. Sie hätten Kontakt zu zwölf weiteren Personen gehabt. Für sie alle gelte nun eine 14-tägige Quarantäne, teilte die Stadt Grevenbroich mit.

Seit dem Massentest am Sonntag hatten die Behörden die Gebäude abgeriegelt. Ein Sicherheitsdienst überwachte, dass keiner das eingezäunte Gelände verließ oder hineinging. Bewohner, die nicht getestet werden wollten, müssen ebenfalls 14 Tage in Quarantäne bleiben.

Ein Bewohner des Hochhauskomplexes kritisierte im SPIEGEL-Interview die Informationspolitik. Von offizieller Seite seien die Bewohner nicht über die Coronavirus-Fälle im Haus in Kenntnis gesetzt worden. "Erst nachdem Feuerwehr, Ordnungs- und Gesundheitsamt und das Rote Kreuz sich am Freitag auf dem Gelände versammelt hatten, gab es einen neuen Aushang. Auf dem Informationsblatt stand aber nicht, dass in unserem Haus Menschen an dem Virus erkrankt sind. Es wurde lediglich darüber informiert, dass die Bewohner am Sonntag auf das Virus getestet werden würden", so Konrad Baresa.

Laut "Neuss-Grevenbroicher Zeitung" schilderten andere Mieter, dass die Hausverwaltung in dem Hochhauskomplex zwar Hinweise auf Hygiene- und Abstandsregeln ausgehängt habe - dies aber nur in deutscher Sprache. In den "Wabenhäusern" lebten aber Menschen aus zwei Dutzend Nationen, so die Zeitung.

Keine Ermittlungen zum Todesfall im Haus
Im Fall eines Mannes, der am Montag in dem besagten Hochhauskomplex tot in seiner Wohnung gefunden worden war, wird es laut Polizei keine weiteren Ermittlungen geben: Es gebe in dem Fall keinen Hinweis auf eine Straftat. Der 58-jährige Wohnungsinhaber sei wohl am Wochenende gestorben. Eine Obduktion werde es nicht geben. Die Polizei war am Montag alarmiert worden, weil der Bewohner nicht ans Telefon gegangen war - obwohl er im Zuge der Quarantäne hätte zu Hause sein müssen. Die Einsatzkräfte hatten den Mann dann tot in seiner Wohnung entdeckt.

Eine große Testaktion gab es am Dienstag auch in Siegen, ebenfalls in Nordrhein-Westfalen. Dort wurden alle Studenten in einem Wohnheim für 300 Bewohner auf das Coronavirus getestet. Zuvor waren sieben Mitbewohner positiv getestet worden. 159 Studenten hätten sich freiwillig einen Abstrich für den Test nehmen lassen, teilte der Kreis Siegen-Wittgenstein mit. Mit den Ergebnissen wird am Freitag gerechnet. Es gehe darum, einen Corona-Hotspot in dem Studentenheim zu vermeiden, sagte der Leiter des Gesundheitsamts, Christoph Grabe.

spiegel


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