In Hamburg beginnt heute der Prozess gegen die Witwe des Berliner Gangsterrappers und späteren IS-Mitglieds Denis Cuspert alias Deso Dogg. Die 35-jährige Omaima A. muss sich vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht in einem Staatsschutzverfahren verantworten. Die Bundesanwaltschaft wirft der Deutsch-Tunesierin Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung vor.
Sie soll Anfang 2015 mit drei kleinen Kindern ihrem Mann nach Syrien gefolgt sein und sich dort der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) angeschlossen haben. Omaima A. lebte den Angaben zufolge mit ihren Kindern - im Alter von damals knapp acht und zwei Jahren sowie acht Monaten - in der IS-Hochburg Rakka. Indem sie die Kinder in ein Kampfgebiet mitnahm, habe sie deren körperliche und psychische Entwicklung gefährdet und ihre Fürsorge- und Erziehungspflicht gröblich verletzt, heißt es in der Anklage.
Per E-Mail habe sie Frauen in Deutschland aufgefordert, sich ebenfalls der Terrororganisation anzuschließen. Die gebürtige Hamburgerin wird ferner des Menschenhandels und eines Verbrechens gegen die Menschlichkeit beschuldigt, weil sie eine 13-jährige Jesidin zeitweise als Sklavin in ihrem Haushalt gehalten haben soll. Ein weiterer Anklagepunkt lautet Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz. Die Angeklagte habe ein Kalaschnikow-Sturmgewehr besessen.
Nach dem Tod ihres ersten Mannes bei einem Luftangriff habe sie dessen Freund Cuspert geheiratet. Cuspert hatte sich 2014 dem IS angeschlossen. In den USA stand er auf der Terrorliste. Der frühere Rapper wurde Medienberichten zufolge im Januar 2018 in Syrien ebenfalls bei einem Luftangriff getötet.
Nach Streitigkeiten mit Cuspert kehrte Omaima A. im August 2016 hochschwanger nach Deutschland zurück und brachte Anfang September ihr viertes Kind in Hamburg zur Welt, wie aus einem Haftbeschluss des Bundesgerichtshofs hervorgeht. Erst drei Jahre nach ihrer Rückkehr wurde sie am 9. September 2019 in Hamburg festgenommen. Seither sitzt sie in Untersuchungshaft. Der Staatsschutzsenat am Oberlandesgericht hat 13 Verhandlungstermine bis zum 10. Juli angesetzt.
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