Statistik liefert Hinweis auf leicht erhöhte Sterblichkeit

  09 Mai 2020    Gelesen: 1048
Statistik liefert Hinweis auf leicht erhöhte Sterblichkeit

In Deutschland sind bis Mitte April offenbar etwas mehr Menschen gestorben als zu erwarten gewesen wäre. Besonders deutlich ist der Effekt regional zu erkennen - und bei Menschen über 80.

Während der bisherigen Corona-Pandemie sind in Deutschland etwas mehr Menschen gestorben als im gleichen Zeitraum der Jahre 2016 bis 2019. Das berichtet das Statistische Bundesamt in einer Sonderauswertung. Allerdings zeigt sich bislang längst kein so großer Anstieg der Todeszahlen wie in heftigen Grippejahren oder anderen, schwer von der Pandemie betroffenen Staaten.

Die Fachleute vom Statistischen Bundesamt haben vorläufige Sterbemeldungen von Standesämtern ausgewertet, die bis zum 12. April erfasst wurden. Demnach sind in den drei Wochen vom 23. März bis 12. April jeweils zwei, neun und elf Prozent mehr Menschen gestorben als im Durchschnitt der vier Vergleichsjahre. Was das konkret bedeutet, verrät die Grafik unten.

Sie zeigt, wie viele Menschen in diesem Jahr im Vergleich zu 2016, 2017 und 2018 ihr Leben verloren haben. Die Werte für 2019 sind noch nicht final statistisch aufbereitet. Der große Ausschlag im März 2018 - der auch die aktuellen Werte deutlich übersteigt - geht auf eine heftige Grippewelle zurück. Laut Berechnungen von Vladimir Shkolniko vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung sind damals circa 24.400 Menschen mehr gestorben als zu erwarten gewesen wären.

Forscher sprechen im Zusammenhang mit zusätzlichen Todesfällen in einer Saison von einer sogenannten Übersterblichkeit. Auch Anfang 2017 war sie vergleichsweise hoch. Allerdings gab es damals ebenfalls eine recht starke Grippesaison. Im Vergleich dazu war 2020 ein mildes Grippejahr. Ab dem Zeitpunkt, ab dem saisonbedingt üblicherweise weniger Menschen sterben, macht sich nun aber die Corona-Pandemie bemerkbar.

"Die aktuelle Entwicklung ist auffällig, weil die Sterbefallzahlen in dieser Jahreszeit aufgrund der ausklingenden Grippewelle üblicherweise von Woche zu Woche abnehmen", schreibt das Statistische Bundesamt. "Dies deutet auf eine Übersterblichkeit im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie hin." Anders gesagt: Offenbar sind durch die Corona-Pandemie Anfang April etwas mehr Menschen gestorben als sonst.

Tim Friede, Leiter des Instituts für Medizinische Statistik der Universitätsmedizin Göttingen, warnt jedoch davor, leichte Schwankungen in den Daten überzuinterpretieren. Generell gebe es bei den Sterbefallzahlen "eine hohe Varianz." Auch wenn die Zahlen seit Beginn der Coronakrise höher seien, so sei man doch "deutlich unter den Maxima anderer Jahre. Die Mortalitätszahlen liegen im Rahmen dessen, was wir auch in den vergangenen Jahren gesehen haben."

spiegel


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