"Die Prognosen für 2020 sind düster", sagte BMW-Vorstandschef Oliver Zipse am Donnerstag auf der 100. Hauptversammlung des Autobauers, die wegen der Coronakrise ins Internet verlegt wurde. Auf die Dividenden aus 2019 soll die aktuelle Situation aber keine Auswirkungen haben: Für das abgelaufene Geschäftsjahr, in dem BMW fünf Milliarden Euro Gewinn erwirtschaftete, will das Unternehmen 1,6 Milliarden Euro an die Aktionäre ausschütten.
Aktionärsschützer hatten das im Vorfeld kritisiert, weil BMW derzeit Kurzarbeit fährt, im laufenden Jahr einen massiven Einbruch des Gewinns erwartet und vom Staat eine Kaufprämie fordert.
Auch der SPD-Parteivorsitzende Norbert Walter-Borjans hatte gefordert, Boni- und Dividendenzahlungen auszusetzen, wenn Unternehmen Staatshilfen oder Kurzarbeitergeld beantragen. Man könne Steuerzahlern, die zur Rettung der Unternehmen beitragen sollen, nicht erklären, dass "sich Manager für die Leistungen des Vorjahres jetzt mit großen Boni bedienen", sagte er im ARD-"Morgenmagazin".
Verkauf abgestürzt, Nachfrage erholt sich nur langsam
Zipse hingegen betonte, dass auch die Erfolgsbeteiligung für die 126.000 Mitarbeiter an die Dividende gekoppelt sei. Aufsichtsratschef Norbert Reithofer sagte, die Vorstandsvergütung hänge zu 70 Prozent vom Ergebnis des Unternehmens ab, nur 30 Prozent seien fix. Das werde sich im kommenden Jahr sehr deutlich auswirken.
Im April sei der weltweite Verkauf um 41 Prozent abgestürzt, sagte Zipse. In China liege er zwar 14 Prozent über Vorjahr, aber in den USA, Großbritannien und Italien werde sich die Nachfrage nur sehr langsam erholen. Die Werke in China und den USA liefen wieder, am Montag habe Dingolfing die Arbeit wieder aufgenommen, kommenden Montag folgen München, Regenburg, Leipzig, Oxford, Rosslyn und Mexiko.
Zipse sagte, die Werke arbeiteten zunächst im Ein-Schicht-Betrieb. "Zwei Schichten machen erst Sinn, wenn die Nachfrage wieder spürbar anziehen würde." In Wackersdorf werde BMW ab Freitag 200.000 Schutzmasken täglich für die Mitarbeiter produzieren.
Bereits vergangene Woche hatte der Konzern mitgeteilt, dass für das zweite Quartal ein Verlust erwartet werde. Noch sei nicht abzuschätzen, wie hoch der Verlust ausfallen werde, die Belastungen aus der Coronakrise dürften gegenüber dem schwachen ersten Quartal aber noch deutlich zunehmen.
Auch die Zahl der Arbeitsplätze solle "leicht" unter der des Vorjahres liegen, kündigte BMW an. Dazu will das Unternehmen die natürliche Fluktuation nutzen und jede Neueinstellung "sehr kritisch" prüfen.
Die Forderung nach einer Kaufprämie wiederholte BMW-Chef Zipse am Donnerstag nicht. Er plädierte für ein "Konjunkturpaket für die gesamte Wirtschaft", betonte aber, die Autoindustrie trage die gesamte Volkswirtschaft. Sie sei der größte Steuerzahler und stehe für 830.000 Arbeitsplätze. Je schneller sie in Gang komme, "desto eher erholen sich Konjunktur und Arbeitsmarkt".
spiegel
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