Der IS prahlt mit seinen Kindersoldaten

  20 Februar 2016    Gelesen: 729
Der IS prahlt mit seinen Kindersoldaten
Die Jungen sind Teil der perfiden Strategie des IS: Dutzende Jugendliche hat die Terrormiliz laut einer Studie zuletzt als Selbstmordattentäter in den Tod geschickt - und brüstet sich im Netz damit.
Der Junge küsst die Hand seines Vaters ein letztes Mal. Dann klettert er in ein gepanzertes Fahrzeug, das mit Sprengstoff beladen ist. Seine Fahrt endet Minuten später. Das Kind sprengt sich mit dem Wagen in der Nähe von Aleppo in die Luft.

Er ist einer von 89 Minderjährigen, die zwischen 1. Januar 2015 und 31. Januar 2016 als Kämpfer oder Selbstmordattentäter in den Reihen der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) ums Leben gekommen sind. Das geht aus einer Studie des Combating Terrorism Center der US-Militärakademie West Point hervor, die am Freitag veröffentlicht wurde.

Für den Bericht haben die Autoren systematisch IS-Propaganda ausgewertet. Anders als Kriegsparteien in früheren Konflikten versuchen die Dschihadisten nämlich gar nicht erst, zu verheimlichen, dass sie Jungen einsetzen. Im Gegenteil: Der IS veröffentlicht regelmäßig Videos von Trainingscamps, in denen Kinder militärisch gedrillt werden.

Die Terrorgruppe postet außerdem Fotos und ehrende Beschreibungen von Minderjährigen, die im Kampf getötet wurden oder sich als Attentäter in die Luft sprengten. Auch das Video des Jungen mit dem gepanzerten Wagen stellte die Miliz ins Netz.

Die wichtigsten Erkenntnisse der Studie:

39 Prozent der Kinder und Jugendlichen starben als Selbstmordattentäter, die sich mit ihrem Fahrzeugs in die Luft sprengten, 33 Prozent fielen im Kampf. 6 Prozent gehörten zu Propagandaeinheiten, die Kämpfer in der Schlacht begleiteten. 4 Prozent sprengten sich mit Sprengstoffgürteln zwischen Zivilisten in die Luft. Die übrigen 18 Prozent gehörten zu Kommandoeinheiten, die zuerst mit Schusswaffen auf ihre Ziele losgingen und anschließend Sprengsätze zündeten.

Rund 60 Prozent der getöteten Minderjährigen stammten aus Syrien und dem Irak. Doch auch Kinder aus dem Ausland starben für den IS - darunter Marokkaner, Briten, Australier und Franzosen. Das geht aus den Kampfnamen hervor, in denen der IS üblicherweise auf das Herkunftsland Bezug nimmt.

Die Zahl der verheizten Jungen steigt kontinuierlich. Im Januar 2015 hatte der IS drei minderjährige Selbstmordattentäter eingesetzt, im Oktober waren es schon sechs, und im Januar 2016 zählten die Autoren der Studie zehn Selbstmordattentate von Minderjährigen.

Der IS gibt das Alter seiner Kämpfer nicht an. Nach der Auswertung von Fotos der Toten gehen die Autoren der Studie aus, dass sechs Prozent von ihnen jünger als 12 Jahre alt waren. 60 Prozent waren zwischen 12 und 16.

Die Jugendlichen ersetzen keine Erwachsenen. Stattdessen kämpfen sie Seite an Seite mit älteren Milizionären. Nach Einschätzung der Forscher ist das kein Zeichen von wachsender Verzweiflung. Vielmehr seien die Kindersoldaten Teil der psychologischen Kriegsführung des IS.

Selbst wenn die Terrormiliz in den kommenden Jahren militärisch besiegt werden sollte: Es wird lange dauern, eine ganze Generation von Kindern wieder zu reintegrieren, die vom IS indoktriniert worden sind.

Quelle: spiegel.de

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