Im kollektiven Gedächtnis der USA hat sich die letzte große Wirtschaftskrise als "Great Recession" eingebrannt, die große Rezession nach 2008. Das war eine Anlehnung an die andere monströse Wirtschaftskrise, die "Great Depression" der Dreißigerjahre.
Warum sich an diesem Krisenvokabular womöglich bald noch einmal etwas ändern wird, führt das folgende Schaubild vor Augen: Der Anstieg der US-Arbeitslosigkeit im Zuge der Corona-Pandemie stellt alle Wirtschaftseinbrüche in den USA seit dem Zweiten Weltkrieg in den Schatten. Neben dem Corona-Crash nimmt sich selbst die "Große Rezession" gar nicht mehr so riesig aus.
Mehr noch: Aktuell dürfte die Arbeitslosigkeit sogar noch deutlich höher liegen, weil die letzte offiziell veröffentlichte Statistik von April datiert. Im Mai aber sind die Entlassungswellen weitergegangen. Allein in der vergangenen Woche meldeten sich mehr als zwei Millionen weitere US-Amerikaner arbeitslos.
Sofern der Wegfall der Jobs von Dauer sein sollte, würde das die Vereinigten Staaten weit zurückwerfen: Binnen wenigen Wochen wären dann so viele Jobs zerstört worden, wie zuvor in zehn Jahren geschaffen wurden. Die Zahl der Beschäftigten lag im April auf einem ähnlichen Wert wie schon 2010 nach der "Großen Rezession" oder auch 2002 nach dem Platzen der "New Economy"-Blase.
Allerdings ist die Bevölkerung der USA in den vergangenen zwei Jahrzehnte auch um etwa 40 Millionen Menschen gewachsen. Auswertungen der Erwerbstätigenquote zeigen, dass der Anteil der arbeitenden US-Amerikaner seit Jahren zurückgeht. Im April 2000 lag er bei 67,3 Prozent, im April 2020 hingegen nur noch bei 60,2 Prozent (nach 62,7 Prozent im Vor-Corona-Monat März - hier finden Sie die Daten).
Zur Einordnung: In Deutschland ist die Erwerbstätigenquote in den vergangenen Jahren sukzessive gestiegen.
spiegel
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