Die vergessene Tragik des Lucas Hernández

  31 Mai 2020    Gelesen: 831
  Die vergessene Tragik des Lucas Hernández

Auf das erfolgreiche Matchballspiel bei Borussia Dortmund folgt in der Fußball-Bundesliga eine beeindruckende Gala gegen Fortuna Düsseldorf: Der FC Bayern stürmt der achten Meisterschaft in Serie entgegen - mit Dominanz und mit einem Weltmeister, der das Pech einfach nicht los wird.

Die Deutsche Meisterschaft hat der FC Bayern mutmaßlich am vergangenen Dienstag entschieden. In Dortmund wurde die dort heimische Borussia mit 1:0 (1:0) besiegt. Dank der geplanten Genialität von Joshua Kimmich. Und dank einer abermals bemerkenswert starken Abwehrleistung. Die Offensive der Mannschaft von Lucien Favre, die bisweilen zu einem fußballerischen Vollrausch neigt, wurde amtlich verkatert. Weder Julian Brandt, noch Erling Haaland und auch nicht der eingewechselte Jadon Sancho konnten die Münchner Selbstverständlichkeit mit Pässen, Schüssen oder Dribblings destabilisieren.

Nun erzählte dieses Spiel neben dem (vor)entschiedenen Titelkampf vor allem die Geschichte von Favre und seinem Scheitern in den wichtigen Spielen. Aber dieses Spiel erzählte eben auch die Geschichte von Benjamin Pavard, von David Alaba, von Jérôme Boateng und von Alphonso Davies. Diese vier bilden seit Monaten das Fundament, auf dem die Bayern unter Hansi Flick ihre neue Erfolgsgeschichte bauen. Es ist eine durchaus erstaunliche Geschichte, denn zu Saisonbeginn hätte sie niemand so geschrieben. Sie hat nämlich einen Spin, der zwei unerwartet tragische Nebendarsteller hat: Niklas Süle und Lucas Hernández.

Schnell und aggressiv sei er

Dabei waren gerade diese beiden dafür vorgesehen, eine neue Abwehr-Ära zu prägen. Süle als neuer Chef und Hernández als sein Adujant. Ein "Krieger", der dem eleganten Spiel der Münchner die nötige Härte verleihen sollte. Einer, der die Gegner beeindrucken und entnerven sollte. "Er ist körperlich eine Maschine, sehr stark, ein leidenschaftlicher Spieler", schwärmte Thiago vergangenen Sommer in der "Bild" von Hernández. Und Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge befand bei der Vorstellung des Weltmeisters sogar: "Der Stürmer Rummenigge hätte nur ungern gegen den Verteidiger Hernández gespielt." Schnell und aggressiv sei er, der Mann, den sich die Münchner 80 Millionen Euro kosten ließen.

Belastbare Arbeitsproben im Trikot des Rekordmeisters dafür gibt's indes nach knapp einem Jahr kaum. Auf gerade einmal 888 Pflichtspielminuten kommt der Franzose - 45 davon fügte er seinem Zeitkonto am Samstagabend zu, als der FC Bayern gnadenlos mit 5:0 (3:0) über Fortuna Düsseldorf hinwegdonnerte. Mit einem abermals überragenden Robert Lewandowski und einem abermals furiosen Davies. Allerdings auch mit einem wieder einmal frustrierten Hernández. Probleme mit den Adduktoren beendeten seinen ersten und engagierten Startelf-Einsatz seit dem 3:2-Heimsieg gegen den SC Paderborn im Februar zur Halbzeit.

"Aktuell ist das Vertrauen in die Viererkette da"

"Ich musste ihn verletzungsbedingt runternehmen", erklärte Trainer Flick bei Sky. "Das Risiko war einfach zu groß." Wie lange der 24-Jährige ausfällt - vorerst ungewiss. Nach einer Innenbandverletzung im Knie, nach einer Prellung am Knie, nach einem Innenbandriss im Sprunggelenk und einer Sehnenreizung leidet der Körper des Franzosen immer weiter. Weit über 100 Fehltage weist seine Krankenakte beim FC Bayern aus, mehr als 20 Spiele hat er verpasst - und damit (vorübergehend) auch den Anschluss an die erste Elf. "Aktuell ist das Vertrauen in die Viererkette da", hatte Flick erst vor wenigen Tagen gesagt.

Für Hernández, der sich im Zentrum oder auf der linken Seite am wohlsten fühlt, bedeutet das nun: An dem alle begeisternden Davies ist ebenso kein Vorbeikommen wie am neuen Abwehrchef Alaba und am erstaunlichen Boateng, dessen seit anderthalb Jahren als sicher geltender Abschied durch sein Relevanz-Comeback wieder einmal mehr nicht sicher sein soll. Und dann ist da ja auch noch Süle, der ebenfalls nicht mehr ganz weit weg von einem Comeback nach seinem Kreuzbandriss ist. Wohin also mit Hernández? Zu einem anderen Klub womöglich? So kamen zuletzt Gerüchte auf, dass die Münchner ihren Rekordmann in den Verhandlungen mit Manchester City um Leroy Sané, als auch bei Inter Mailand, mit dem die Bayern wegen Ivan Perisic in Verbindung stehen, angeboten haben sollen.

In München würden sie solche Gerüchte auf Nachfrage sicher dementieren. Und auch der Spieler hat kein Interesse den Rekordmeister als so teures und tragisches Missverständnis - bislang kostet jede gespielte Minute 90.090 Euro - zu verlassen. "Lucas wird nicht wechseln und definitiv bei den Bayern bleiben", sagte sein Berater Manuel Garcia Quilon zuletzt bei Sky Sport News HD. Und Coach Flick versprach: "Wir werden versuchen, Lucas immer die Möglichkeit zu geben, zu spielen. Wir haben noch wichtige Spiele. Da wird er für uns mit Sicherheit seinen Dienst leisten." Dafür muss aber zu allerst mal der Körper mitmachen.

Quelle: ntv.de


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