USA liefern Hydroxychloroquin nach Brasilien

  01 Juni 2020    Gelesen: 572
USA liefern Hydroxychloroquin nach Brasilien

Die Präsidenten Trump und Bolsonaro schwören auf das Malaria-Medikament zur Covid-19-Behandlung. Deshalb versorgen die USA jetzt Brasilien mit Hydroxychloroquin - gegen den Rat von Medizinern.

Die Vereinigten Staaten schicken entgegen medizinischer Empfehlungen zwei Millionen Dosen Hydroxychloroquin zum Einsatz gegen das Coronavirus nach Brasilien. Das Malariamittel soll zur Prävention bei Krankenschwestern und Ärzten sowie zur Behandlung von Infizierten eingesetzt werden, wie aus einer gemeinsamen Erklärung der beiden Länder vom Sonntag hervorging.

Um das Medikament zur Anwendung bei Corona-Patienten zu empfehlen, hatte das brasilianische Gesundheitsministerium jüngst seinen Leitfaden für Ärzte geändert. Gesundheitsminister Nelson Teich, selbst ein Mediziner, hatte gar um seine Entlassung gebeten, weil er anders als der rechte Präsident Jair Bolsonaro gegen den Einsatz war.

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Hydroxychloroquin wird zur Behandlung von Malaria und bestimmten Autoimmunkrankheiten eingesetzt. Ob sich das Medikament auch zur Behandlung der Lungenkrankheit Covid-19 eignet, ist noch nicht abschließend geklärt. Die Nebenwirkungen des Präparats hingegen gelten als gut erforscht. Eine vor wenigen Tagen veröffentlichte Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Covid-19-Patienten, die mit den Malariamitteln Hydroxychloroquin und Chloroquin behandelt werden, eine höhere Sterblichkeitsrate aufweisen. Unter anderem kann die Einnahme zu einem erhöhten Risiko für Herzrhythmus-Störungen führen. Ein Forschungsteam der Harvard Medical School in Boston und des Herzzentrums am Universitätsspital Zürich hatte für die Studie, die in der Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlicht wurde, die Daten von 96.000 Patienten in Hunderten Krankenhäusern weltweit ausgewertet.

Trotzdem versprechen sich einige, wie Bolsonaro oder US-Präsident Donald Trump, von dem Medikament Hilfe gegen die grassierende Coronavirus-Pandemie. Trump hatte Hydroxychloroquin als "Geschenk Gottes" gepriesen und das Medikament eigenen Angaben zufolge zumindest vorübergehend prophylaktisch eingenommen, um sich gegen eine Ansteckung zu schützen.

Reaktionen auf die Medikation des US-Präsidenten finden Sie hier: "Leichtsinnig, einfach leichtsinnig"

Bolsonaro hält Covid-19 für eine "leichte Grippe"
Brasilien entwickelt sich immer mehr zum neuen Zentrum der Corona-Pandemie. Die Zahl der gemeldeten Corona-Infizierten in dem größten Land Lateinamerikas ist auf mehr als eine halbe Million gestiegen. Nach den USA ist Brasilien das Land mit den meisten Corona-Infektionen weltweit. Da im größten Staat Lateinamerikas relativ wenig getestet wird, dürfte die tatsächliche Zahl der Infizierten allerdings noch wesentlich höher sein.

Mindestens 29.314 Patienten sind bislang im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Damit liegt Brasilien nach den USA, Großbritannien und Italien bei der Zahl der Todesopfer der Pandemie an vierter Stelle. In vielen Städten Brasiliens haben die Krankenhäuser bereits ihre Belastungsgrenze erreicht. Die Behörden richten provisorische Kliniken in Fußballstadien ein und lassen auf riesigen Flächen neue Gräber ausheben.

Unterdessen wird das Land von einem Streit zwischen dem rechtspopulistischen Präsidenten Jair Bolsonaro, einer Reihe von Gouverneuren und dem Kongress gelähmt. Der Staatschef hält die Lungenkrankheit Covid-19 für eine "leichte Grippe" und lehnt Schutzmaßnahmen ab. Er befürchtet, dass ein Lockdown der Wirtschaft des Landes schaden könnte. 

spiegel


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