Mountainbike-Fahrern sind überflüssige Pfunde ein Graus. Nicht nur die am mehr oder weniger trainierten Körper, sondern auch die am Sportgerät, denn jeder Höhenmeter zwischen Tal und Gipfel muss mit Extrapfunden härter erkämpft werden. Anders beim vollgefederten Engine Enduro 1 von Bionicon: Zwar sorgen ein E-Motor und ein großer Akku für reichlich Mehrgewicht, doch genau dieses erleichtert das Leben eines Gipfelstürmers enorm. Und die eingebaute Seilbahn sorgt zusammen mit einem starken Fahrwerk für gehobenes Spaßniveau - nicht nur im Gelände.
Fahrspaß verspricht das Engine bereits im Stand, denn die Komponenten als auch der wuchtige und zugleich filigrane Alurahmen machen einen guten Eindruck. Anders als derzeit bei vielen Mitbewerbern üblich, verzichtet Bionicon auf einen im Rahmen integrierten Akku. Entsprechend gibt es auch kein riesiges, eckiges Unterrohr. Der auf einem halbrunden Unterrohr teilintegrierte Akku wirkt dank farblicher Trickserei dennoch nicht wie ein Fremdkörper. Weniger schick gelöst sind allerdings die teilweise außen verlegten Leitungen und Kabel.
Ein gutes Gefühl
In der getesteten Enduro-Version steht das Engine auf 27,5-Zoll-Rädern mit großvolumiger Stollenbereifung von Schwalbe. Der Lenkwinkel ist betont flach, der Radstand extralang, zudem ist der Lenker mit 78 Zentimetern besonders breit. Diese bei Mountainbikes derzeit angesagte Fahrwerksgeometrie mag bei der ersten Ausfahrt ungewohnt erscheinen, doch schnell fasst man Vertrauen. Bereits nach wenigen Manövern vermittelt das Engine das Gefühl, spielerisch und sicher kontrollierbar zu sein. Das gilt auch bei langsamer Fahrt im engen Parcours, denn selbst bei starkem Einschlag kommt der Lenker nicht den Knien ins Gehege.
Für optimale Kontrolle auf unebenem Terrain sorgen zudem die fein ansprechenden und souverän dämpfenden Federelemente von Rock Shox. Das zentrale Federbein des Hinterrads wie auch die Gabel für das Vorderrad bieten 16 Zentimeter Federweg. Auf holperigem Untergrund bleibt das Bionicon auch bei hohem Tempo erfreulich stabil. Und dank E-Power geht es nach der Kompression zudem mit extra viel Schwung wieder raus.
Flott unterwegs
Es braucht übrigens keine elektrische Unterstützung, um mit dem Engine flott zu fahren. Auch allein von Muskelkraft getrieben, vermittelt es einen agilen Eindruck. Müheloser und druckvoller ist man unterwegs, wenn der Shimano-E8000-Motor in der stärksten Unterstützungsstufe Boost anschiebt. Angesichts der kompakten Bauweise und rund 3 Kilogramm Gewicht gibt sich das weitgehend lautlose E-Aggregat erfreulich spritzig. Geht es steil nach oben, entlastet der Motor mit bis zu 70 Newtonmeter Drehmoment den Fahrer deutlich.
Der muss bei Anstiegen lediglich eine kürzere Übersetzung in der elfstufigen Gangschaltung wählen und seine Trittfrequenz erhöhen. Zwar wird es schwierig, die 25 km/h bei steileren Anstiegen zu halten, doch in Hinblick auf die Kondition verlieren diese ihren Schrecken. Höhenmeter, die man sonst meiden würde, locken zum spontanen Gipfelsturm, um sogleich wieder auf Talkurs den Schwung mitzunehmen. Über jeden Zweifel erhaben sind bei der Berg- und Talgaudi die hydraulischen MT5-Scheibenbremsen von Magura mit Vierkolbenzangen, die neben feiner Dosierbarkeit außerdem noch souveräne Verzögerung garantieren.
Über Stock und Stein
Zwar handelt es sich bei der E-Enduro von Bionicon um ein Sportgerät, das dennoch viel Freude als Lifestyle-Rad im urbanen Einsatz bereiten kann. Wo andere Biker einen Bogen drum machen oder sich vorsichtig an ein Hindernis herantasten, brettert man als Engine-Pilot temporeich und lässig drüber hinweg. Sicherlich gibt es für den Alltag in der Stadt sinnvollere Räder, doch nur wenige bieten einen vergleichbar hohen Spaßfaktor und derart hohe Hingucker-Qualitäten.
Für den Alltag ist der Akku gut dimensioniert, seine 504 Wh reichen bereits für längere Strecken als auch Bergtouren. 1600 bis 1800 Höhenmeter sollten mit einer Ladung drin sein, auf Trails lassen sich hohe zweistellige Kilometerwerte erreichen. Reicht das nicht, könnte man zur Sicherheit einen Zweitakku mitnehmen, der übrigens recht kurz ist und deshalb anders als manch vollintegrierter Riesenriegel auch gut in einen kleinen Fahrradrucksack passt. Der Akku lässt sich zudem leicht herausnehmen und entsprechend in der Wohnung laden. Dorthin kann man auch das ganze Pedelec nehmen, denn angesichts von knapp über 20 Kilogramm lässt es sich auch einige Treppen hinauftragen.
Der Preis ist fair
Auskunft über den Füllstand des Akkus gibt ein kleines Minidisplay am Lenker, auf dem sich viele weitere Informationen wie Geschwindigkeit, Fahrstrecke, Kalorienverbrauch oder Uhrzeit abrufen lassen. Auf Wunsch kann der Nutzer eine Verbindung zwischen dem Fahrrad und einem Smartphone herstellen. Über eine Shimano-App lassen sich anschließend verschiedene Parameter am Antrieb sowie der Anzeigemodus des Displays verändern.
Die Ausstattung des Engine Enduro 1 ist auf einem bereits sehr hohen Niveau, was sich auch im Preis zeigt: Das Testexemplar kostete rund 4500 Euro, was angesichts des Gebotenen ein mehr als fairer Kurs ist. Wem das Ausstattungsniveau der Enduro 1 nicht reicht, findet bei Bionicon insgesamt sechs Varianten der Engine-Familie mit einer Preisspanne von 4300 bis 5700 Euro. Die Topversion bietet als besonderes Detail eine elektronische Gangschaltung.
Quelle: ntv.de, Mario Hommen, sp-x
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