Thomas Müller ist sehr, sehr unzufrieden

  12 Juni 2020    Gelesen: 889
  Thomas Müller ist sehr, sehr unzufrieden

Na klar, sie freuen sich beim FC Bayern, schließlich haben sie wieder einmal das Pokalfinale erreicht. Gegen Eintracht Frankfurt bauen die Münchner nach einer überragenden Leistung in der zweiten Halbzeit radikal ab - ein Tor von, na klar, Robert Lewandowski löst dann aber doch noch das Ticket ins Endspiel.

Thomas Müller hatte diesen zugekniffenen Blick, den er immer dann hat, wenn er nicht zufrieden ist. Und zufrieden, das war er auch nicht. Nicht an diesem späten Mittwochabend, als sein FC Bayern zum dritten Mal in Serie in das Endspiel um den DFB-Pokal eingezogen war. "Summa summarum war es mit eines der pomadigsten Halbfinals, die ich in Erinnerung habe", sagte Müller in der ARD und holte zu einer in ihrer Komplexität überraschenden Kritik aus. Ungewöhnlich unsauber habe seine "geschlauchte Mannschaft" beim 2:1 (1:0) gegen Eintracht Frankfurt gespielt. Das Pressing habe nicht funktioniert, der letzte Pass war schlecht und die Verwertung der Torchancen ebenfalls - klingt alles irgendwie nach einem glücklichen Sieg.

Der aber war es nicht. Ganz und gar nicht. In der ersten Halbzeit spielten die Münchner extrem dominant. Wenn man Frankfurt nicht unterstellen möchte, dass sie arg überfordert wirkten, dann lautet die Wahrheit in schön wohl so: Sie waren chancenlos. Und sie wären chancenlos geblieben, hätten die Münchner ihr schönes Spiel etwas konsequenter vollendet. So aber rutschte Robert Lewandowski früh an einer Hereingabe von Müller vorbei, so scheiterte Kingsley Coman freistehend am Erfolg und so verpasste erneut Lewandowski die Entscheidung, als sein Abschluss von Kevin Trapp stark parierte wurde. Am Ende war es aber natürlich doch der Pole, der die Entscheidung besorgte und nach Toren von Ivan Perisic (14.) und Danny da Costa (69.) das 2:1 erzielte (75.), schön herbeigespitzelt von Alphonso Davies und Joshua Kimmich.

Mit seinem vierten Treffer im Wettbewerb, der zunächst einer Überprüfung des VAR standhalten musste, führt der Stürmer der Münchner nun auch die dritte Torschützenliste - neben der der Bundesliga und der Champions League - in dieser Saison an. Gemeinsam mit, Obacht (!), dem Düsseldorfer Rouwen Hennings. Nun, am kommenden Wochenende, wenn der FC Bayern im Brot-und-Butter-Wettbewerb gegen Borussia Mönchengladbach das nächste Spitzenspiel bestreitet (Samstag, 18.30 Uhr im Liveticker bei ntv.de) und womöglich zum achten Mal nacheinander Deutscher Meister wird, wird Lewandowski nicht treffen. Er ist gesperrt, ebenso wie Thomas Müller. Das aber ist nicht die größte Sorge von Hansi Flick. Er hadert eher damit, dass sein nicht prall gefüllter Kader kaum mal eine Pause bekommt, um sich zu erholen.

"Unglückliche" Spielansetzung

"Normalerweise diskutiere ich die Spiel-Ansetzungen wenig, weil man eh nichts tun kann", sagte er in der ARD. Er finde es jedoch "unglücklich", zwischen zwei Bundesliga-Partien wie gegen Bayer Leverkusen am vergangenen Samstag und nun eben gegen die Borussia ein Pokalspiel bestreiten zu müssen. "Vielleicht hätte man so ein Halbfinale, ähnlich wie es die Champions League plant, auch nach der Runde machen können, um sich erst einmal komplett auf die Meisterschaft zu konzentrieren", sagte Flick. Er habe dies von Anfang an intern so gesagt, "aber leider ist beim DFB keiner auf die Idee gekommen, das umzusetzen. Das ist so, das muss man hinnehmen."

Hinnehmen wollte Flick dann auch die zweite Halbzeit, in der seine müde Mannschaft, die ihm seit Monaten so viel Freude bereitet, so stark abgebaut hatte. Was aber auch an der deutlichen Steigerung der Frankfurter lag, wie er lobend erwähnte: "Der Gegner hat uns sehr gut unter Druck gesetzt und wir sind das eine oder andere Mal ins Schwimmen gekommen." Aber trotzdem müsse er, so befand Flick, dem Team "ein Riesenkompliment machen. Wir haben einen Riesenlauf, die Mannschaft spielt sehr, sehr gut und da kann man auch mal die zweite Halbzeit hinnehmen." Tatsächlich hat sie in diesem Jahr 15 ihrer 16 Spiele gewonnen, lediglich gegen RB Leipzig gab es am 9. Februar ein Remis.

Aufzuhalten, das sind die Münchner in dieser Saison nicht mehr. Das glaubt zumindest Roy Makaay. Der Stürmer, der dem FC Bayern zwischen 2003 und 2007 viele Tore und erfolgreiche Momente beschert hat, reiht sich in die Liste der Klublegenden ein, die dem Rekordmeister in dieser Saison das zweite Triple der Vereinsgeschichte zutrauen: "Die Meisterschaft ist fast entschieden. Im DFB-Pokal-Finale weißt du das nie, aber sie haben Leverkusen vergangene Woche recht einfach geschlagen. In der Champions League wissen wir nicht, ob und wann es weitergeht, aber ich denke, es gibt eine gute Chance, dass sie alle drei Titel gewinnen diese Saison", sagte der 45 Jahre alte Niederländer dem US-Sender ESPN.

Thomas Müller übrigens, der konnte am Ende seiner zweiminütigen Generalkritik zumindest ein bisschen lächeln. "Summa summarum", wiederholte er, "ist es egal, wie wir ins Finale gekommen sind." Tja, isso.

Quelle: ntv.de


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