Mazdas erster SUV-Stromer

  17 Juni 2020    Gelesen: 836
 Mazdas erster SUV-Stromer

Während andere Hersteller bei ihren E-Autos auf Reichweite setzen, hat Mazda für den MX-30 e-Skyactive beschlossen, dass es die nicht in großem Stil braucht, und für den Stromer das sogenannte "Rightsizing" erfunden. In dessen Mittelpunkt stehen Gewicht, Verbrauch und Produktionskosten.

Früher galt bei konventionell angetriebenen Autos der Tank als vernachlässigbare Größe, bei E-Autos hingegen ist die Dimension der Batterie der wichtigste Wert überhaupt. Neue Elektroautos sind dabei in einem Wettbewerb um Batteriegröße und Reichweite getreten. Gegen den Trend zum immer größeren Akkus hat sich Mazda für ein moderates Format von 35,5 kWh entschieden, das nach Ansicht der Japaner dem Klimaschutz zuträglicher ist. Auch sonst macht der SUV-Stromer, typisch Mazda, ein paar Dinge anders als andere.

Das betrifft zum Beispiel die Optik. Wie derzeit in Mode, mixt auch Mazda SUV-Elemente mit einem coupéhaften Dachverlauf. In der Flanke wirkt der Stromer wie ein Zweitürer, denn außen sichtbare Griffe für die Fondtüren gibt es nicht. Erst wenn eine vordere Tür geöffnet wird, lassen sich von innen auch die Fondportale öffnen - und zwar entgegengesetzt zur Fahrtrichtung. Dann offenbart sich auch die Abwesenheit der sonst üblichen B-Säulen, die sich in den Türen verstecken.

Immer etwas anders

Zwar sollte man angesichts dieser Lösung einen großzügigen Einstieg in den Fond erwarten, tatsächlich muss man als durchschnittlich großer Erwachsener auf den Weg dorthin recht klein machen. Angesichts der mäßigen Bein- und Kopffreiheit im Fond erreicht der 4,40 Meter lange MX-30 raumökonomisch nicht das klassenübliche Niveau. Hinter der kuscheligen Rückbank gibt es einen 366 Liter fassenden Kofferraum, der sich auf 1171 Liter erweitern lässt.

In Reihe eins ist das Platzangebot tadellos. Zudem präsentiert sich der MX-30 vorne aufgeräumt und richtig schick. Einiges wirkt typisch Mazda, anderes hingegen nicht. Zu letzter Kategorie gehört die freischwebende und mit Kork ausgelegte Mittelkonsole. Speziell zur Bedienung der Klimaanlage gibt es einen sieben Zoll großen Touchscreen. Natürlich wirkende Textilien mit weicher Haptik auf Sitzen und Türinnenverkleidungen sorgen für Wohnzimmer-Atmosphäre.

Beim Blick in den Motorraum beeindruckt die große Leere um das 145 PS starke Elektroaggregat. Nicht ganz zufällig ist hier Platz weitere Motoren: Voraussichtlich 2021 will Mazda den MX-30 alternativ auch mit Range-Extender anbieten. In dieser Version kann ein zusätzlicher Wankelmotor Strom generieren, falls der Batterie der Saft ausgeht.

Lieber nicht zu schnell

Wie bei einem Verbrenner wird auch der rein elektrische MX-30 per Power-Knopf "gestartet". Der Antrieb bleibt zunächst stumm, macht beim Fahren dann aber Geräusche, die einem Verbrenner nicht unähnlich sind. Hier hat sich Mazda für einen dezenten E-Sound entschieden, der dem Fahrer ein Gefühl von Beschleunigung vermittelt, aber keineswegs aufdringlich wird. Schon gar nicht für Außenstehende, da dieser Klang ausschließlich nach innen gerichtet ist.

Dank 271 Newtonmeter Drehmoment geht es auf Wunsch zügig voran. 9,7 Sekunden dauert es, bis die 100 km/h fallen. Flott lässt sich der 1,6-Tonner auch um enge Kurven scheuchen. Statt zu untersteuern, neigt er dazu, über alle vier Räder zu schieben. Dabei wirkt er gutmütig und neutral, allerdings nicht so agil, wie man es von anderen Mazda-Modellen mit Verbrenner kennt. Das gilt auch für die Höchstgeschwindigkeit: Offiziell wird diese bei bereits 140 km/h abgeregelt, laut Tacho waren maximal 146 km/h möglich.

Wer allerdings flott unterwegs ist, muss den fast schon beängstigenden Stromverbrauch im Auge behalten. Die dann im Datenblatt vermerkte WLTP-Reichweite von 200 Kilometern wirkt dann nämlich unwahrscheinlich wie die Fahrt zum Mond. Anders als andere neue Elektro-Modelle ist der MX-30 also wirklich nicht langstreckentauglich. Das knappe Batterieformat von 35,5 kWh nennt Mazda "Rightsizing". Es bietet unter anderem Vorteile bei Gewicht, Verbrauch und Produktionskosten.

Wer ihn will, sollte rechnen

Ob sich der MX-30 mit diesem Mittelweg für den Alltag eignet, muss jeder für sich selbst herausfinden. Die 200 Kilometer sind jedenfalls ein praxisnaher Wert und damit für die meisten Fahrprofile ausreichend. Im praktischen Fahreinsatz war der E-Mazda im Hinblick auf den Energiebedarf erfreulich zurückhaltend. Auf einer gut 70 Kilometer langen Testrunde - mit Anteilen an Stadtverkehr, Landstraßen und Autobahn - pendelte sich der Stromkonsum bei weitgehend normaler Fahrweise auf 15 Kilowattstunden pro 100 Kilometer ein. Am Ende der Runde war die Batterie noch zu zwei Drittel gefüllt, was laut Bordcomputer für weitere 144 Kilometer reichen soll. 200+ Kilometer mit einer Batteriefüllung sollten also kein Problem sein. Angesichts dieser Praxiswerte erstaunt die Einstufung des WLTP-Normverbrauchs, der mit 19 kWh pro 100 Kilometer auf deutlich höherem Niveau festgelegt wurde.

Erfreulich niedrig fällt auch der Preis für den bereits bestellbaren und offiziell Ende September verfügbaren MX-30 aus. Zunächst haben Kunden die Wahl zwischen einer Basisvariante sowie einer First dition mit Preisvorteil. Ab Juli wird Mazda Details zum gesamten Line-up verraten, welches dann weitere Ausstattungsniveaus umfassen wird. Mit dem auf 16 Prozent reduzierten Mehrwertsteuersatz sinkt der Preis der zunächst bestellbaren Basis auf rund 32.645 Euro. Hier sind 18-Zoll-Räder, Klimaautomatik, Voll-LED-Scheinwerfer, Infotainmentsystem mit Navigation, Head-up-Display und viele zeitgemäße Assistenzsysteme an Bord.

Zieht man den erhöhten Umweltbonus von rund 9500 Euro ab, muss man als Kunde noch knapp über 23.000 Euro zahlen. Bei einem vergleichbaren Mazda-Modell mit Verbrenner, einem CX-30 mit 150 PS starkem Benziner und Automatik, liegt der offizielle Listenpreis gut viereinhalbtausend Euro darüber. Dank geringer Energiekosten, Steuerbefreiung bis 2030 und geringeren Wartungskosten bietet das erste E-Auto von Mazda noch weitere finanzielle Vorteile. Die abzüglich Umweltbonus rund 23.700 Euro teure First Edition beinhaltet zudem Matrix-Scheinwerfer, DAB-Radio, E-Sitze und Sitzheizung.

Quelle: ntv.de, Mario Hommen, sp-x


Tags:


Newsticker