Glaubt man Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), ist Junge der Spitzenkandidat einer rechtsradikalen, ja rassistischen Partei. Einer, mit dem man nicht vor laufenden Kameras diskutiert, weil man so einem kein Forum bieten darf. Fragt man Uwe Junge, beklagt er eine "einmalige Hetzkampagne der Altparteien und Teilen der Medien, die an Intensität und Perfidität kaum noch zu überbieten ist" und sagt: "Wir sind bürgerlich-konservative Menschen mit Disziplin und Anstand."
Wofür steht Uwe Junge? Ist er nur ein etwas rückständiger Konservativer? Oder doch ein verkappter Rassist und bekennender Islamfeind?
Uwe Junge hat in einem Nebenraum der Stadthalle von Bad Dürkheim Platz genommen, es dauert noch eine gute Stunde bis die Veranstaltung beginnt. Er ist groß, braungebrannt und drahtig und sieht mit seiner knolligen Nase und seinem akkuraten Schnurrbart ein wenig aus wie eine Figur aus einem Asterix-Comic. Junges Eltern stammen aus Schlesien, aufgewachsen ist er im niedersächsischen Hildesheim.
Er hat erst eine Ausbildung als Schriftsetzer absolviert und wurde dann Berufssoldat – wie schon sein Vater. Im Wahlkampf ist Junge wahnsinnig freundlich, spricht fast druckreif und gibt sich nachdenklich. Den beinahe 200 Besuchern ruft er an diesem Abend zu: "Die Zeit ist gekommen für Widerstand. Die Merkel muss weg und Dreyer hinterher."
Mit der Bundeswehr in Kroatien und Afghanistan
Obwohl Junge weder Abitur noch ein abgeschlossenes Studium hat, wurde er zur Führungsakademie der Bundeswehr berufen. "Als einer von neun pro Jahrgang", wie er stolz berichtet. Junge war mit der Bundeswehr in Kroatien und Bosnien-Herzegowina, wurde Zugführer, Kompaniechef und Rüstungsstabsoffizier. Zweimal war Junge auch in Afghanistan – 2003 als Teil eines Erkundungsteams, 2011 dann mehrere Monate als Leiter der operativen Information. 2009 trat Junge – der schon als 20-Jähriger Mitglied der CDU wurde – enttäuscht aus der Union aus und wurde Mitglied der Partei Die Freiheit. Dass diese bald offen islamfeindlich auftrat, will er nicht mitbekommen haben. Damals sei er in Afghanistan stationiert gewesen, sagt Junge.
Fragt man ihn nach seiner Zeit in Afghanistan, nach seinen Erfahrungen mit Muslimen und dem Islam, erzählt er, dass er sich nach dem 11. September an der Führungsakademie der Bundeswehr mit dem Islam befasst, Moscheen in Hamburg besucht und an Gebeten teilgenommen habe. Uwe Junge, der Offizier, schwärmt dann von der wunderbaren Gastfreundschaft in Afghanistan und davon, wie wichtig die Religion für die Menschen in den Dörfern sei. Er erläutert kulturelle Feinheiten der afghanischen Gesellschaft, wie er mit landeskundigen Ethnologen zusammengearbeitet habe, um Konflikte zu vermeiden und wie fragil der Islam in Deutschland bis heute sei. Wenig später, vor den vorwiegend älteren Männern in Bad Dürkheim, erklärt der AfD-Politiker Junge: "Der Islam passt nicht zu unserer Kultur und zu Deutschland." Die Menschen im Saal klatschen sehr, sehr laut.
Es ist nicht das erste Mal, dass Junge derartige Töne anschlägt. "Der Islam ist keine Religion des Friedens", sagte er beim Wahlkampfauftakt seiner Partei zu Beginn des Jahres in Mainz. "Er wendet sich gegen alles, was unsere Werte ausmacht. Er ist mit unserer weltoffenen Gesellschaft komplett inkompatibel. Er befürwortet Gewalt und verhindert Toleranz und Gleichberechtigung."
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