Yamaha MT-03 - verschärfter Einstieg

  02 Juli 2020    Gelesen: 523
  Yamaha MT-03 - verschärfter Einstieg

Nach vier Jahren hat sich die Yamaha MT-03 in der Familie etabliert. Jetzt will sie optisch verschärft unter Beweis stellen, dass man auch mit kleinen Motorräder sehr viel Spaß haben kann. Einziger Bedingung ist der Wille zur Drehzahl.

Als Yamaha 2016 die erste MT-03 vorstellte, war man sich nicht sicher: Wollen Motorradfahrer ein Zweirad, das zwar mutig aussieht, von seiner technischen Ausstattung aber in die Einsteiger-Schublade zu stecken ist? Jetzt, vier Jahre später, darf diese Frage mit "Ja" beantwortet werden, mit steigender Tendenz. Daran hat die zweite Generation des "Light-Twins" für Führerschein-A2-Aspiranten durchaus ihren Anteil, denn das 2020er-Modell sieht noch viel mehr nach erwachsenem Motorrad aus als ihre Vorgängerin.

Das liegt zuvorderst an ihrem neuen, aggressiven Gesicht, das von zwei schmalen Positionslichtern über einem mittigen LED-Scheinwerfer geprägt wird. Zusammen mit minimalen Kunststoffteilen, aber dominanten Lufteinlässen verleiht es der kompakten Maschine ein geducktes Erscheinungsbild mit optisch vorn konzentrierten Massen und einer dynamischen, nach hinten ansteigenden Linie.

Eine feine Familie

Damit befindet sich die 300er in bester Gesellschaft zu den anderen Mitgliedern der MT-Familie, den sogenannten "HyperNakeds" MT-07, MT-09 und MT-10, die bei Yamaha für sportlichen Landstraßen-Fahrspaß stehen. Bei der MT-03 leuchten nun auch die Blinker und das ins Heck integrierte Rücklicht modern per LED-Technik.

Dem trägt die modifizierte Ergonomie Rechnung, hier legt der höhere und näher zum Fahrer hin gerückte breite Rohrlenker eine engagierte Fahrweise nahe. Dank des kürzeren und breiteren Spritfasses ergibt sich auch für größere Fahrer ein passender Knieschluss, der für eine innige Verbindung mit der MT sorgt. Das in angenehm erdverbundenen 78 Zentimeter Höhe platzierte Fahrerpolster steht als solches dann eher für einen sportlichen Kniewinkel, was auf Dauer etwas lästig ist.

Für den kurzweiligen Fahrspaß stehen hingegen in erster Linie die 42 Pferdestärken des in seinen Grundzügen unveränderten Reihen-Zweizylinders. Aus 321 Kubikzentimetern Hubraum schöpft der 180-Grad-Twin mit Vierventiltechnik und leichten Schmiedekolben ein appetitliches Drehmoment von 29,6 Newtonmetern, das bei 9000 Touren anliegt. Die Nenndrehzahl von 10.750 Kurbelwellenumdrehungen legt nahe, dass dieses Aggregat gedreht werden will und mit einem fleißigen Schaltfuß für das knackig Sechsganggetriebe auf Zug gehalten werden muss.

Erst obenraus geht die Post ab

So passiert im unteren Drehzahlbereich auch nicht viel, dafür ist das Ansprechverhalten auf Gasgriffbefehle makellos. Erst ab mittlerer bis hoher Drehzahl erwacht die Yamaha MT-03 zum Leben und sprintet zügig voran. Wer’s darauf anlegt, den schiebt das unverkleidete Motorrad sogar mit 170 Sachen über die Autobahn, was aber mangels Windschutz nicht von langer Dauer ist.

Anhaltend ist dagegen der Fahrspaß im Kurvenwerk und in der Stadt, da fühlen sich die MT-03 und ihr Fahrer wohl. Ziemlich mühelos und dazu recht genau lässt sich die 169 Kilogramm leichte Indonesierin – dort produziert Yamaha die MT-03 – über den breiten Lenker dirigieren und bietet sogar einen ausewogenen Fahrkomfort.

Für die Stabilität ist der Stahlbrückenrahmen, der so auch in der Supersportschwester YZF-R3 verwendet wird, zuständig. Bei der Abstimmung der nicht einstellbaren Upside-Down-Gabel und des Federbeins haben sich die Yamaha-Verantwortlichen eher für die komfortable Seite entschieden, dennoch könnte gerade das Heck die Bodenunebenheiten etwas sensibler verarbeiten.

Bremsen nichts für alte Hasen

Eher für Einsteiger denn alte Hasen sind die Bremsen gemacht. Insbesondere der Doppelkolben-Schwimmsattel der vorderen Einzelscheibe lässt es lieber gemütlich angehen, ohne es an Bremsleistung vermissen zu lassen. Dafür verlangt er allerdings viel Handkraft. Das Bemühen Yamahas um einen konkurrenzfähigen Preis zeigt sich leider im Fehlen von weiteneinstellbaren Hebeln.

Die Ausstattung zeigt sich dennoch aufgehübscht mit neuen Bedienelementen samt Warnblinkschalter am rechten Lenkerende und einem monochromen LC-Display, das eine hilfreiche Ganganzeige bietet. Daneben informiert es den Fahrer über Geschwindigkeit, Wegstrecken, Verbräuche, Wassertemperatur und Uhrzeit, ist aber nur über zwei Knöpfe direkt am Display umzuschalten – die Fernbedienung fürs Info-Cockpit muss bis zum nächsten Modellupdate warten.

Die verlangten 5499 Euro sind durchaus angemessen. Und dürften dazu beitragen, dass Motorradfahrer noch häufiger dieses agile, leichtfüßige Zweirad nachsuchen, das viel Spaß bereitet, ohne zu überfordern.

Quelle: ntv.de, Thilo Kozik, sp-x


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