Wie ist der Sommer 2020 denn bisher einzustufen?
Verglichen mit den langjährigen Mittelwerten war er im Juni deutschlandweit betrachtet in Sachen Regen und Sonne eher durchschnittlich. Dabei war es insgesamt etwas zu warm.
Wie viel zu warm?
Verglichen mit dem aktuell gültigen Klimazeitraum von 1961 bis 1990 rund 1,5 Grad. Vergleicht man es mit den letzten drei Jahrzehnten, dann ist die Abweichung rund ein Grad geringer. Also ein halbes Grad über dem Mittelwert und definitiv kein Vergleich zum Juni 2019. Der war - je nach Zuzugszeitraum - nämlich 3,5 beziehungsweise 4,5 Grad zu warm. Da liegen meteorologisch gesehen Welten dazwischen.
Wie kann das sein? Kaum Hitze im Juni, aber immer wieder Probleme mit der Dürre.
Das Grundproblem, das uns seit Jahren beschäftigt, ist die Trockenheit im Frühjahr. Kein Monat hat im Klimawandel seinen Charakter so stark geändert wie der April. Und in diesem Jahr war es besonders krass. Gerade mal ein Viertel des ansonsten üblichen Regens ist gefallen. Der Mai brachte nur die Hälfte. Und das in einer Phase, in der die Natur extrem viel Durst hat. Außerdem haben sich die tiefer gelegenen Wasservorräte immer noch nicht vom Dürrejahr 2018 erholt. Das macht sich auch nach wie vor beispielsweise in unseren Wäldern bemerkbar.
Meteorologisch gesehen dauert der Sommer noch bis Ende August. Verschärft sich die Trockenheit oder müssen wir uns auf einen verregneten Rest-Sommer einstellen?
Die Regenmengen, die beispielsweise unser 42-Tage-Trend berechnet, deuten vielerorts auf einen oft trockenen Sommerverlauf mit kurzen wechselhaften Abschnitten hin. Größere Regenmengen und längere nasse Phasen wären demnach allenfalls im Süden drin. Ähnlich wird das unterm Strich auch vom Amerikanischen Wetterdienst NOAA in seinen experimentellen Langfristprognosen gesehen. Unterm Strich sieht es derzeit so aus, dass es - nach der aktuell eher wechselhafte Phase - ab der Monatsmitte für die meisten von uns erst mal nur sehr selten Regen geben dürfte und dass sich unser Sommer 2020 somit pünktlich zu den Hundstagen stabilisiert.
Wird es denn mit den Hundstagen auch heiß?
Die momentane Großwetterlage ist dominiert durch zum Teil sehr stramme westliche Winde. Eine Lage, die auch noch ein paar Tage anhält und sich dann aber irgendwann auch mal abschwächen dürfte. Das ist eine spannende Entwicklung, denn solche Situationen können durchaus auch mal in großen Überraschungen enden.
Kommen die Hitze- und Hochsommerfreunde etwa doch noch auf ihre Kosten?
Da lassen die aktuellen Berechnungen noch auf die Euphorie-Bremse treten. Denn momentan bleiben die Wettercomputer noch beim Schaukelsommer.
Was bedeutet "Schaukelsommer" konkret?
Dass wir ein ordentliches Auf und Ab der Temperaturen erleben dürften. Nimmt man zum Beispiel die aktuellen Vorhersage für München, dann sehen wir Abschnitte mit über 30, teils bis an die 35 Grad. Aber auch Tageshöchstwerte von unter 20 Grad. Ganz spannend ist dabei ebenfalls, dass die Berechnungen deutschlandweit so gut wie keine tropischen Nächte dabeihaben. Auch das spricht gegen lange hochsommerliche Phasen. Denn die längere Aufheizung mit einer Verstärkung der Hitze über Tage ist quasi nicht mit in den Berechnungen. Das wird im Übrigen auch von den NOAA-Prognosen für den Juli und den August gedeckt. Demnach verläuft der Sommer 2020 oft normal bis minimal überdurchschnittlich temperiert.
Wie ist das Fazit für den Sommer 2020?
Unterm Strich sieht derzeit alles nach einem ziemlich durchschnittlichen Sommerverlauf aus, wie wir ihn tatsächlich schon seit Jahren nicht mehr erlebt haben. Überraschungen jeglicher Art sind dabei aber definitiv nicht auszuschließen.
Wie könnten die sich darstellen?
Wir können ja anhand der Wettercomputer zunächst einmal die wahrscheinlichsten Optionen absehen. Doch kann so eine Westlage auch in einem Hitze-Szenario oder in einem Dauertief über Deutschland mit häufigen Gewittern in schwül-warmer Luft enden. Letztere Varianten sind dann eher das meteorologische Bauchgefühl und die Erfahrungen, während die Prognose ja tatsächlich auf den aktuellen Computerberechnungen basiert.
Quelle: ntv.de
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