Fauci rügt US-Gouverneure für frühe Öffnung

  10 Juli 2020    Gelesen: 432
Fauci rügt US-Gouverneure für frühe Öffnung

Immer schneller breitet sich das Coronavirus im Sonnengürtel der USA aus - auch, weil die Bundesstaaten ihre Beschränkungen zu früh gelockert haben, meint der US-Immunologe Anthony Fauci. Dass sein Land in der Pandemie kein gutes Bild abgebe, liege auch an der Spaltung der Politik.

Nach Einschätzung von US-Immunologe Anthony Fauci sind die aktuellen Corona-Ausbrüche in vielen Teilen der Vereinigten Staaten auf die zu frühe Wiedereröffnung einiger Bundesstaaten zurückzuführen. "In einigen Staaten sprangen die Gouverneure und Bürgermeister im wesentlichen über die Richtlinien und Kontrollpunkte und öffneten etwas zu früh", sagte Fauci dem Podcast "FiveThirtyEight". Der Experte und Regierungsberater nannte Florida als Beispiel, das einige Richtlinien außer Acht gelassen habe. Die USA gäben verglichen mit anderen Staaten momentan kein gutes Bild ab.

Dass die USA mit momentan täglich um die 60.000 nachgewiesenen Neuinfektionen hohe Anstiege verzeichnen, führte Fauci dabei auch auf die Zerstrittenheit der amerikanischen Politik zurück: "Ich denke, man muss davon ausgehen, dass es ohne eine solche Spaltung einen koordinierteren Ansatz geben würde". Einigen Politikern in den Vereinigten Staaten, allen voran Präsident Donald Trump und einigen Gouverneuren, wurde mehrfach vorgeworfen, in der Pandemie Entscheidungen unter politischen und nicht gesundheitlichen Gesichtspunkten zu treffen.

Trump kritisierte den Immunologen noch am Donnerstagabend: "Fauci ist ein netter Mann, aber er hat viele Fehler gemacht", sagte er im Interview mit einem seiner Lieblings-Fernsehmoderatoren, Sean Hannity, auf dem Sender Fox. Die Experten hätten bei vielen Dingen Fehler gemacht.

Virus ist ein "schlimmer Alptraum"

Trump drängt seit Monaten auf eine schnelle Wiedereröffnung der Wirtschaft. Eine starke Ökonomie, die in den Vereinigten Staaten noch im Februar auf Rekordkurs war, sieht er als eines der besten Argumente für seine Wiederwahl im November. Auf einer Veranstaltung des US-Mediums "The Hill" bezeichnete Fauci das Coronavirus wegen seiner leichten Übertragbarkeit unterdessen als "schlimmsten Alptraum". Die Effizienz, mit der das Virus Menschen anstecke, sei "wirklich bemerkenswert". Er riet den besonders betroffenen Bundesstaaten, geplante Lockerungen der Corona-Auflagen auf Eis zu legen.

Die USA hätten es nach der ersten Zuspitzung der Pandemie im März nie geschafft, weniger als 20.000 Neuinfektionen pro Tag zu erreichen. Trotzdem hätten südliche Bundesstaaten ihre Beschränkungen schnell gelockert, erklärte Fauci. "Das müssen wir besser machen." Die Lage ist vor allem in den Bundesstaaten Florida, Texas, Kalifornien und Arizona ernst. Eine der großen Herausforderungen des Coronavirus sei es, dass es viele Infizierte gebe, die den Erreger weiter verbreiteten, selbst jedoch keine Symptome zeigten, erklärte Fauci.

Der Experte ist der Direktor des Nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten und ein Mitglied der Corona-Arbeitsgruppe des Weißen Hauses. Vergangene Woche hatte er bei einer Anhörung im Kongress gewarnt, ohne entschlossenes Gegensteuern könne die Zahl der Neuinfektionen pro Tag in den USA bald auf bis zu 100.000 steigen.

Quelle: ntv.de, jug/dpa


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