Entschlüsselung von iPhone wäre “schlecht für Amerika“

  25 Februar 2016    Gelesen: 783
Entschlüsselung von iPhone wäre “schlecht für Amerika“
Apple-Chef Tim Cook bleibt im Streit um die Entschlüsselung eines iPhones hart. Das Smartphone des Attentäters im kalifornischen San Bernardino zu entschlüsseln wäre "schlecht für Amerika", sagte Cook am Mittwoch in einem Fernsehinterview. Es gehe bei dem Streit mit der US-Bundespolizei FBI nicht um ein einzelnes iPhone. "Es geht um die Zukunft", sagte Cook. Es dürfe kein Präzedenzfall geschaffen werden.
Apple widersetzt sich einer gerichtlichen Anordnung, dem FBI bei der Entschlüsselung des iPhones von Sayed Farook zu helfen. Farook hatte Anfang Dezember mit seiner Ehefrau bei einem islamistischen Anschlag in San Bernardino 14 Menschen erschossen, ehe das Paar von der Polizei bei einem Schusswechsel getötet wurde.

Dem FBI ist es bisher nicht gelungen, die Sperre von Farooks Handy auszuhebeln. Apple weigert sich jedoch, den Ermittlern zu helfen. Der kalifornische Konzern beruft sich in diesem Fall und in mindestens zehn weiteren Entschlüsselungsanfragen unter anderem auf den Schutz der Privatsphäre von Smartphone-Nutzern.

Wenn Apple einlenke, könne das FBI "auf Bürgerrechten herumtrampeln", sagte Cook dem Fernsehsender ABC News. Auf die Frage, ob Apple durch eine Entschlüsselung von Farooks iPhone womöglich einen weiteren Anschlag verhindern könne, antworte der Apple-Chef: "Manche Dinge sind hart und manche Dinge sind richtig. Und manche Dinge sind beides. Das ist eines dieser Dinge."

Apple habe "keine Sympathie für Terroristen", erklärte Cook. "Es geht nicht um deren Privatsphäre, sondern um die Privatsphäre von allen anderen." Cook bekräftigte, dass Apple grundsätzlich nicht bereit ist, eine Software zum Entsperren von iPhones zu entwickeln. Eine solche Software wäre "wie Krebs", sagte Cook.

Er kündigte an, sich in dem Streit auch an US-Präsident Barack Obama zu wenden. Apple sei außerdem bereit, den Fall bis vor den Obersten Gerichtshof zu bringen. Letztlich müsse aber der US-Kongress mit einem neuen Gesetz klarstellen, in welchen Fällen Technologiekonzerne den Sicherheitsbehörden Zugriff auf die Daten ihrer Kunden gewähren müssten.

Der Fall hat in den USA zu einer neuen Debatte über Verschlüsselung und Sicherheit geführt. Unterstützt wird Apple von Facebook-Chef Mark Zuckerberg und Firmen wie Google, Yahoo, Mozilla und Twitter. Google-Chef Sundar Pichai sagte am Mittwoch bei einer Konferenz in Paris, dass der Einbau von Hintertüren "sehr, sehr schlimme Konsequenzen" habe und letztlich immer den Nutzern schade.

CIA-Chef John Brennan stellte sich dagegen hinter das FBI. Das FBI sei "eindeutig im Recht", wenn es im Zuge von Ermittlungen erfahren wolle, was in dem Smartphone stecke, sagte Brennan dem Radiosender NPR. Es dürfe "keinen Ort" geben, "wo Terroristen oder Kriminelle oder Leute, die das Gesetz brechen wollen, vollkommen straffrei" ausgingen.

Wie die "New York Times" berichtete, arbeitet Apple bereits an noch ausgefeilteren Verschlüsselungstechnologien für seine Geräte. Damit solle der jetzt vom FBI geforderte Zugang künftig völlig unmöglich gemacht werden, schrieb die Zeitung unter Berufung auf Unternehmenskreise und Sicherheitsexperten.

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