Bundeswehr vermisst 60.000 Schuss Munition

  18 Juli 2020    Gelesen: 539
  Bundeswehr vermisst 60.000 Schuss Munition

Die Bundeswehr muss erneut eingestehen, dass sie die Übersicht über ihr Inventar verloren hat. Nachdem kürzlich die Eliteeinheit KSK den Verlust großer Mengen Sprengstoff einräumt, fällt das Fehlen weiter Zehntausender Patronen auf. Verschiedene Ursachen kommen dafür infrage.

Bei der Bundeswehr werden seit 2010 mindestens 60.000 Schuss Munition vermisst. Dies teilte die Bundesregierung auf parlamentarische Anfragen verschiedener Fraktionen mit, wie die "Welt" berichtet. Das Bundesverteidigungsministerium sagte eine "intensive" Prüfung zu. "Wir müssen jetzt klären, was die Gründe sind: Ist das jetzt Schlamperei? Sind Bestände in den Einsatzgebieten verblieben? Oder steckt da auch kriminelle Energie dahinter, und es hat jemand etwas abgezweigt", sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums nun in Berlin. "Nichts davon kann im Moment ausgeschlossen werden."

Den Angaben zufolge konnten von mehr als 96.000 abhanden gekommenen Patronen unterschiedlichen Kalibers nur rund 36.000 wieder sichergestellt werden. Der ungeklärte Verbleib von 48.000 Schuss Munition bei dem in die Kritik geratenen Kommando Streitkräfte (KSK) sei in der Übersicht nicht enthalten. Dort waren auch 62 Kilogramm Sprengstoff abhandengekommen.

"Wir ermitteln jetzt intensiv und überprüfen unsere Verfahren - nicht nur im KSK", sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums weiter. Die Behörden arbeiteten zusammen. "Schlamperei wird abgestellt, jeder Fall eines Abzweigens" wird zur Anzeige gebracht, und die Staatsanwaltschaft wird eingeschaltet."

"Rechte gewaltbereite Kreise könnten sich bewaffnen"

Verteidigungspolitiker im Bundestag reagierten mit Unverständnis und Kritik. Tobias Pflüger von der Linken sagte: "Es geht hier darum, dass sich rechte gewaltbereite Kreise bewaffnen." Die Linke habe immer wieder auf die enorme Gefahr hingewiesen, die bestehe, wenn offensichtlich vorhandene rechte oder rechtsextreme Kreise innerhalb der Bundeswehr oder Polizei an Munition und Kriegswaffen kämen. "Es kann sich nicht um Einzelaktionen handeln."

CDU-Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer müsse sich diesem Thema "mit absoluter Priorität widmen", verlangte Pflüger. "Wenn 60.000 Schuss Munition nicht mehr auffindbar sind, zeugt dies von unglaublicher Schlamperei! An sich dürfte dies gar nicht passieren, wenn sich alle an die Vorschriften zum Umgang mit Munition gehalten hätten", sagte Tobias Lindner von den Grünen der "Bild".

CDU-Verteidigungspolitiker Henning Otte sagte der Zeitung: "Wer bei der Bundeswehr war, weiß, wie sorgfältig dort normalerweise mit Waffen und Munition umgegangen wird. Dieser Sachverhalt widerspricht vollkommen der Kultur der Bundeswehr." Eine vollständige Aufklärung sei unabdingbar.

ntv


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