Nato warnt Russland

  06 Oktober 2015    Gelesen: 919
Nato warnt Russland
Das Bombardement Russlands im Westen Syriens trägt das Siegel des Anti-IS-Kampfes. Doch mehr als 40 Rebellengruppen werfen Moskau ein Massaker an Zivilisten vor. Den russischen Luftangriffen soll eine Bodenoffensive Assads und seiner Verbündeten folgen.
Den russischen Luftangriffen auf Rebellengebiete im Westen Syriens soll sich eine Bodenoffensive anschließen. Für den Angriff nördlich der Stadt Homs würden Tausende Kämpfer der syrischen Streitkräfte, der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah, der iranischen Revolutionsgarden und verbündeter Milizen mobilisiert, erfuhr die dpa aus dem Umfeld eines von der Hisbollah geführten Bündnisses. Die Bodenoffensive dürfte scharfe Kritik westlicher und sunnitischer Staaten hervorrufen, die in der Region aktive Rebellen unterstützen.

Russland hatte argumentiert, seine Bombenangriffe richteten sich gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und andere terroristische Organisationen. Einige Rebellengruppen, die den Sturz des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad anstreben, werden vom Westen aber nicht als terroristisch, sondern als gemäßigt angesehen, auch wenn sie mit Islamistentruppen taktische Bündnisse eingehen.

Die von russischen Flugzeugen beschossene Region ist eine der ältesten Oppositionshochburgen in dem mehrjährigen Bürgerkrieg in dem Land. Mehrere Gruppen wie etwa die Al-Nusra-Front sind dort aktiv. Der syrische Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida kämpft mit anderen Rebellen gegen das Regime und den IS. Die Terrormiliz, die Teile im Osten und Norden des Landes kontrolliert, soll in der Region nicht präsent sein.

"Russische Militäraggression"

Mehr als 40 Rebellengruppen hatten der russischen Luftwaffe am Montag ein "Massaker" an Zivilisten in der Provinz Homs vorgeworfen und Vergeltung angedroht. Die "russische Militäraggression" sei eine "offene Besatzung", und alle Besatzungsmächte seien "legitime Ziele", heißt es in der Erklärung, die von gemäßigten Rebellenbrigaden sowie von radikalislamischen Truppen wie Ahrar al-Scham und Dschaisch al-Islam getragen wurde. Die Al-Nusra-Front unterzeichnete nicht.

Der US-Sender Fox News hatte vor wenigen Tagen berichtet, der Iran habe Bodentruppen nach Syrien gesandt. "Dieser (Streitkräfte-)Aufbau wurde immer so verstanden, dass die Russen die Luftwaffe und die Iraner die Bodentruppen in Syrien stellen würden", sagte ein ungenannter US-Militärvertreter dem Sender. Auch ein Militärberater der gemäßigten Freien Syrischen Armee (FSA) hatte erklärt, Truppen der iranischen Revolutionsgarden und der Hisbollah seien zusammengezogen worden. Der Iran wies diese Berichte zurück.

Nato warnt Russland

Derweil warnte die Nato Russland vor weiteren Verletzungen des türkischen Luftraums. Das Eindringen von Flugzeugen in das Hoheitsgebiet des Bündnispartners stelle ein unverantwortliches Verhalten dar und sei extrem gefährlich, teilte die Allianz nach einer Sondersitzung auf Botschafterebene mit.

Zuvor hatte die türkische Regierung Moskau von zwei Vorfällen im Grenzgebiet berichtet. Russland bestätigte dies: Das Eindringen eines russischen Kampfjets vom Typ Su-30 am Samstag habe nur "einige Sekunden" gedauert und sei aufgrund "schlechter Wetterverhältnisse in dieser Zone" geschehen, erklärte der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau, Igor Konatschenkow. Die Maschine sei auf dem Rückflug zu ihrem Stützpunkt gewesen.

"Man sollte darin kein Komplott sehen", erklärte der General weiter. Ankara erhalte über den türkischen Militärattaché in Moskau eine "angemessene Aufklärung" des Vorfalls.

Moskau und Ankara sind in der Syrien-Frage gespalten. Russland hilft mit seinen Luftangriffen Assad. Die Türkei dagegen unterstützt Kämpfer der moderaten Opposition, die Assad stürzen wollen. Auch eine von den USA angeführte Koalition fliegt seit gut einem Jahr Luftangriffe in Syrien. Die Allianz will nach Informationen der "New York Times" eine Front aufbauen, um den Druck auf die IS-Hochburg Al-Rakka in Syrien zu verstärken. Demnach sollen Kampfflugzeuge der Alliierten bis zu 5000 arabische und 20.000 kurdische Kämpfer unterstützen. Das Blatt beruft sich auf ranghohe Regierungsbeamte.


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